Pünktlich zum Aschermittwoch ist die Karnevalszeit in der Region vorbei. Von Kalefeld bis Höckelheim waren die Jecken und Narren in bunten Umzügen und großen Partys unterwegs. Auch das Fazit der Polizei fällt für die vergangenen Wochen positiv aus und bestätigt die gute Laune. Ein Zwischenfall allerdings überschattet alles.
Schwerer Unfall
Die meiste Arbeit hatten die Beamten beim Karneval in Kalefeld. Neben kleineren Schlägereien und Delikten hatte ein 22-jähriger Kalefelder auf einem der Festwagen einen schweren Unfall. Auf der Rückfahrt nach dem Umzug war er auf dem Wagen stehend gegen eine Betonbrücke gestoßen und hatte sich dabei schwer verletzt. Er musste mit dem Rettungshubschrauber in die Uniklinik und liegt im Koma. „Der Vorfall überschattet tatsächlich alles“, sagt Uwe Falkenhain, Sprecher der Northeimer Polizei.
Bei weiteren Veranstaltungen im Kreisgebiet und dem Höhepunkt am Rosenmontag in Höckelheim bleib es aber ruhig für die Polizei. Neben einzelnen Körperverletzung gab es noch einen Vorfall am Rande einer Party. „Insgesamt können wir ein positives Fazit ziehen, es gab keine größeren Einsätze und alle waren fröhlich“, so Falkenhain. Es scheint also, als hätte sich die Karnevalisten – vielleicht auch nach dem Vorfall in Kalefeld – zusammengerauft.
Konsequenzen
Denn als erste Konsequenz nach dem Vorfall hat sich die Polizei direkt an die Umzugsteilnehmer in Höckelheim gewendet. Als letzter der Umzüge in der Region kommen dort traditionell auch die Wagen aus den anderen Karnevalshochburgen zum größten Umzug der Region zusammen. „Wir haben im Vorfeld darauf hingewiesen, dass das Mitfahren auf den Wagen nur beim Umzug erlaubt ist“, erklärt Falkenhain. Dies stellte die Organisatoren vor eine große logistische Aufgabe. Die Frage: Wie sollten die Teilnehmer nun nach Höckelheim kommen?
Tatsächlich aber schreibt die Straßenverkehrsordnung vor, dass auf An- und Abfahrt niemand auf dem Festwagen stehen oder sitzen darf. In der Vergangenheit hatte die Polizei hier noch ein Auge zugedrückt. „Hätten wir es jetzt aber gesehen, wären wir sofort eingeschritten“, so der Sprecher. Nötig wurde dies in Höckelheim aber nicht. „Alle haben sich daran gehalten“, so Falkenhain. Für die Anreise nach Höckelheim hatten die Vereine große Busse organisiert. Insgesamt verlief auch der Umzug im Mooredorf friedlich und ohne Schlägerei oder Zwischenfälle.
Lösungen
Für die Vereine bleibt der Transport der Feiernden zu den Umzügen für die nächsten 12 Monate ein Dauerthema. Zuletzt hatten sich die Wagenbauer aus Langenholtensen mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt und den Wunsch geäußert, im Dialog Lösungen zu erarbeiten.
„Sowohl bei den Gesprächen mit den verantwortlichen im Rathaus Northeim, als auch in den Telefonaten mit den Kollegen von der Polizei Northeim habe ich durchaus Verständnis für unsere Lage erhalten“, sagt Marco Metje, Präsident des Karnevalsvereins Langenholtensen, in einem gemeinsamen Statement.
Weiter: „Eine so kurzfristige Anordnung hat alle Karnevalisten vor eine große logistische Herausforderung gestellt. Galt es doch nun innerhalb weniger Tage den Hin- und Rücktransport neu zu organisieren. In den letzten Jahrzehnten war dies durch die Fahrten auf dem Anhänger kein Problem.“
Laut Polizeisprecher Falkenhain wurde dies in der Vergangenheit aber nur geduldet. Nach dem Vorfall in Kalefeld müsse für die Sicherheit nun aber durchgegriffen werden. „Wir haben auch nicht angekündigt, genauer hinzuschauen oder es vorzuschreiben. Hätten wir aber gesehen, dass Umzugsteilnehmer auf den Wagen anreisen, wären wir eingeschritten“, so Falkenhain.
Kompromisse
Entsprechend Kompromissbereit zeigen sich aber auch die Langenholtenser. „Wir haben uns zusammengeschlossen und sind alle bereit, gemeinsam mit der Stadt und der Polizei einen Verhaltenskodex aufzustellen, an den sich dann auch alle Wagen halten werden.“ Nun, nach Ende der Karnevalszeit, soll es hierzu einen „Runden Tisch“ geben.
„Unser Ziel ist es, auch in Zukunft das Brauchtum zu pflegen, und Frohsinn und Spaß zu verbreiten“, so Metje. „Die Fahrten hin zu den Umzügen, eine Dorfrunde durch das eigene Dorf, die strahlenden Gesichter der Kinder und der Passanten; genau das macht viel von dem Reiz von Karneval aus.“
Nur so kam auch die Kernstadt in den Genuss eines kleinen Umzugs, denn die Wagen durchquerten auf der Rückfahrt in Richtung Langenholtensen auch immer Northeims Innenstadt, auch vorbei an der Polizei. „Das haben wir natürlich mitbekommen“, so Falkenhein.
„Die Geschäftsleute, die Passanten und die Kinder freuten sich immer, wenn der große Festumzug durch die beschauliche Fußgängerzone gefahren ist“, so Metje weiter. Dass das nun nicht mehr möglich sei, bedeutet für ihn fast das Ende des Karneval in der Region.“Einige werden dann nicht mehr wochenlang an Wagen bauen und das Geld in eine sichere Konstruktion stecken, wenn der Wagen nicht mehr zum Transport genutzt werden darf. “
„Wir sind für Kompromisse bereit, und erhoffen uns von Seiten der Politik, als auch von Seiten der Polizei eine zukunftsfähige, tragbare Lösung“, so Metje abschließend.