Das Northeimer Impfzentrum in der Stadthalle Northeim könnte Mitte August schon geschlossen werden. So lange läuft der Nutzungsvertrag zwischen Landkreis und Stadt Northeim. Nachdem das Land Niedersachsen ab Juni vermehrt auf die Impfleistung durch die niedergelassenen Ärzte setzt, ist eine Verlängerung des Vertrags fraglich. Ende Mai wollen sich Rat- und Kreishaus erneut abstimmen. Laut Landesregierung hat der Bund allerdings schon angekündigt, Ende September alle Impfzentren schließen zu wollen.
Guter Start
Pünktlich zum 15. Dezember 2020 war es fertig, das Impfzentrum in der Stadthalle. Nach kurzer Suche und intensivem Streit hatte sich der Landkreis für den Standort in der Kreisstadt entschieden – auch sehr zur Freude des Northeimer Bürgermeisters Simon Hartmann. „“Wir wollen unseren aktiven Beitrag leisten, die Pandemie schnell zu überwinden. Daher ist die Stadt Northeim bereit, die Stadthalle in Northeim für diesen Zweck als Impfzentrum zur Verfügung zu stellen“, sagte er Ende November. Als Betreiber fand sich schließlich das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter Unfallhilfe übernahm außerdem die mobile Impfung, mit der es schließlich schon Anfang des Jahres startet.
Ursprünglich hatten Stadt und Landkreis die Nutzung für ein halbes Jahr angestrebt. Der Vertrag endete am 31. Juni. Im März hatten sich beide Seiten auf eine Verlängerung bis zum 15. August ausgesprochen, der Verwaltungsausschuss der Stadt Northeim stimmte zu. Bürgermeister Hartmann betonte damals, „mit der Entscheidung auch eine klare Perspektive für die geplanten und hoffentlich möglichen Veranstaltungen aussenden (zu) können.“ Erste Veranstaltungen wurden bereits ab Oktober wieder in den Kalender übernommen, der Förderverein der Stadthalle rechnet also bereits mit einem Imfzentrums-Ende im August.
Zukunft fraglich
Inzwischen sind stand Montag, 17. Mai, sind im Landkreis Northeim 33.713 Menschen erstmals im Impfzentrum geimpft, mehr als 20.000 bereits bei niedergelassenen Ärzten. Bis Mitte Juni werden zumindest im Impfzentrum nur Zweitimpfungen durchgeführt. Zum einen sei der Impfstoff knapp, zum anderen übernehmen schon jetzt viele niedergelassene Haus- und Fachärzte viele Erstimpfungen.
Das hatte auch die Kreisverwaltung Mitte Mai erkannt. „Deutlich wird, dass die Hauptimpfleistung bei Erst- und Zweitimpfungen künftig durch das System der niedergelassenen Ärzteschaft und den Betriebsärztlichen Dienst erbracht werden sollen“, sagte Kreissprecher Dirk Niemeyer bei einer Zwischenstandsmeldung.
Ob und wie ein Impfzentrum im Landkreis Northeim über den 15. August hinaus betrieben werde, liege laut Niemeyer auch nicht in der Verantwortung der Kreisverwaltung. Diese betreibe das Impfzentrum lediglich im Auftrag des Landes. Auch deshalb sei die Medenheimer Straße und das Kreishaus „aktuell aber die falsche Adresse, wenn es darum geht, grundsätzlich zu erörtern, ob und wie lange es im Kreisgebiet zentrale Impfangebote in einem Impfzentrum geben sollte“, so Niemeyer.
Land und Bund entscheiden,
Trotzdem „werden wir das Land natürlich auch in Zukunft bei der Umsetzung etwaiger diesbezüglicher Überlegungen nach Kräften unterstützen“, betont Niemeyer auf Nachfrage. Doch die Kette geht weiter, denn auch das Land richte sich nur nach dem Bund. Und dort „nehmen wir wahr“, so Niemeyer weiter, „dass der Bund offenbar bestrebt ist, die Hauptimpfleistung bei Erst- und Zweitimpfungen künftig durch das System der niedergelassenen Ärzteschaft und den Betriebsärztlichen Dienst erbringen zu lassen.“ Ab Juni sollen außerdem die Betriebsärzte mithelfen.
Ich frage also beim Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung nach. Dort wird in einer Stellungname bestätigt, dass der Bund derzeit plane, zum 30. September alle Impfzentren zu schließen, dazu gehören auch die 52 in Niedersachsen – und das in Northeim. „Die Schutzimpfungen sollen nach dem Willen des Bundes ab Herbst ausschließlich durch niedergelassene und betriebliche Ärztinnen und Ärzte erfolgen“, heißt es vom Land weiter.
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens ist davon allerdings nicht begeistert. Sie findet: „Eine Schließung der Impfzentrum darf erst dann erfolgen, wenn die Impfungen in allen Teilen unserer Gesellschaft und im ländlichen Raum weit fortgeschritten sind und von dem ärztlichen Regelsystem unkompliziert bewältigt bzw. weitergeführt werden können.“
Sie wolle sich bei der nächsten Konferenz der Gesundheitsminister beim Bund am 16. Juni deshalb „für die Stärkung der Impfzentren“ einsetzen.
Situation in Northeim
Aktuell befinden sich mehr als 12.000 Menschen aus dem Landkreis Northeim auf der Warteliste zur Erstimpfung. Diese Liste wird auch in den kommenden Wochen anwachsen, weil im Impfzentrum zunächst die Zweitimpfungen abgearbeitet werden müssen.
Am Donnerstag sind im Landkreis Northeim 321 (-5) akut infizierte Personen bekannt. Sie stammen aus dem Raum Bad Gandersheim 35 (0), Bodenfelde 15 (+1), Dassel 48 (+1), Einbeck 82 (-8), Hardegsen 8 (+2), Kalefeld 9 (-1), Katlenburg-Lindau 20 (0), Moringen 5 (-1), Nörten-Hardenberg 15 (+2), Northeim 66 (0) und Uslar 18 (-1). Verstorben sind mittlerweile 50 Menschen, 27 haben sich seit gestern neu angesteckt.