Northeims Bürgermeister Simon Hartmann verteidigt die strengen Corona-Maßnahmen der vergangenen Wochen in Northeim. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die behördlichen und politischen Entscheidungen der letzten Wochen richtig waren und stehe hinter den Vorgaben“, schreibt er in einem Brief an die Menschen im Stadtgebiet. Dabei zählt er die Erfolge auf, macht aber auch deutlich, wer hierfür die Verantwortung trägt. 

Gute Laune

Eigentlich dürfte der Northeimer Bürgermeister gerade gute Laune haben. Die Corona-Zahlen im Landkreis sind auf einem Allzeit-Tief, mit Amazon scheint der Verwaltungschef ein echtes Schwergewicht nach Northeim zu lotsen und auch die lokale Wirtschaft läuft langsam wieder an. „Unsere Spielplätze sind wieder geöffnet, immer mehr Kinder können in die Kitas und Schulen gehen, die Gastronomie läuft wieder an und auch der Friseurbesuch ist wieder erlaubt“, schreibt er dazu und spricht von „Beispiele(n) dafür, dass unser gewohnter Alltag langsam zurückkehrt“. 

Dabei traf es die Region relativ zu den gemeldeten Zahlen besonders hart. Restaurants, Schulen und Kinos, Friseursalons, Autowaschanlagen und Geschäfte mussten schließen. Anders als in Nachbar-Kreisen schlossen sogar Lotto-Annahmestellen kurzzeitig. „Gleichwohl habe ich viel Verständnis dafür, dass die vielfältigen Folgen der Beschränkungen auch zu Diskussionen führen und Sorgen auslösen. Ich bin sicher, dass die Entscheidungen der letzten Wochen wohl überlegt waren und es weiterhin sein werden“, so Hartmann. 

Northeims Bürgermeister Simon Hartmann

Schlechte Laune

Kritik und Diskussion, ja. Aber Bauchschmerzen machen dem Verwaltungschef die Nörgler und Verschwörungstheoretiker. „Für mich zählen Fakten und menschliche Schicksale.“ Eine solche Pandemie bekomme man „nicht mit politischen Experimenten in den Griff, auch wenn Viele gerne auf die „lockeren Regeln“ in andere Länder schauen.“ Gerade mit Blick auf andere Länder ist Hartmann „froh, dass Bund, Länder, Kommunen und staatliche Institutionen so klar und zielführend im Sinne der Gesundheit der Bevölkerung agiert haben.“

Verständnis fehlt dem Bürgermeister für „diejenigen, die Verschwörungstheorien nachplaudern“. Darin sieht er vor allem die Gefahr, dass die Solidarität der vergangenen Wochen „auf diese Weise dauerhaft erschüttert“ wird. Deshalb sein Aufruf: „Helfen wir alle mit, dass die Demokratiefeinde, Egoisten und Anhänger von Fake News nicht die Oberhand gewinnen.“ Zu viel stehe auf dem Spiel. “ Daher bitte ich Sie auch heute: Informieren Sie sich nur über seriöse Quellen und vertrauen Sie den Informationen der staatlichen Stellen und Behörden.“

Ebenfalls Magenschmerzen dürfte das Finanzloch für die Northeimer Haushalt verursachen. In einer ersten vorsichtigen Schätzung geht die Stadtverwaltung von mindestens sechs Millionen Euro weniger Einnahmen aus. „Als Stadt Northeim spüren wir mehr und mehr die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Pandemie. An vielen Menschen in unserer Stadt werden diese Folgen nicht spurlos vorbeigehen“, gibt sich Hartmann nüchtern. Hoffnung machen da nur noch die Zusagen finanzieller Hilfen aus Bund und Ländern.

