Am Samstagabend zeigte Northeim, was musikalisch und kulturell in ihr steckt: Die vierte Northeimer Musiknacht verwandelte die Innenstadt trotz regnerischen Wetters in eine vibrierende Klanglandschaft. In zwölf Locations von der Stadthalle bis zur Alten Brauerei spielten 20 Bands und Solokünstler ihr Programm. Die Besucher entschieden stündlich neu, ob sie bleiben oder zu neuen musikalischen Ufern aufbrechen. Das sorgte für spürbare Dynamik in der Altstadt.

Die Innenstadt war belebt, die Wege zwischen den Spielorten oft gesäumt von Regenschirmen und lachenden Gesichtern. In den Locations selbst herrschte beste Stimmung. Jede Band spielte ein etwa 30-minütiges Set zur vollen Stunde. Danach blieb genug Zeit, sich zur nächsten Bühne aufzumachen. So entstand eine musikalische Schnitzeljagd mit hohem Genussfaktor.

Sie tanzen auf den Straßen

Besonders ausgelassen ging es im Café Hoa zu, das mit lateinamerikanischen und weltmusikalischen Klängen gleich drei Highlights setzte. Gato de Sánchez eröffnete den Abend mit feurigen Flamenco- und Latin-Gitarren. RIOyMAR folgte mit elektronisch unterlegter Cumbia und nahm das Publikum mit auf eine Reise zum Amazonas. Den Abschluss bildete Alex López, der mit seiner Energie und Stimme echtes Latino-Partyfeeling in den Raum brachte. Es wurde getanzt, geklatscht und gesungen, drinnen wie draußen.

Ein besonderes Erlebnis bot die Stadtschänke, ein fast vergessener Ort. Mit “2 Times Louder” stand dort eine Northeimer Nachwuchsband auf der Bühne, die den Saal zum Kochen brachte. Mit energiegeladenem Rock und starker Bühnenpräsenz riss die junge Band das Publikum mit.

Auch die Alte Brauerei erwies sich als echte Entdeckung. Hier spielte die Gruppe Bizim Eller traditionelle türkische Volksmusik mit großer Leidenschaft. Authentische Instrumente wie Saz, Zurna und Darbuka erfüllten den Raum mit warmen, rhythmischen Klängen. Überrascht wurde außerdem mit einem improvisierten Akkordeon, sodass kurzzeitig etwas Jazz-Stimmung aufkam. Die intime Atmosphäre und die musikalische Tiefe der Darbietung sorgten für einen der emotionalsten Momente des Abends. Viele Gäste blieben länger als geplant, ließen sich mitreißen und tauchten ein in die musikalische Vielfalt eines anderen Kulturraums. Geholfen hat dabei auch das internationale Büfett.

Stimmen hallen über die Plätze

Viel Applaus bekam auch Claudia Heinken, die mit ihrer souligen Stimme die Ché Bar füllte. Cover von Whitney Houston, Tina Turner und Alannah Myles sorgten für Gänsehaut-Momente. Bereits in den vergangenen Jahren überzeuge sie mit ihrer kräftigen Stimme und riss das Publikum mit, sodass sich viele Menschen auch auf dem Markplatz von ihrem Temperament anstecken ließen.

Rockfreunde kamen ebenfalls auf ihre Kosten. Im Wirtshaus St. Blasien spielte Andreas Leinemann gefühlvolle Singer-Songwriter-Stücke mit Country- und Rock-Einschlag. Im Bürgersaal überzeugte die Railroad Celebration Band mit Interpretationen von Clapton, Doors und anderen Rocklegenden. In der Vinothek wurde es mit Eugénie VP französisch-jazzig. Im Theater der Nacht gaben die Schrägen Vögel umringt von noch schrägeren Vögeln in Figur-Form noch einmal alles.

In der Stadthalle standen mit “das Xperiment” und “Unicat” gleich zwei Chöre im Foyer, ehe es mit “Kusheva.” eine Mischung aus Rock und Synth-Pop zu hören gab. Der Leerstand an der Breiten Straße ist aktuell nicht nur das Zuhause des Kunsthauses, sondern bot mit “Honig und Hafermilch” auch musikalisch echte Hinhörer.

Auch die vierte Auflage ist ein Erfolg

Organisiert von der Northeimer Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, Marketing & Tourismus (NOM WMT) und der Initiative Kunst und Kultur Northeim war die Musiknacht ein voller Erfolg. Das Format hat sich in kurzer Zeit zu einem der schönsten Kulturhighlights der Region entwickelt. Es zeigt, wie Northeim neu zu erleben ist. Musikalisch, menschlich, emotional. „Die Stimmung in der Stadt war richtig schön“, sagt WMT Geschäftsführer Michael Eilers-Turau.  Die Spielstätten seien alle sehr gut besucht und auch die neuen Highlights (…) wurden mit viel musikalischem Vergnügen angenommen. „Das Wetter blieb entgegen der Ankündigung stabil und wir haben von den 1250 Buttons nahezu alle verkauft“. Eilers-Turaus Fazit: „Die Musiknacht ist rundum gelungen und wir freuen uns jetzt schon auf die 5. Auflage in 2026.“

Die Mischung aus abwechslungsreicher Livemusik, kurzen Wegen, unbekannten Spielorten und der Offenheit des Publikums sorgte für eine einzigartige Atmosphäre. Ein bisschen Kiezfeeling in der sonst oft ruhigen Rhumestadt Northeim. Das betonten auch Bürgermeister Simon Hartmann und WMT-Geschäftsführer Michael Eilers-Turau während der Eröffnung der Musiknacht im Foyer des Gymnasium Corvinianums.

Nach den Konzerten ging es weiter bei der Aftershow-Party mit DJ Nicktastic in der Stadthalle. Ein gelungener Abschluss für eine Nacht, in der Northeim tanzte, sang und strahlte.

Die vierte Northeimer Musiknacht war mehr als ein Konzertabend. Sie war ein Fest der Begegnungen, der Musik und der Entdeckungen. Northeim klingt gut. Und das nicht nur einmal im Jahr.

Fotos: NOM WMT

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