Wassersport und Glaube

Im Urlaub war ich mit meinem Sohn dieses Jahr in Eckernförde. Tolles Wetter, tolle Strandpromenade, fantastischer Sandstrand und … eine besondere Spezies von Wassersportlern: die Stehpaddler.

Zugegeben: Die hatte ich bisher noch nie bei einem Urlaub an der See wahrgenommen. Menschen aller Altersgruppen, die halb nackt und zum Teil ziemlich verspannt auf einem schmalen Plastikbrett stehen – in einer Hand ein Paddel. Stand-up-Paddling heißt dieser Sport, so habe ich mir sagen lassen.

Manche machen das wirklich sehr elegant. Sie gleiten wie die samoanischen Ureinwohner über das Wasser, als hätten sie sich in ihrem Leben nie anders fortbewegt. Andere – wie gesagt – haben ihre liebe Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Sie halten das Paddel so fest umklammert, als sei es ein Beutel Goldmünzen.

Ich frage mich: Was macht den Reiz an dieser Art des Bootfahrens aus? Ist es die Sehnsucht, „in See zu stechen“, alles hinter sich zu lassen und das Ziel schon von Weitem vor Augen zu haben? Ist es das sanfte Gleiten über die Untiefen des Meeres hinweg, zu dem man weder Welle noch Wind braucht? Ist es der Wunsch, sein eigener freier Lotse und Steuermann zu sein?

Wackeliger Ungergrund

So gesehen wird der Stehpaddler für mich zu einem Sinnbild des Lebens. Voller Verheißungen und Chancen zwar gleicht es einem solchen Bretterboot, das jedoch auf wackligem und bodenlosem Untergrund dahin schippert. Und der Paddler steht darauf und versucht krampfhaft die Balance zu halten. Keine Reling, an der er sich festhalten, kein Anker, mit dem er sich irgendwo festmachen könnte. Bloß ein „Paddel“, das ihm hilft, voranzukommen und so manche Klippe und Untiefe zu meistern. Und wehe, dieses gleitet ihm aus den Händen …

Mein Glaube ist für mich wie ein solches Paddel – ein Hilfsmittel, das mich immer wieder dahin bringt, wo ich festen Boden unter die Füße bekomme. Jeder sollte so eins haben. Ich will nicht sagen, dass mein Glaube selbst der feste Boden ist, der mich trägt. Nein, dazu ist er in manchen Zeiten genauso wippelig und schwankend wie das Leben selbst. Doch ein gutes Instrument, das mir in die Hand gegeben ist, um wieder auf Kurs zu kommen, ist er schon Der Glaube ist eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht, heißt es im Neuen Testament (Heb 11,1).

Unter anderem darin unterscheidet sich der Glaubende von so manchem waghalsigen Stehpaddler vor Eckernförde: Letzterer scheint manchmal weder zu sich selbst noch zu seinem Paddel Vertrauen zu haben. Eine gefährliche Mischung! Und so habe ich denn auch nicht wenige von ihnen im wahrsten Sinne des Wortes „Baden gehen“ gesehen.

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