Mit Julia Kögler hat der Landkreis Northeim eine neue Gleichstellungsbeauftragte. Zum Jahresstart bezog die 37-Jährige ihr Büro im Kreishaus. Und dort möchte sie bleiben, wenn es sein muss, „die nächsten 200 Jahre“. Die 37-Jährige lebt mit ihrer Familie in Hildesheim und hat dort Philosophie, Politikwissenschaften, Medienwissenschaften und Literaturwissenschaft studiert. Zuletzt arbeitete sie zwei Jahre als Gleichstellungsbeauftragte in der Gemeinde Ilsede im Landkreis Peine.

Frau UND Mann

Ihre Arbeit ist ein Kampf aus Wunsch und Realität. Das Grundgesetzt sieht die Gleichstellung von Mann und Frau. Im Alltag angekommen ist das aber nicht. Zwar fühlen sich viele Frauen laut Kögler bereits gleichgestellt, dagegen hält sie allerdings Zahlen und Fakten. „21 Prozent weniger Lohn, 25 Prozent weniger Rente, 1,5 Mal mehr Caretätigkeiten und die Gewalterfahrung, die jede dritte Frau in Deutschland erfahren muss, sprechen eine klare Sprache: Frauen sind in vielen Bereichen immer noch benachteiligt“, sagt Kögler.

Gleichzeitig veränern sich auch die Wünsche der Männer. Vor allem junge Väter möchten mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, so die Gleichstellungsbeauftragte. Auch dafür wolle sie sich einsetzen und informieren. „Ich freue mich auf den Tag, wenn mein Job überflüssig wird. Aber darauf können wir noch 200 Jahre warten.“

Überzeugungsarbeit

Köglers Arbeit ist vor allem Überzeugungsarbeit. Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, politische Partizipation von Frauen und Prävention im Bereich Gewalt gegen Frauen sind die Schwerpunkte des Teams. Großen Wert möchte die neue Gleichstellungsbeauftratgte auf die Teilhabe von Frauen in der Kommunalpolitik legen. „Frauen müssen an der Entscheidungsfindung gleichberechtigt beteiligt werden, um geschlechtsspezifische Diskriminierungen abzubauen“, sagt sie.

Bedürfnisse im Landkreis Northeim

Zum Start wird sich Kögler erstmal einen Überblick verschaffen. Vor allem darüber, welche Bedürfnisse in der Verwaltung selbst, aber auch in der breiten Öffentlichkeit vorliegen. Ihr erster Eindruck ist bereits positiv. „Durch die jahrelange Arbeit meiner Vorgängerinnen ist in der Kreisverwaltung bereits einiges in Sachen Gleichstellung passiert: Der Landkreis lässt sich wiederholt vom audit berufundfamilie zertifizieren und setzt sich somit für eine lebensphasenbewusste Familienpolitik ein. Natürlich gibt es aber auch Punkte, die im Bereich Gleichstellung noch verbessert werden können.“

Dabei freut sie sich auch über Anregungen aus der Bürgerschaft: Unter der Telefonnummer 05551/708 320 und der E-Mail-Adresse jkoegler@landkreis-northeim.de kann jede Person, die Fragen mit gleichstellungsrelevanten Inhalten hat, die den Landkreis Northeim betreffen, mit Julia Kögler in Kontakt treten. Die Gespräche sind vertraulich. „Wir bieten ein offenes Ohr, versuchen an zuständige Stellen weiterzuvermitteln oder – wenn gewünscht – bei Gesprächen mit dritten Personen zu unterstützen.“ Dabei ist die Themenpalette weit gefächert: Fragen zum Wiedereinstieg, Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege oder auch Gewalterfahrungen gehören dazu.

Foto: Landkreis Northeim

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