Das Impfzentrum in der Northeimer Stadthalle wird spätestens am 30. September geschlossen. Stadt und Landkreis haben zu diesem Zweck ihren Nutzungsvertrag, der ursprünglich bis zum 15. August bestand, verlängert. Im Anschluss sollen nur noch niedergelassene Ärzte und Betriebsärzte weiter impfen. Sollte sich der Bund allerdings umentscheiden und weiter auf Impfzentren setzen, steht die Stadthalle nicht mehr zur Verfügung.
Seit Dezember
Schon Mitte Mai hatte sich angekündigt, dass des Impfzentrums in der Northeimer Stadthalle spätestens im Oktober geschlossen werden könnte. Die Stadt Northeim als Eigentümerin der Stadthalle und der Landkreis, der im Auftrag von Bund und Land ein Impfzentrum einrichten musste, verlängerten schon im März den Nutzungsvertrag auf Mitte August. Ursprünglich war das im Dezember 2020 eingerichtete Impfzentrum für ein halbes Jahr geplant. Aufgrund von verzögerten Impfstofflieferungen wurde das Angebot aber fortgesetzt.
Ebenfalls im Mai kündigte der Bund an, alle Impfzentren in Deutschland spätestens Ende September zu schließen. Kritik gab es dabei aus den Ländern, allen voran aus Niedersachsen. In Hannover sieht man die Impfzentren nach wie vor als wirksames Werkzeug in einer schnellen Pandemie-Bekämpfung, hieß es aus dem zuständigen Ministerium. Allerdings ist es der Bund, der am Ende auch die Rechnungen zahlt. Im Falle der Northeimer Stadthalle sind das 35.000 Euro monatliche Miete. Hinzu kommen Personal- und Materialkosten, die an die Betreiber – in Northeim das Deutsche Rote Kreuz – überwiesen werden.
Stadthalle bleibt zu
Damit der Vertrag zwischen Stadt und Landkreis verlängert wird, musste am Montag als letzte Instanz der Northeimer Verwaltungsausschuss entscheiden. Der kommt normalerweise ohne Öffentlichkeit zusammen, die Kollegen der HNA berichteten aber trotzdem schon in der heutigen Ausgabe über die Entscheidung. Dabei lässt ein Teil des Beschlusses aufhorchen. Denn die Verlängerung bis zum 30. September ist an eine Auflage verknüpft. „Die Nutzung ist aber zeitlich letztmalig auf diesen Zeitpunkt begrenzt“, heißt es konkret in einer Mitteilung aus dem Kreishaus. Damit soll sichergestellt werden, dass die Veranstaltungen – am 3. Oktober kommt das Göttinger Symphonieorchester nach Northeim – wie geplant stattfinden können.
Allerdings macht der Landkreis Northeim auch klar, dass es keine eigenen Bestrebungen geben wird, nach dem 30. September ein eigenes Impfkonzept oder Angebote zu schaffen. Kreissprecher Dirk Niemeyer verweist hierbei auf Bund und Land. Denn „das zentrale Impfzentrum im Landkreis Northeim wird im Auftrag des Landes betrieben“, betont Niemeyer. „Von dort wird somit letztendlich auch die Impfstrategie für den Landkreis Northeim vorgegeben.“
Kritik aus der Politik
Insbesondere diesen Punkt kritisiert am Montag Christian Grascha, Mitglied des Niedersächsischen Landtags und Kandidat zur Wahl des Landrats im September. Dabei widerspricht er insbesondere die Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, die Schließung des Impfzentrums hält er für falsch. „Es ist zum jetzigen Zeitpunkt absolut unklar, wie die Impfkampagne im Sommer und im Herbst weiterläuft“, so Grascha.
So sei beispielsweise nicht klar, wie es mit Zweit- und Nachimpfungen ab Oktober weitergehe. In der aktuellen Woche (KW24) befinden sich noch immer gut 11.600 Menschen auf der Warteliste für ihre erste Impfung, knapp über die Hälfte aller Einwohner im Kreis haben diese aber schon entweder im Impfzentrum oder über den Hausarzt erhalten.
Grascha fordert deshalb von der Kreisverwaltung die Prüfung von Alternativen über den 30. September hinaus. „Infrage komme ein anderer Standort oder auch der Einsatz von mobilen Teams, die flexibel im Kreisgebiet eingesetzt werden können.“ Laut Niemeyer sei der Landkreis aber machtlos, denn das Enddatum der Maßnahmen – und damit auch der Zahlungen – gebe weiterhin der Bund vor.
Gemischtes Fazit
Im Northeimer Rathaus freut sich Bürgermeister Simon Hartmann nach der Verlängerung bis Ende September vor allem darüber, Wort gehalten zu haben. „Wir stehen somit zu unserer fortgesetzten Verantwortung für ein Gelingen der Impfkampagne.“ Damit die verbleibenden Monate des Impfzentrums optimal genutzt werden, sieht Hartmann vor allem den Bund in der Bringschuld. Denn nach wie vor fehle es an ausreichend Impfstoff. „Das muss seitens des Bundes jetzt dringend beschleunigt werden. Die Stadt Northeim appelliert an die Verantwortlichen, die benötigten Impfstoffmengen sicherzustellen.“
Das die Stadthalle als Impfzentrum nach dem 30. September nicht mehr zur Verfügung steht, ist vor allem ein Kompromiss gegenüber den Kulturschaffenden aus der Region. „Mir ist wichtig, dass wir eine konkrete zeitliche Perspektive für die Nutzung der Stadthalle schaffen. Daher hat der Verwaltungsausschuss beschlossen, dass der Rückbau des Impfzentrums so rechtzeitig durchgeführt werden muss, dass das geplante Konzert des Göttinger Symphonieorchesters am 3. Oktober 2021 sicher stattfinden kann.“
Auch Landrätin Astrid Klinkert-Kittel hofft, „die niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte auf dem Weg zur Herdenimmunität bis September noch tatkräftig unterstützen“ zu können. Sie will sich außerdem dafür einsetzen, dass die für Ende August in der Stadthalle geplante Figurentheaterkonferenz des „Theaters der Nacht“ einen neuen Ort suchen kann. „Gemeinsam mit allen Beteiligten werden wir eine Lösung finden“, so die Landrätin.
Aktuelle Zahlen
Aktuell sind im Landkreis Northeim 55 (-1) akut infizierte Personen bekannt, die aus dem Raum Bad Gandersheim 0 (0), Bodenfelde 1 (0), Dassel 9 (0), Einbeck 14 (0), Hardegsen 1 (0), Kalefeld 2 (0), Katlenburg-Lindau 8 (-1), Moringen 2 (0), Nörten-Hardenberg 1 (0), Northeim 16 (0) und Uslar 1 (0) stammen.
Mit der ersten Impfdosis wurden bisher 37.634 Personen (Stand: 14.6.2021) im Impfzentrum und 29.409 Personen (Stand 11.6.2021) bei den Hausärzten geimpft.
Eine zweite Impfdosis haben bisher 21.031 Personen (Stand: 14.6.2021) im Impfzentrum und 14.431 Personen (Stand 11.6.2021) bei den Hausärzten erhalten.
Stand 14. Juni befinden sich rund 11.600 Personen auf der Warteliste zur Erstimpfung im Landkreis Northeim.