Den kompletten Brief gibt es hier im Wortlaut:

 

Unsere Spielplätze sind wieder geöffnet, immer mehr Kinder können in die Kitas und Schulen
gehen, die Gastronomie läuft wieder an und auch der Friseurbesuch ist wieder erlaubt. Das sind
Beispiele dafür, dass unser gewohnter Alltag langsam zurückkehrt. Das ist erfreulich und gut so.
Aber, auch wenn wir eine gewisse Normalität spüren, ist das Risiko von neuerlich steigenden
Ansteckungszahlen nach wie vor sehr groß. Daher bitte ich Sie, weiterhin so diszipliniert zu
bleiben wie bisher. Das heißt konkret: Beschränken Sie weiterhin die sozialen Kontakte auf das
Mindeste, halten Sie Abstand und tragen Sie dort, wo es geboten ist, eine Mund-Nase-
Bedeckung. Beachten Sie bitte außerdem auch die einschlägigen Hygienehinweise. Beherzigen
Sie dies unbedingt auch am langen Himmelfahrtswochenende.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die behördlichen und politischen Entscheidungen der letzten
Wochen richtig waren und stehe hinter den Vorgaben! Eine Pandemie dieses Ausmaßes bekommt
man nicht mit politischen Experimenten in den Griff, auch wenn Viele gerne auf die „lockeren
Regeln“ in andere Länder schauen. Für mich zählen Fakten und menschliche Schicksale und
wenn wir uns die Nachrichten aus anderen Ländern ansehen bin ich sehr froh, dass Bund, Länder,
Kommunen und staatliche Institutionen so klar und zielführend im Sinne der Gesundheit der
Bevölkerung agiert haben. Ich danke Ihnen, dass Sie diese strengen behördlichen Regeln der
letzten Wochen befolgt haben.

Gleichwohl habe ich viel Verständnis dafür, dass die vielfältigen Folgen der Beschränkungen auch
zu Diskussionen führen und Sorgen auslösen. Ich bin sicher, dass die Entscheidungen der letzten
Wochen wohl überlegt waren und es weiterhin sein werden. Überhaupt kein Verständnis habe ich
für diejenigen, die Verschwörungstheorien nachplaudern, in den sozialen Medien Stimmung
machen und das Handeln unserer staatlichen Institutionen in nicht nachvollziehbarer Weise massiv
ablehnen und dabei noch sich und andere gefährden. Hoffentlich wird die große Solidarität der
letzten Wochen nicht auf diese Weise dauerhaft erschüttert. Helfen wir alle mit, dass die
Demokratiefeinde, Egoisten und Anhänger von Fake News nicht die Oberhand gewinnen. Es steht
viel auf dem Spiel! Daher bitte ich Sie auch heute: Informieren Sie sich nur über seriöse Quellen
und vertrauen Sie den Informationen der staatlichen Stellen und Behörden.

Als Stadt Northeim spüren wir mehr und mehr die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der
Pandemie. An vielen Menschen in unserer Stadt werden diese Folgen nicht spurlos vorbeigehen.
Aber die konkreten Hilfsprogramme der Bundes- und Landesregierung zur Unterstützung der
Bevölkerung, der Wirtschaft, den Kulturschaffenden sowie die jüngsten Signale des
Bundesfinanzministers für eine finanzielle Unterstützung der Kommunen durch den Bund stimmen
mich zuversichtlich. Als Stadtverwaltung sind wir natürlich weiterhin bei Fragen für Sie da.
Bevorzugt telefonisch, per E-Mail oder über unsere Internetseite. Auch ein persönliches Gespräch
ist natürlich möglich.

Mein ganz großer Dank geht abschließend an dieser Stelle nochmals an alle, die das öffentliche
Leben weiterhin am Laufen halten und in dieser Zeit alles Erdenkliche tun. Ich verzichte an dieser
Stelle ganz bewusst auf eine Aufzählung, damit ich niemanden vergesse, denn jede und jeder
Einzelne ist wichtig. Das gilt für die ehrenamtlich Tätigen wie für die hauptamtlich Beschäftigten.

Geben Sie auf sich Acht und bleiben Sie gesund.

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