Die Holzbrücke über die Rhume am Damm ist alt und marode. Statt sie zu sanieren, soll sie erst gesperrt und dann für teures Geld abgerissen werden. Eine Entscheidung mit Folgen, findet Christian Vogelbein, Gründer und Chefredakteur von Northeim-jetzt.
Eine Brücke, die verbindet
Der Rhumedamm ist Northeims größte Sport- und Freizeitanlage. Das erfährt man allerdings nicht beim Kaffeetrinken in der Innenstadt, sondern indem man in Northeim lebt und die Stadt auch nutzt. Diese Brücke unweit des Brunkelskamp ist der Mittelpunkt dieser Anlage. Die Holzkonstruktion ist alt und marode und hatte über die Jahre schwer zu tragen. Denn sie verbindet Generationen von Northeimerinnen und Northeimern, brachte und bringt sie von Norden nach Süden. Sie verbindet die alte und die neue Stadt. „Sultmershagen“ mit dem Zentrum. Sie ist Infrastruktur, Sportgerät und Symbol des Wachstums dieser Stadt.
Diese Brücke half über Jahrzehnte dabei, nicht nur Distanz zu überwinden, sondern auch innere Schweinehunde. Läufer, Spaziergänger, Gassirunden. Jung und Alt.
Kann Northeim Zukunft?
Die Brücke nun erst zu sperren und dann abzureißen, wäre eine fatale Entscheidung mit massiver Symbolwirkung. Die Bürgerinnen und Bürgern in Northeim haben vom Rat und der Stadtverwaltung mehr Kreativität und Ideen verdient als das. Die Brücke verbindet nicht nur den Rhumedamm. Die Brücke verbindet nicht nur das Zentrum mit dem Sultmer. Sie ist nun auch die letzte Verbindung von Entscheidungsträgern mit den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt. Denn hinter jeder Entscheidung steht eine Haltung.
Mit dem Heben einer Hand wurde zugestimmt, mehr als 20 Millionen Euro für eine Schulsporthalle mit VIP-Lounge zu bauen. Mit eben dieser Hand wurde, wenn auch lange winkend und zaudernd, zugestimmt, den Tiefbau am Münster mit mehr als zehn Millionen Euro auch an der Oberfläche zu veredelt. Beide Projekte sind zweifelsohne die wichtigsten Bausteine dafür, die Rhumestadt zukunftsfähig zu machen. Die Verwaltung hofft nun aber, dass mit derselben Hand bestehende Infrastruktur für einen Bruchteil des Geldes weggewischt wird.
Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt fragen sich nun zu Recht, ob Rat und Verwaltung der Aufgabe gewachsen sind, für Northeim zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen. Stimmt die Haltung? Ist da der Wille, Tag für Tag diesen Ort besser zu machen? Oder werden Brücken eingerissen?
Am Ende müssen wir es selbst regeln
Mitunter macht sich eine unangenehme Befürchtung breit. Auf die Entscheidungsträger im Rathaus scheint kein Verlass zu sein, Fantasie für die Zukunft zu entwickeln. Denn der Erfolg steckt insbesondere in den vielen kleinen Schritten, nur bedingt in den wenigen Großen.
Wenn in Northeim etwas läuft, dann ist es durch Ehrenamt und privates Investment. Fragt nach bei Kirche, Eintracht oder Handballclub. Bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem Treffpunkt Oase oder dem Bündnis der Helfenden. Der Kreis-Sparkasse Northeim, den Gewinnern des Gründungspreises oder NuFaTec. Damit ist Zukunft zu gestalten. Nicht mit einem Stadtrat, der Gestaltung verhindert, Entscheidungen aus Feigheit hinauszögert und die ausführende Stadtverwaltung immer wieder in Verlegenheit bringt, statt sie zu unterstützen, zu fordern und zu fördern.
Als Bürger dieser Stadt haben wir die Pflicht, Brücken zu bauen. In den Köpfen, in den Herzen. Zu Menschen, zu Orten und in diesem Fall auch über die Rhume. Mit Ideen, mit Kreativität, mit Mut – und ja, auch mit Geld. Dass beides da ist – Wille und Geld – zeigte die gute Stimmung beim ersten Wirtschaftsforum Anfang des Jahres.
Oder gibt sich der Rat doch Mühe, lehnt den Vorschlag der Stadtverwaltung ab und findet einen kreativen Weg, die Brücke zu erhalten das Gewerk zu bezahlen? Es braucht Lösungen. Dafür ist der Rat gewählt, dafür wird die Verwaltung bezahlt. Brücken bauen. Bisher ist uns das auch gelungen. So oder so.
Bin schon so oft über diese Brücke gegangen. Wäre eine Schande sie abzureissen. Lasst uns sie erhalten.
Wenn die Stadt sie nicht erhalten will sollten sich wohl andere Wege finden lassen. Alle die mir zustimmen sollten sich hier äußern.
„Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt fragen sich nun zu Recht, ob Rat und Verwaltung der Aufgabe gewachsen sind, für Northeim zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen. Stimmt die Haltung? Ist da der Wille, Tag für Tag diesen Ort besser zu machen? Oder werden Brücken eingerissen?“
Das frage ich mich nicht erst jetzt, sondern schon seit längerer Zeit. In erster Linie werden die Interessen der Geschäftsleute durchgesetzt, was ich schon auch akzeptieren kann. Leider ist es aber so, dass die Einkaufsstraße leider zu einer Ramschladenstrasse verkommt. Der Wandel zum Onlineshopping lässt sich nicht mehr aufhalten. Was bringt mich dazu die Innenstadt zu besuchen? Da fällt mir gar nicht viel ein. Es fehlt einfach an Ideen, die Stadt als Lebensraum und Begegnungsstätte zu gestalten. Ich denke da nicht an irgendwelche Millionenprojekte, Leerstand der Geschäftsräume könnten sicher auch anders genutzt werden. Da sollten sich mal die Leute Gedanken machen und die Bürger wirklich mitnehmen.
Northeim gehört zum Fachwerk-Fünfeck und tut eigentlich sehr wenig dafür von Touristen besucht zu werden.
Meine Hoffnung wäre die, es würde mehr mit den Bürgern und für die Bürger entschieden, damit es sich lohnt sich hier heimisch zu fühlen.
Was ich vergessen habe, möchte ich noch zum Thema Brücke ergänzen und mich dem Kommentar von Christian Vogelbein anschließen.