Seit April 2020 will Anna-Lena Enskat den Klimaschutz in Northeim voranbringen. Seitdem hat sie im Rathaus einen eigenen Schreibtisch, der Platz ist zunächst für drei Jahre durch das Bundesinnenministerium gefördert. Zuletzt warb die Stadtverwaltung dafür, sich bei Fragen direkt an sie zu wenden. Die Antworten sind dabei immer mit einem neuen Logo versehen, mit dem die Stadtverwaltung den „Klimaschutz voranbringen“ will. „Das Logo wird für die Kommunikation, insbesondere mit den Bürgerinnen und Bürgern, über sämtliche Projekte der Stadt Northeim, welche den Klimaschutz voranbringen, genutzt.“ Tatsächlich steckt aber noch sehr viel mehr dahinter.

Wichtige Projekte

Die Klimaschutzmanagerin ist seit anderthalb Jahren in Northeim, damit ist die Hälfte der Förderzeit schon um. Auf Nachfrage heißt es, dass schon jetzt „Projekte zur Optimierung der internen Abläufe der Stadtverwaltung, wie die Einführung eines Energiemanagements oder einer nachhaltigen Beschaffung“ mit dem neuen Logo versehen sind wie eine Art Gütesiegel. Zudem soll es mittlerweile eine „Checkliste zu Klimaschutz und Klimaanpassung in der Bauleitplanung“ geben, durch welche „Leistungen, welche die Stadt für die Bürger_innen wahrnimmt, klimafreundlicher absolviert werden.“

Wirklich konkret war bisher zum Beispiel ein Antrag der FDP-Fraktion im Stadtrat, bei Geragen-Neubauten in Zukunft die Dächer zu begrünen. 

Auf der Homepag der Stadt Northeim gibt es außerdem inzwischen eine neue Rubrik Klimaschutz mit „Klimaschutztipps und Tricks“. 

Gemeinsam mit dem Jugendbeirat wurde das Projekt „Pfand gehört daneben“ auch in Northeim umgesetzt. 

In den Jahren 2022 und 2023 setzt die Stadt Northeim in ihren öffentlichen Einrichtungen auf 100 Prozent Ökostrom. 

Flyer sollen folgen, die das Logo genau so nutzen wie in Energieberichten und weiteren Kommunikationen. „Ebenso sollen Veranstaltungen zum Thema Klimaschutz, sofern pandemiebedingt möglich, und Energieberatungsangebote mit dem Logo begleitet werden“, so eine Rathaus-Sprecherin.

Klimaschutz-Managerin

Anfang September stand Enskat auch erstmals auf dem Northeimer Wochenmarkt den Menschen aus der Region Rede und Antwort. Auch hier fand sich das Logo auf verschiedenen Medien wieder. „Viele Marktbesucher_innen haben das Feedback gegeben, dass ein Klimaschutzmanagement bei der Stadt Northeim sehr wichtig ist“, sagt Enskat. Demnach würden viele Menschen in der Region einen Handlungsbedarf beim Klimaschutz in Northeim sehen. „Die Northeimer_innen (…) bemerken im Alltag an vielen Ecken, bspw. beim Rad- oder Busfahren, was optimiert werden kann. Mir wurden viele Ideen und Anregungen zugetragen, die sich mit meiner Wahrnehmung decken und zukünftig angegangen werden müssen, woran wir bereits arbeiten.“

Bisher beschränkte sich ihre Arbeit vor allem auf interne Abläufe. „In den vergangenen 1,5 Jahren habe ich vor allem verwaltungsinterne Themen angestoßen, damit Klimaschutz in immer mehr Bereichen der Stadtverwaltung umgesetzt wird und die Stadtverwaltung als Vorbild fungieren kann“, sagt Enskat. Das sei ein „guter Anfang, aber für den Klimaschutz in Northeim, insbesondere in den Bereichen Mobilität, (private) Gebäude und Unternehmen“, sagt sie, „gibt es noch viel zu tun.“

Nachhaltigkeit

Doch schon jetzt sei einiges noch auf der Habenseite zu finden. Die monatlichen Energie-Tipps auf der Homepage der Stadt werden laut Enskat „sehr gut angenommen“ und bereite ihr darüber hinaus „sehr viel Spaß“. Ab November verpflichtet sich die Stadtverwaltung außerdem, nachhaltig zu Beschaffen. So wird künftig zum Beispiel darauf geachtet, dass Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft beschafft wird, Kunststoffgegenstände einen Recyclinganteil beinhalten oder technische Geräte die höchste mögliche Energieeffizienz aufweisen. „Obwohl wir die Dienstanweisung vorab natürlich hausintern bereits intensiv mit dem Kollegium abgestimmt haben, bin ich auf die Erfahrungen und Rückmeldungen der Kolleg_innen in den ersten Umsetzungsmonaten gespannt“, sagt Klimaschutzmanagerin Enskat.

Als Nächstes soll ein Energiemanagement folgen. Damit sollen die Energieverbräuche aller städtischen Einrichtungen überwacht, Schwachstellen identifiziert und Lösungen gefunden werden. „Das komplexe hierbei ist, strukturelle Voraussetzungen zu schaffen. Gleichzeitig ergibt sich hier natürlich auch die große Chance, durch Optimierungen effektiv Energie und somit Treibhausgase einzusparen und dadurch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, erklärt Enskat.

Der Kollegen, der seit Jahren Papier spart

Zu Beginn ihrer Arbeit im Northeim Rathaus habe sie vor allem versucht, als „Kümmerer“ Ideen und Stellen miteinander zu vernetzen. „Ein Beispiel ist, dass ein Kollege schon seit Jahren aus Fehldrucken Notizblöcke herstellt, um Papier zu sparen. Viele Kolleg_innen wussten aber nicht von der Möglichkeit und haben sie daher nicht genutzt“, erinnert sich Enskat. Kurzerhand wurde ein Projekt mit den Auszubildenden der Verwaltung realisiert: Die Azubis entwickelten Sammelboxen für Fehldrucke, die jetzt neben allen Druckern stehen. Ist die Box voll, werden aus dem eigentlichen Müll Notizblöcke gebunden. „Dieses Beispiel zeigt den Handlungsbedarf eines (koordinierenden) Klimaschutzmanagements auf, damit kleine Maßnahmen zum Klimaschutz gebündelt eine größere Wirkung entfalten können.“

Auch die Ratspolitik soll in Zukunft einbegriffen werden. Demnach werden alle Beschlussvorlagen mit einem Hinweis ergänzt, welchen Einfluss bestimmte Entscheidungen der Lokalpolitiker auf den Klimaschutz haben. Um diese zu erarbeiten, gehen die Mitarbeitenden der Verwaltung eine vorher erarbeitete Checkliste durch. „Hieraus wird nicht nur aufgezeigt, welche anstehenden Beschlüsse dem Klima schaden würden, sondern es ergibt sich die große Chance, dass Klimaschutz immer mehr in der Breite der Verwaltung mitgedacht wird“, sagt Eskat. „So können klimaschädliche Auswirkungen optimiert werden, um Northeim zu einer zukunftsfähigen, klimafreundlichen Stadt zu entwickeln.“

Übrigens: Die Erstellung des Logos hat die Stadt 1.130,50 Euro gekostet. Auch hier gab es aber Unterstützung durch die Bundes-Förderung, immerhin 85 Prozent.

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