Moin Northeim

Dieser Somme hat es richtig in sich. Wochenlang 35 Grad und mehr.

Willkommen im Ofen

Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei – und eigentlich alle Menschen mit Verstand wiederholen es deshalb auch jetzt immer wieder: lasst im Sommer Tiere und Kinder nicht im Auto zurück. Aber warum eigentlich? Wie schlimm kann das sein?

Zusammen mit Notärztin Susanne Döppner von der Helios-Albert-Schweitzer-Klinik und Daniel Kühle von der Feuerwehr Northeim habe ich mich in ein in der Sonne geparktes Auto gesetzt. Wie lange halten wir das aus. Und: Was passiert da eigentlich im Körper?

 

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So wars im Hitze-Auto

Warm. Was sonst? Und aufschlussreich.Wer denkt, mit Saunaerfahrung dieser Herausforderung gewachsen zu sein, der irrt. Klar steigt die Temperatur nicht so sehr an. Doch durch den kleinen Raum hat der Körper kaum eine Möglichkeit, vernünftig abzukühlen. Würden in dieser Situation Kinder, ältere Menschen oder Tiere im Auto sein, ist es kein Wunder, dass die Feuerwehr sofort reagiert und die Scheibe einschlägt.

Schon in den ersten Minuten merke ich die Wärme deutlich. Der Körper beginnt mit starkem Schwitzen. Die Atmung wird schneller, das Reden fällt schwerer. Nach 15 Minuten beginnt das Herz schneller zu schlagen, nach 20 Minute fällt es so deutlich auf, das wir gemeinsam das Signal geben: Ende.

Auch deshalb war es mir wichtig, mit Susanne Döppner eine Notärztin der Helios-Klinik an meiner Seite zu haben. Sie kann nicht nur informieren, sondern auch rechtzeitig erkennen, das wir eine Grenze überschritten haben.

Das sagt die Notärztin

Die Normaltemperatur des menschlichen Körpers liegt bei rund 37 Grad. Damit diese Temperatur gehalten wird, hat der Körper verschiedene Möglichkeiten zum Heizen und Kühlen. Letzteres gelingt ihm vor allem über das Schwitzen. Der verdampfende Schweiß auf der Haut trägt die warme Energie in die Umgebungsluft.

Ist es außerhalb des Körpers aber ebenfalls so heiß, funktioniert die Kühlung nicht mehr so gut. Die größte Gefahr dabei: der Hitzestau.

Betroffenen wird übel und schwindelig. Sie werden unruhig, müde und schwach. „Das sind erste Alarmzeichen“, sagt Susanne Döppner.

Der beste Tipp bei diesen Temperaturen – direkt von der Notärztin – lautet: vermeidet.

 

(Fotos: Feuerwehr Northeim/Lüdecke)

Bei 35 Grad und mehr sollte niemand lange Zeit in der Sonne verbringen. Wenn doch, dann mit Sonne-creme und vielen Getränken. 3 bis 5 Liter Wasser dürfen es schon sein.

Treten dann doch die oben genannten Symptome auf, hilft es, sofort ein schattiges Plätzchen aufzusuchen und viel zu trinken. Auch das Abkühlen der Unterarme und Fußgelenke hilft sofort. Weil die Blutgefäße dort nämlich nah unter der Haut liegen, kann der Körper schneller auf Normaltemperatur kühlen.

Auch bei Sonnenbränden gilt Vorsicht. „Man sollte sich da nichts vormachen. Jeder Sonnenbrand ist eine Verbrennung auf der Haut. Auch hier hilft es: Sonne vermeiden“, sagt die Notärztin.

Sind die Symptome zu stark, werden sie schlimmer oder kommen neue hinzu, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. „Das ist eine ernste Angelegenheit“, sagt Döppner.

Das sagt die Feuerwehr

Ist tatsächlich ein Tier oder sogar ein Mensch bei diesem Wetter im Auto gefangen, sollte sofort gehandelt werden. „Viele haben Angst, den Notruf zu wählen, weil sie befürchten, den Einsatz bezahlen zu müssen“, sagt Daniel Kühle von der Freiwilligen Feuerwehr Northeim. „Das ist in dem Fall aber falsch.“ Kosten entstehen für denjenigen, der den Notruf absetzt, nicht.

Ist die Situation zu dringlich, darf auch beherzt zum Stein gegriffen und die Autoscheibe eingeschlagen werden. „Es geht ja oft um das Leben der Insassen in solchen Situationen“, sagt Kühle. Denn es gilt, die Betroffenen so schnell wie Möglich aus ihrer bedrohlichen Lage zu befreien.

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