Der Abend des 8. November wird eine typische Novembernacht: kalt und verregnet. Gut also, dass 13 Häuser entlang der Northeimer Innenstadt ihre Türe öffnen. Alle vier Jahre gibt es in Northeim die Mondnacht. Am späten Abend öffnen markante Häuser ihre Türen, Menschen erzählen Geschichten, Essen und Trinken wird gereicht. 500 Northeimer sind schon ganz neugierig, was sich dahinter verbirgt. Spoiler: Passend zum Vorabend des 9. November – der Mauerfall geht ins 30. Jahr – finden sich überall Anspielungen auf die Deutsche Wiedervereinigung.

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Wummernde Bässe dringen durch die geschlossenen Fenster, als die fünfte Mondnacht in der Sparkasse mit Worten von KSN-Chefin Ute Assmann und Superintendent Stephan von Lingen eröffnet wird. Die Mondnacht in Northeim ist wie ein Tag der offenen Häuser – nur eben bei Nacht und Mondlicht. Weil es immer wieder in Strömen regnete, musste zumindest der letzte Punkt hinzugedacht werden. 13 Häuser – von der KSN über das Museum über die Vinothek bis zur Alten Wache und St. Sixte – haben ihre Türen geöffnet und im Inneren Geschichten und Begegnungen vorbereitet. An jeder Station gibt es Musik von jungen Northeimer Musikern mit Klavier über Geige bis Chor, etwas zu Trinken und ein paar Happen zu Essen.

Sehen und Begegnen

Die Mondnacht war in diesem Jahr gleich mehrfach etwas Besonderes. Extra für das 30. Wendejahr wurde der Vier-Jahres-Rythmus durchbrochen und die Veranstaltung ein Jahr vorgezogen. Thematisch fand sich dieses historische Ereignis überall dort wieder, wo es passte, ohne sich dabei aufzudrängen. Denn die Stars des Abends waren immer noch die Häuser, die offenen Türen – vor allem aber die Menschen dahinter. Überall verbargen sich Geschichten, Entdeckungen und Gespräche.

Die Idee ist einfach: Wochen vorher konnten Ansteck-Buttons für schlanke sieben Euro gekauft werden. Sie ermöglichen den Einlass durch die Türen der Häuser. Dahinter verstecken sich dann Ausstellungen, Geschichten oder ganz einfache Begegnungen mit dem, was in diesen Häusern passiert. Begrüßen und Begegnen, ins Gespräch kennen und vielleicht auch Northeim noch einmal ganz neu kennenlernen. Diese Chance hat die Mondnacht jedem Teilnehmer geboten. Das Schöne: Jeder durfte diese Chance so nutzen, wie er wollte. Es gab keine Pflicht, jede Station zu besuchen – aber in jedem Fall etwas zu verpassen.

Los gehts

Start ist im Hauptgebäude der Kreis-Sparkasse am Münster. Dort werden zusammen mit der HNA Zeitungsartikel vom 9. November 1989 ausgestellt. Im Museum blieben an diesem Abend die Lichter aus. Per Taschenlampe dürfen sich die Besucher durch die Ausstellung bewegen und im Dunkeln Zeitgeschichte entdecken. Das Katasteramt ist der östlichste Punkt und zeigt, wie alte und neue Karten digital aufgearbeitet werden. Im Reddersen-Haus gibt es alte Briefe von DDR-Bürgern zu lesen, die nach der Grenzöffnung mal förmlich, mal witzig nach Touristik-Informationen für eine Reise nach Northeim fragen. In der Heimatstube von St. Blasien wird Rast bei Kaffee und Kuchen angeboten, Begrüßungsgeld aus Schokolade gibt es im KSN-Immobilienzentrum – 1989 war das noch die alte Posthauptstelle.

