Die Abiturfeiern stehen vor der Tür. Festakte finden in der Schule und auch in der Kirche statt. Abi-Gottesdienst als Gemeinschaftsprojekt des Corvis und der BBS 1 unter dem Motto: FIESTA – Das ganze Leben ist (k)ein Fest.

Alles wird anders

Als ich den Titel zum ersten Mal las, war ich überrascht. An so einem Tag zwischen benoteter Vergangenheit und offener Zukunft, zwischen Abschluss und Neubeginn hätte ich die angedeutete Verneinung im Motto nicht erwartet. Meine Abitursfeier liegt nun schon lange zurück. Aber an das Gefühl von damals erinnere ich mich noch sehr gut: Freude (und Wehmut natürlich!), dass ein langer und nicht immer prickelnder Lebensabschnitt zu Ende geht; Spannung und Neugier bei dem, was kommt. Dieses ganze Gefühlschaos entlud sich dann über Wochen in Parties, Tanzen und Treffen in allen möglichen Mitschüler- und Mitschülerinnenkonstellationen. Dazwischen sind wir dann noch mit ein paar Leuten in einem Bulli zum Zelten in die Toskana gefahren. Mein Leben war zu diesem Zeitpunkt gefühlt ein einziges Fest. Der Gedanke, dass es irgendwann anders sein könnte, war weit weg. Die Welt stand mir offen!

Nicht so einfach

Das kleine eingeklammerte „k“ im Motto des diesjährigen Abi-Gottesdienstes bremst dieses geile Gefühl von Freiheit irgendwie aus. Schade, aber natürlich realistisch! Viele Jahre nach dem Abitur weiß ich auch, dass das Leben so manche unangenehmen Wendungen bereit hält. Und ich habe mehr als einmal erlebt, dass Menschen – auch junge Menschen – an ihrem Leben und den Anforderungen, die es an sie stellt, völlig zerbrechen. Unser Lebensvollzug ist kompliziert und bedarf einer straffen Organisation, um all dem gerecht zu werden, was von uns gefordert wird – in der Ausbildung, im Beruf, in der Familie.

Ob das die jungen Abiturientinnen und Abiturienten bereits ahnen, was da alles auf sie zukommen kann? Dann wäre dieses Motto nur allzu verständlich. Doch hoffe ich, dass das Leben sie nicht allzu sehr schreckt. Denn es wäre wirklich schlimm, wenn diese jungen Menschen mit unguten Vorahnungen oder gar mit Angst in den neuen Lebensabschnitt starten.

Mut und Zuversicht

In den Weisheitsbüchern des Alten Testaments lese ich einen Spruch, der nicht nur den Schulabsolventinnen und -absolventen, sondern uns allen ein täglicher Leitvers werden müsste:

Ein Betrübter hat nie einen guten Tag; aber ein guter Mut ist ein tägliches Fest (Sprüche 15,15).

Mut und Zuversicht aufbauen, wenn die Dinge gut laufen, wenn sich das Leben wie eine freie Autobahn vor uns ausbreitet, auf der wir nur so dahin preschen können, und sich diesen Mut bewahren für die Staus und Baustellen, die wir im Leben zu durchfahren haben, das lässt uns an jedem Tag immer auch etwas Gutes entdecken. Und diese guten Momente geben uns täglich die Kraft, da unser Leben eben kein Fest ist. Wer diesen Mut dagegen verliert, wer keinen neuen Mut mehr fassen kann, die/der wird es auf Dauer nicht schaffen, die Durststrecken zu überstehen. Derart entmutigt wird sie/er auch nichts Gutes mehr im Leben finden können.

Feste feiern!

Die Abiturientinnen und Abiturienten brauchen dagegen viel Ermutigung für die Zukunft. Und wir brauchen das auch. Lebensmut ist ein starker Motor, der uns durch alle Zeiten hindurch bringt. Und er hilft uns, jeden Tag unseres Lebens wie ein kleines Fest zu feiern.

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