Wer jetzt den Northeimer Freizeitsee nutzt, begibt sich in Lebensgefahr. Die sogenannte Wasserpest hat den See erneut befallen. Noch nie war es so viel. Nun wird etwas dagegen getan.

Schon nach zwei Stunden war der erste Container voll mit dem matschig-grünen Gras. Mit Baggern, Booten und selbstgebauten Schaufeln holen THW, DLRG und der Seglerverein seit Anfang der Woche die Wasseralgen aus dem Northeimer Freizeitsee. Der Bewuchs ist in diesem Jahr so stark, dass er sogar an der Wasseroberfläche sichtbar ist.

Die Wasserpest

Die Rettungsschwimmer der DLRG-Ortsgruppe schlugen in der vergangenen Woche Alarm, für Schwimmer besteht sogar Lebensgefahr. „Das können wir so nicht verantworten“, sagt Raphael Holz vom Vorstand. Am Rande des Badebereichs beobachtet er, wie ein Boot des Northeimer Technischen Hilfswerks die Wasseralgen aufsammelt. Die sogenannte Wasserpest ist in diesem Jahr besonders hartnäckig. Um sie vom Grund zu lösen und aufzusammeln, wurde ein Bauzaun zum Rechen umgebaut und an das Boot vom THW geschnallt. Am Ufer warten ein Radlader und ein Container der Technischen Dienste der Stadt Northeim. Die Arbeit ist müßig, das Gras nass und schwer. Am Montag begannen die stundenlangen Arbeiten, unterstützt vom DLRG und den Seglern.

Das stinkt: Schon nach knapp zwei Stunden ist der erste Container mit den Algen aus dem Freizeitsee gefüllt.

Dabei wollte die Stadt erst gar nichts machen. In einer Pressemeldung am 13. August nahm die Verwaltung den „starken Pflanzenbefall“ zwar zur Kenntnis. „Aus naturschutzrechtlichen Gründen wird auf das Entfernen der Wasserpest verzichtet, da hierdurch gegebenenfalls gesundheitsschädliche Folgen (u. a. Blaualgenbildung) entstehen können“, hieß es weiter. Das kam vor allem bei den Anliegern gar nicht gut an, berichtet DLRG-Mann Holz. Intern rumorte es, „wir haben das ganz klar angesprochen. Unter diesen Umständen können wir als Rettungsschwimmer keine Verantwortung übernehmen“, so Holz.

Zerstochene Beine

Weil vor allem die Algen so nah an der Oberfläche liegen, können sich die Schwimmer dort schnell verheddern. Durch das Strampeln werden sie immer fester. Zudem leben im Graf gefährliche Milben. „Wir waren kurz drinnen, unsere Beine sahen danach aus wie von tausend Mücken gestochen“, berichtet Holz. Die Kritik kam aber offenbar an, die Stadtverwaltung lenkte ein und erwiderte den Dialog.

In einer Mitteilung Anfang der Woche heißt es dann allerdings, dass „bereits Anfang August“ Bürgermeister Simon Hartmann „den Auftrag erteilt“ habe, „Lösungen zu erarbeiten, die sog. Wasserpest in dieser Saison zu entfernen.“ Hartmann begründen den starken Befall damit, dass der Freizeitsee im Northeimer Norden immer wärmer werde. Er bestätigt auch den kritischen Dialog mit den Rettern von der DLRG. „Dies und die Hinweise aus meinem regelmäßigen Dialog mit der DLRG habe ich zum Anlass genommen, das Thema neu bewerten zu lassen.“

Mit den Booten sammeln die Helfer vom THW die Wasserpest vom See. Das nasse Gras wiegt mehrere 100 Kilo und stinkt.

Diese Gespräche hätten vergangene Woche schließlich dazu geführt, dass nun gehandelt wird. Der Dialog mit Seglern und der DLRG sei „positiv verlaufen“.  Dabei wurde zwischenzeitlich durch die Stadt Northeim auch der Landkreis Northeim als Untere Naturschutz- und Wasserbehörde sowie das Seekompetenzzentrum des NLWKN eingebunden, heißt es.

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Die Stadt war es auch, die nun das THW sprichwörtlich mit ins Boot holte, die wiederum vom DLRG und den Seglern unterstützt werden. Aktuell werden vor allem die Bereiche an der Badestelle und vor dem Seglerverein bereinigt. „Damit wird dieser Bereich für die laufende Saison aufbereitet“, so das Rathaus.

Ein Mähboot für die Zukunft

Für das kommende Jahr werde jetzt geprüft, ob ein spezielles Mähboot gemietet werden kann. „Dazu werden weitere Gespräche geführt, da die langfristigen Folgen für den See bedacht werden müssen“, heißt es von Bürgermeister Simon Hartmann. Er will das Thema  zudem in die Seekommission einbringen und um Unterstützung bei der langfristigen Lösung werben. „Dabei sind auch die zu erwartenden hohen Kosten zu berücksichtigen und im städtischen Haushalt abzubilden.“

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