Die Vinothek war zur Wendezeit noch das „Weiße Roß“ – eines der ersten Gasthäuser für DDR-Touristen. Heute gibt es leckeren Wein und interessante Gespräche. Erbsensuppe und Chormusik gibt es in der Alten Wache, den sozialen Wohnungsbau damals und heute präsentiert die Wohnen in Northeim Gmbh. Ein paar hundert Meter weiter ließen sich HNA-Redakteure bei der Arbeit über die Schulter schauen. In der Alten Brauere wurde das Kellergewölbe geöffnet und die Oase an der Hagenstraße präsentierte sich als „Treffpunkt der Menschlichkeit“. Klassische und moderne Jugendarbeit gab es beim CVJD zu sehen, auch die neue Krippe der Sixti-Kita gab es von Innen zu sehen. Das große Finale fand in St. Sixti statt. Während am Abend dort immer wieder Zeitzeugen aus der Kirchenarbeit von der Wendezeit berichteten, klang die Mondnacht mit Orgelmusik und einer kurzen Andacht um Mitternacht aus.

Was auffiel

Es gab keine schlechte Laune. Besucher und Gastgeber wirkten durchweg gut gelaunt und neugierig. Tatsächlich öffneten sich viele Häuser auch auf eine Art und Weise, die sie ihren Besuchern sonst nicht ermöglichen. Bei der HNA zum Beispiel durfte dabei zugeschaut werden, wie die Montags-Ausgabe vorbereitet wird, die Räume und Keller des Christilichen Vereins Junger Menschen haben viele Northeimer sicherlich noch nie gesehen und auch der Gewölbekeller der alten Brauerei wirkte auf Erstbesucher größer und erstaunlicher als so manche bisherige Erzählung hierzu. Die Mondnacht war absolut zwanglos. Es gab kein festes Unterhaltungsprogramm. In St. Sixti kamen und gingen die Besucher, während im Kirchenschiff Zeitzeugen aus Northeim von der Wende sprachen. In der Alten Brauerei und der Vinothek verbrachten viele den gesamten Abend bei Gesprächen und Getränken und hatten trotzdem oder gerade deshalb ihren Spaß.

Was fehlte

Gutes Wetter – aber dafür kann niemand etwas. Und wer seinen Eintritts-Button schon hatte, der wollte sowieso nicht darauf verzichten und ließ sich vom Wetter nicht aufhalten. Im Nachgang hatten sich einige Northeimer in den sozialen Netzwerken aufgeregt, es hätte zu wenig Werbung gegeben. Das mag stimmen – die 500 Tickets waren trotzdem schnell ausverkauft. Und mehr sind kaum möglich, denn viele der teilnehmenden Häuser könnten selbst einen Bruchteil dieser Personenzahl kaum aufnehmen.

Außerdem gab es zwar viel anzuschauen und viele Gespräche zu führen. Sehr viel Interaktion gab es allerdings nicht. Viele Stationen waren in wenigen Minuten ausgekundschaftet – Zeit genug wäre aber da gewesen. Am Ende ist es auch jedem selbst überlassen, wie sehr er oder sie sich in den einzelnen Häusern auf die Themen einlassen möchte. Immer wieder war aber am Rande der Spruch zu hören: „Von wegen, in Northeim passiert nichts.“ Von wegen!

Fazit

Hinter der Mondnacht steht das Mond-Team um Helvi Ritter von der Northeim-Touristik: „Ich habe es diesmal auch zur Eröffnung geschafft und das hat mir schon sehr gut gefallen.“ Viel Zeit, selbst die Häuser zu besuchen, hatte sie aber nicht. „Das Feedback der Besucher, die bei uns waren, war durchweg positiv“. Die große Aufgabe sei es diesmal gewesen, Häuser in Northeim zu finden, die einen Bezug zur Wende haben. „Die Idee, die hinter der Mondnacht steht; Häuser öffnen sich und es gibt freundliche Gastgeber. Das ist gelungen.“

Bisher fand die Mondnacht alle vier Jahre statt. Diesmal wurde sie vorgezogen. Wann allerdings die nächste Mondnacht stattfinden wird, da möchte sich Helvi Ritter nicht festlegen. „Den bisherigen 4-Jahres-Rhythmus haben wir uns ja selbst gesetzt. Es zwingt uns also niemand, 5 Jahre zu warten.“ Sobald die Planungen beginnen, könnte es also auch neue Ideen für einen besonderen Termin geben. „Vielleicht gibt es also 2022 oder 2023 oder 2024 auch irgendein Jubiläum, was uns die Entscheidung für das Datum der 6. Mondnacht abnimmt.“

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