Das Northeimer Hallenbad ist rund 50 Jahre alt – und hat nun ein konkretes Verfallsdatum. Aufgrund von Schäden am Beton ist spätestens 2029 Schluss. Im Rathaus wird bereits kräftig geplant, eine Machbarkeitsstudie angefertigt und ein Wunsch formuliert: Ein neues Hallenbad muss her. Vorzugsweise wieder mit einem 50 Meter langen Schwimmbecken, welches das aktuelle Bad bereits zu etwas besonderem gemacht hat. Das Problem: Das kostet nach aktuellen Schätzungen rund 40 Millionen Euro.
Wie es genau unter dem aktuellen Hallenbad aussieht, haben wir uns vor Ort gemeinsam mit Bürgermeister Simon Hartmann und Badleiter Patrick John angeschaut.
Während das Interview aufgenommen wurde, sprachen uns Passanten und Gäste des Bades an. Die Meinung war eindeutig: “Bitte baut ein neues Bad”. Doch das kostet. Der Stadtrat soll auf Wunsch des Bürgermeisters schon im Sommer 2025 über den Neubau und die Standortfrage entscheiden. Erste Ratsfraktionen haben sich bereits geäußert und Stellung bezogen.
Das sagt die SPD
Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Northeim spricht sich klar für den Bau eines neuen Hallenbades mit einem 50-Meter-Becken aus. In ihrer jüngsten Fraktionssitzung fiel die Entscheidung einstimmig. Die von der Stadt beauftragte Machbarkeitsstudie mache deutlich, dass das bestehende Hallenbad – über 50 Jahre alt – spätestens 2029 aufgrund sogenannter Betonkorrosion (Alkali-Kieselsäure-Reaktion) geschlossen werden müsse.
Fraktionsvorsitzender Sebastian Penno betont: „Für uns als SPD-Fraktion ist ganz klar: Die Stadt Northeim braucht ein Hallenbad. Und dieses Hallenbad muss ein Sportbad mit einem 50-Meter-Becken sein.“ Man wolle damit nicht nur dem Bedarf gerecht werden, sondern auch der großen Unterstützung aus der Bevölkerung nachkommen. „Uns haben viele Aussagen von Bürgerinnen und Bürgern, wie auch Vereinen und anderen Badnutzerinnen und -nutzern erreicht, die sich ganz deutlich für ein 50-Meter-Becken ausgesprochen haben“, ergänzt Hans-Jürgen Meusch, SPD-Sprecher im zuständigen Fachausschuss.
Besonders hebt die SPD hervor, dass das Northeimer Hallenbad kein Spaßbad sei, sondern vor allem dem Schul- und Vereinssport diene. Ein 50-Meter-Becken sei nicht nur sport- und wettkampftauglich, sondern auch ein Alleinstellungsmerkmal in der Region – und somit ein Standortvorteil für Northeim. „An der grundsätzlichen Konzeption des Northeimer Hallenbades als Sportbad führt kein Weg vorbei“, so Meusch.
Zugleich warnt die Fraktion davor, zur Kostenreduzierung die Anzahl der Bahnen zu verringern. Die derzeitige Auslastung sei bereits an der Grenze des Machbaren. Ob es im Neubau eine Sprunganlage, einen Teilhubboden für Aquasport oder eine Sauna geben werde, könne diskutiert werden – nicht aber die Frage nach der Beckengröße. Penno abschließend: „Über die […] Gestaltungsideen ist noch zu sprechen, über die Notwendigkeit eines 50-Meter-Beckens sollte es keine zwei Meinungen geben, wenn wir den Standort Northeim nicht schwächen wollen.“
Das sagen die Grünen
Die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hält den Erhalt eines Hallenbades in Northeim für zwingend notwendig – allerdings nicht durch eine Sanierung, sondern durch einen vollständigen Neubau. Aus Sicht der Fraktion sei das Hallenbad ein unverzichtbarer Teil der städtischen Infrastruktur und gehöre zu einer lebenswerten Kreisstadt wie Northeim einfach dazu. „Die aktuellen Nutzungszahlen sprechen eine deutliche Sprache: Das Hallenbad wird von Schulen, Vereinen und der Bevölkerung intensiv genutzt – und das, obwohl es in die Jahre gekommen ist“, betont Fraktionsvorsitzende Marie Wilp. „Ein funktionierendes Hallenbad ist nicht nur Teil der Daseinsvorsorge, sondern auch ein wichtiger Baustein für eine lebenswerte Stadt.“
Zwar warte man derzeit noch auf Rückmeldungen des beauftragten Gutachterbüros zu offenen Fragen rund um die Planungen, doch eine Richtung sei aus Sicht der Grünen bereits klar: „Eine grundlegende Sanierung des bestehenden Gebäudes ist nicht möglich – es braucht einen Neubau.“
Auch Marcus Krohn, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Northeimer Sport und Freizeit GmbH, unterstreicht die Bedeutung eines neuen Hallenbads – insbesondere mit Blick auf die jüngere Generation: „Kinder müssen vor Ort schwimmen lernen können – das ist eine Frage von Sicherheit, Teilhabe und Lebensqualität.“ Darüber hinaus gehe es auch um ein Angebot für alle Altersgruppen: „Wir wollen, dass Northeim zukunftsfähig und lebenswert bleibt. Dazu gehört auch, dass solche zentralen Infrastrukturen, die ein preiswertes sozialverträgliches Freizeitangebot für alle Bevölkerungsgruppen bieten, gesichert werden.“
Die Grüne Fraktion kündigte an, sich weiterhin konstruktiv in die anstehenden Entscheidungsprozesse einzubringen – mit dem erklärten Ziel, „eine tragfähige und nachhaltige Lösung für die Menschen in Northeim zu schaffen.“
Das sagt die CDU
Fraktionschef Heiner Hegeler hält sich mit einer Einschätzung zum Hallenbad bisher zurück. “Wir werden das Thema auf einer der nächsten Fraktionssitzungen diskutieren”, sagt er im Gespräch mit Northeim-jetzt. Ob es das Hallenbad allerdings schon auf die nächste Tagesordnung schafft, lässt er offen. “Die oberste Priorität hat das Thema für uns aktuell nicht”, sagt der Christdemokrat mit Blick auf die Debatte zum neuen Doppelhaushalt. Zudem erwartet die CDU-Fraktion einen Vorschlag von der Verwaltung, wie denn ein neues Bad finanziert werden könnte. Denn mit Blick auf die Themen Schulen und Feuerwehr, gebe es bis mindestens 2035 nur wenig Spielraum für weitere große Investitionen.
Die anderen schweigen
AfD, FUL und die Linke haben sich auf unsere Anfrage innerhalb von zwei Wochen nicht zurückgemeldet. Ihre Reaktionen sind zum Teil bei den Kollegen der HNA nachzulesen.