Masken aus Stoff oder Papier sind das einfachste Mittel, sich, aber vor allem andere vor ansteckenden Erkrankungen wie COVID-19 zu schützen. Im Idealfall haben diese Masken einen Filter, doch auch einfache Stoffmasken aus Stoff können helfen. Anleitungen, wie sich einfach eine Maske herstellen lässt, ziehen im Netz ihre Kreise. In Northeim haben viele nähende Betriebe die Produktion gleich komplett umgestellt. Dazu gehört der traditionsreiche Herrenmoden-Hersteller Wilvorst genau so wie die Änderungsschneider im Hochzeitshaus. Sie alle produzieren derzeit nur eins: Msken.
Der Bedarf ist gigantisch
50.000 Masken schaffen die Näherinnen und Näher bei Wilvorst in Northeim. Normalerweise Spezialist für Herrenmode reagiert das Northeimer Traditionsunternehmen auf die Corona-Pandemie. „Diese Schutzkleidung wird dringend gebraucht und wir können die Produktion auch noch steigern“, heißt es aus der Wilvorst Geschäftsführung.
Auch am anderen Ende der Stadt wird fleißig genäht. Im Hochzeitshaus werden keine Kleider angepasst, sondern Stoffmasken angefertigt. Auftraggeber ist hier Hans-Jürgen Mix von Knobloch & Knebel. Als Großhandel erreichen ihn täglich Anfragen und Bestellungen für Schutz- und Gesichtsmasken. Diese aktuell aber einzukaufen, sei schwierig, sagt Mix. Durch die nachbarschaftliche Hilfe profitieren beide Unternehmen. Rund 150 Masken schaffen die Näherinnen pro Tag.
In beiden Fällen sind es Masken für den privaten Gebrauch, einen besonderen Virenschutz bieten sie nicht. Sie sind laut Mix aber problemlos wasch- und wiederverwendbar. Auch Unternehmen, Behörden und Pflegeeinrichtungen können so ihre Mitarbeiter schützen.
Anfragen an: schutzbekleidung@wilvorst.com und info@knobloch-knebel.de
Jeder kann helfen
Auch der Ev.-luth. Kirchenkreis Leine-Solling zusammen mit dem Ambulanten Hospizdienst Leine-Solling und den Kreislandfrauenverbänden Northeim und Einbeck packen aktuell mit an und rufen auf. Gesucht werden Menschen, die bereit sind waschbare Behelfs-Mund-Nasen-Schutz zu nähen. Auch Stoffspenden sind willkommen, am besten gleich richtig zugeschnitten.
Interessierte Näherinnen und Näher können sich telefonisch unter 05551/915833 melden. Ein Kontaktformular sowie weitere Informationen und verschiedene Anleitungen zum Download finden sich auf der Homepage des . Hospizdienst unter www.zwanzig-minuten.de.
Als Materialien benötigt werden Nähmaschine, Bügeleisen und Schere sowie atmungsdurchlässigem Baumwollstoffe, die bei mindestens 60 Grad waschbar sind (z.B. Geschirrtuch, Bettlaken, T-Shirt o.ä.)
Erste Landfrauen und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen des Hospizdienstes sind bereits am Nähen. Die ersten Exemplare sind auch schon fertiggestellt. Pflegedienste, Hausarztpraxen und andere Einrichtungen, die Bedarf an selbstgenähten Behelfs-Mund-Nasen-Schutz haben, können sich ebenfalls beim Hospizdienst Leine-Solling unter 05551/915833 oder unter www.zwanzig-minuten.de melden. Von dort aus wird die Verteilung organisiert.
Auch die Feuerwehr näht
„Jeder Schutz ist besser als kein Schutz.“ – Diese Aussage des Robert-Koch-Instituts hat dafür gesorgt, dass bei der Feuerwehr in Northeim aktuell die Nähmaschinen heißlaufen. „Wir befinden uns in einer beispiellosen Situation, in der es nahezu unmöglich geworden ist, eine ausreichende Anzahl an Masken für unsere Einsatzkräfte zu bekommen“, erklärt Daniel Kühle, Sprecher der Feuerwehr Northeim. „Jetzt, wo unter anderem auch offizielle Stellen wie der Landkreis Göttingen das Nähen dieser sogenannten Behelfsmasken empfehlen, haben wir die Nähmaschinen angeschmissen“, so Kühle.
Der Sinn und Zweck dieser Behelfsmasken ist schnell erklärt: sie dienen als Tröpfchenbarriere und schützen so die Feuerwehrmitglieder auf der Fahrt zum Einsatzort untereinander. „Beim Kontakt mit Dritten stehen uns weiterhin die Masken nach dem FFP 2-Standard zur Verfügung.“ Da diese aber auf dem weltweiten Markt überwiegend vergriffen sind, will man entsprechend sorgsam mit dieser Ausrüstung umgehen.
Deshalb haben die Mitglieder der Feuerwehr Northeim sowie ihre Partnerinnen, Partner, Freunde und Bekannte mittlerweile unzählige Stunden an den Nähmaschinen verbracht und Dutzende Behelfsmasken genäht. Stoff, Schrägband, Garn, Gummi und mehr wurde besorgt und an die fleißigen Helfer verteilt. „Wir können nicht nur eine große Einsatzbereitschaft in unseren Reihen bei dieser Aktion feststellen, sondern sehen auch, dass teilweise ganze Familien mit viel Spaß dabei sind“, freut sich Kühle.
Trotz dieser außergewöhnlichen und amüsanten Aktion bleibt der Hintergrund dafür ein ernster: „Wir müssen als Feuerwehr für die Bürger unserer Stadt einsatzbereit bleiben. Das gelingt uns, indem wir uns, aber auch andere schützen. Wer uns und allen anderen Rettungskräften dabei helfen will, bleibt in diesen Tagen soweit möglich zuhause“, betont Kühle.