Die Northeimer Neueste Nachrichten lag Zuhause immer schon auf dem Küchentisch, das tägliche Zeitungslesen meines Vaters gehörte fest zum Start in den Tag. Bilder, Text. Meinungen, Ideen, Ereignisse. Entscheidungen, Fragen und Unterhaltung. Die Northeimer Tageszeitung – mittlerweile HNA – wird 110 Jahre alt. Das wird gefeiert, stimmt aber auch nachdenklich.

Tanz

LIebe HNA: Ihr habt auf dem Marktplatz eine große Bühne aufgebaut und mit Konstantin Mennecke eure einstige Zukunft als Moderator darauf gestellt. Es gibt Bier von Einbecker, Bratwurst und eine Hüpfburg. Den Auftakt machen tanzende Trachten, bevor Tom Marks als DJ ran darf, singt noch der Chanty Chor. Dazwischen: Tanz und Klamauk, Gewinnspiele mit Plastik aus China und Bolchen vom Stelzen-Mann. Irgendwann tanzt auch die Profi-Truppe von Kerstin Baufeld. Nur Fahrräder werden nicht versteigert – dann wäre es vielleicht wirklich das bessere „kleine Stadtfest“ geworden, diese Party für 110 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten.

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Es fällt trotzdem auf: Die meisten Besucher abonieren neben der HNA automatisch auch Senioren Heute. Die Demografie lokaler Papierzeitung geht jeden Geburtstag der HNA selbst mit, von  unten rückt kaum etwas nach. Das ist aber kein exklusives Problem in Northeim, sondern eines der Branche. Das Internet und seine Tricks sind dabei nicht die einzige Lösung. Es wäre also lächerlich, als reine Internetplattform wie Northeim jetzt irgendwo hin mit dem Finger zu zeigen. Trotzdem zeigt es auch: Es muss etwas passieren. Insgesamt.

Zukunft

Und immerhin: In Northeim passiert eine Menge. Die HNA berichtet darüber, die Menschen lesen es. Die HNA fragt nach, liefert Antworten. Das ist ihr großer Wert und der große Wert aller journalistischer Plattformen. Egal ob überregional oder so lokal wie es eben nur geht. Aber schafft sie es auch, zukünftige Leser zu motivieren, die richtigen Fragen zu verlangen – und dann auch die Antworten zu liefern?

Entscheidend ist nicht, ob ich meine Informationen auf einem Stück Papier oder meinem Smartphone lese. Das hat der Leser schon seit zehn Jahren für sich entschieden. Wichtig ist nur, das weiterhin jemand da ist, der hier und da Fragen stellt, die weh tun und Dinge bewegen. Ideen und Personen eine Plattform bietet, die unsere Welt verändern können. Sie dabei aber immer wieder kritisch hinterfragt. Und das können nur gelernte und leidenschaftliche Journalisten. Das kann nur eine Lokalzeitung. In welcher Form auch immer. Dann gerne auch mit Shanty-Chor und Bierpilz zum 120.

 

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