Es muss ein seltsames Bild Anfang der Woche gewesen sein, das im Idealfall sonst niemand live gesehen hat (weil er zu Hause war). Bürgermeister Simon Hartmann traf sich bei herrlichem Sonnenschein mit den Leitern des Ordnungsamtes und Vertretern der Polizei auf einem vollkommen leer gefegten Marktplatz in Northeim. Pflichtbewusst stand jeder mindestens eineinhalb Meter voneinander entfernt. Das hier mehr als zwei Personen stehen, die garantiert nicht in einem gemeinsamen Haushalt wohnen – die Polizeibeamten werden ein Auge zugedrückt haben.
Uniform ist kein Schutz
Dabei schauen Polizei und Ordnungsamt gerade ganz genau hin, sollten sich doch mal mehr als zwei Leute treffen, sollte doch mal ein Abstand nicht eingehalten oder ein Geschäft geöffnet sein. Bisher halten sich die Meisten an die Anordnungen. Das sich vier in einem Northeimer Kiosk auf ein Bier trafen, in Einbeck eine entdeckte Trinker-Gruppe randalierte – geschenkt.
Trotzdem: Das Corona-Virus interessiert sich nicht für Uniformen. Auch dann nicht, wenn sie im Sonnenlicht so schön glänzen. Die Northeimer Polizei hat das erst vor kurzem selbst spüren müssen, als ein Kollege infiziert aus dem Urlaub zurückkam. Dienststellen wurde geschlossen, Kollegen mussten ins Home-Office.
Glück hatten bisher zumindest die Einsatzkräfte der Feuerwehren. Die dürfen zwar nicht mehr in Gruppen in die Feuerwehrhäuser, müssen aber trotzdem täglich Menschenleben retten. Zumindest von hier gibt es noch keine Meldung – der Abstand wird aber eingehalten.
Das sich in Northeim nur sehr wenige Menschen mit dem Virus anstecken, kann ein Erfolg sein für die bisherigen Maßnahmen. „Wenn wir jetzt alle weiterhin entschlossen handeln, können wir die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verlangsamen und viele Leben retten“, verabschiedet sich Bürgermeister Simon Hartmann optimistisch ins Wochenende.
Die Geschäftsleute, die trotzdem schließen mussten und sich auch daran halten, kommen derweil auf kreative Ideen. Eine Liste gibt es hier.
Weitere Kontrollen
Aber worauf auchten die Beamten jetzt? Klar, 1,5 Meter Abstand halten, lieber noch zwei Meter. Einzelpersonen dürfen draußen herumlaufen, wie sie wollen. Personen aus dem gleichen Haushalt zu zweit ebenso.
Grillen, Party, Picknick? Nein, verboten. Gruppen- oder Rudelbildung? Schiedsrichter wie der neue Northeimer Polizeichef Michael Weiner lieben es: Nein, verboten!
Restaurants stellen auf Lieferdienst um, in den Supermarkt kommt nur noch, wer einen der wenigen Einkaufswagen dabei hat. Baumärkte dürfen nur noch Kollegen aus der Branche Waren aushändigen. Meetings finden digital statt, Online-Shops werden in Windeseile aufgebaut. Die Solidarität in Northeim ist groß. #supportyourlocal trendet seit Tagen in den sozialen Netzwerken.
Solange die Zeiten nicht einfacher werden, machen wir sie uns besser. Bleibt gesund!
Foto: Stadt Northeim