Am Freitag, 4. April, soll der Kreistag über die Zukunft der Notarzt-Standorte im Landkreis Northeim entscheiden. Zuletzt hatte der zuständige Ausschuss für Brand- und Katastrophenschutz einen geänderten Antrag empfohlen und die Schließung des Notarzt-Fahrzeugs in Bad Gandersheim gestrichen. Dabei hatte sich die Kreisverwaltung darauf schon seit Längerem vorbereitet: Auf Nachfrage zur regulären Besetzung in der Kurstadt bestätigte Manuela Schäfer, Leiterin des Referats für Rechtsangelegenheiten und Rettungsdienst, dass im Jahr 2024 an mehreren Tagen bewusst kein Notarzt in Bad Gandersheim eingesetzt wurde – „um zu schauen, was passiert“.
Kein Notarzt in Bad Gandersheim
Im Rahmen einer Testphase war der Notarzt-Standort in Bad Gandersheim im Jahr 2024 an insgesamt 17 Tagen nicht besetzt. Das heißt: obwohl ein Arzt zur Verfügung stand, wurde er in der Kurstadt nicht eingesetzt. Ziel dieser Phase sei gewesen, die Einsatzzahlen zu analysieren und mögliche Veränderungen in der Struktur der Notarztversorgung zu prüfen, erklärt eine Sprecherin der Kreisverwaltung. Hintergrund ist die Entscheidung der Kostenträger, künftig nicht mehr vier Notarzteinsatzfahrzeuge im Landkreis Northeim zu refinanzieren.
Wie der Landkreis mitteilt, war der Standort Bad Gandersheim an folgenden Tagen nicht besetzt: 3. September, 13. September, 1. Oktober, 2. Oktober, 8. Oktober, 15. Oktober, 17. Oktober, 5. November, 7. November, 13. November, 16. November, 28. November, 8. Dezember und 10. Dezember 2024.
Der nicht öffentlich tagende Kreisausschuss sei über die geplante Testphase in seiner Sitzung am 17. Juni 2024 informiert worden, heißt es auf Nachfrage im Kreishaus. Er habe die Landrätin beauftragt, die Einsatzstatistiken während dieser Phase auszuwerten und gegebenenfalls Vorschläge für eine zukünftige Notarztstruktur im Landkreis zu erarbeiten.
Auch der zuständige Rettungsdienst, das Deutsche Rote Kreuz (DRK), wurde laut Landkreis über die Reduzierung und die damit verbundene Nichtbesetzung informiert. Dies erfolgte in mehreren Gesprächen, unter anderem am 16. Oktober 2024, sowie per E-Mail an die Rettungswache an den betroffenen Tagen. Dem widerspricht Thomas Gerlach, Vorstand des DRK Kreisverband, noch während der Sitzung des Ausschusses. “Wir wurde über die Testphase nicht informiert”. Es habe lediglich eine Information darüber gegeben, dass kein Notarzt zur Verfügung stehe. “Wir hatten Fahrzeug und Fahrer vorgehalten”, so Gerlach.
Bilanz der Testphase
Nach Angaben des Landkreises wurden an den 17 Tagen insgesamt 16 Einsätze registriert, die normalerweise vom Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) aus Bad Gandersheim übernommen worden wären. Diese Einsätze wurden durch die benachbarten Standorte Einbeck (10 Einsätze) und Northeim (6 Einsätze) übernommen.
Die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist von 15 Minuten – sie bezieht sich auf das Eintreffen des Rettungswagens – sei bei allen Einsätzen eingehalten worden. In vier Fällen traf der Notarzt selbst jedoch mit einer Verzögerung von zwei bis vier Minuten ein. In diesen Situationen sei jedoch bereits zuvor ein Rettungswagen vor Ort gewesen.
Nach Auswertung der Testphase kommt der Landkreis zu dem Ergebnis, dass die Ausfälle des Bad Gandersheimer Notarzteinsatzfahrzeugs durch benachbarte Standorte kompensiert werden konnten. Weitere Nichtbesetzungen außerhalb dieser Testphase gab es laut Landkreis im Jahr 2024 nicht.
Die Entscheidung über die Zukunft der Notarzt-Standorte und speziell den Einsatz des Notarztes in Bad Gandersheim über den 1. Mai hinaus muss am Freitag der Kreistag treffen. Dort finden sich in der Beschlussvorlage übrigens nicht der geänderte Antrag durch den Fachausschuss. Heißt: Dieser muss erneut eingebracht und darüber abgestimmt werden.