Einmal alle Kanäle testen: Sirene, App, Medien. Im Krisenfall soll darüber die Bevölkerung gewarnt werden. Der erste Warntag seiner Art in Deutschland am 10. September sollte zeigen, wie das geht. Doch dann die Ernüchterung: kaum etwas hat funktioniert. Der Bund spricht gar von von einem Fehlschlag. Ernüchterung deshalb auch im Landkreis Northeim bei Verwaltung und Kreisfeuerwehr.

Hat nicht funktioniert

Um Punkt 11 Uhr sollte, so war es groß und breit angekündigt, der Alarm starten. Zunächst stellte eine Nachricht über Handy-Apps wie BIWAPP und Katwarn verschickt werden. Diese Nachricht sollte zentral vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) versendet werden. Statt dessen waren es aber um ein Vielfaches mehr, ausgesendet von vielen verschiedenen Behörden, heißt es aus dem Kreishaus.

Das System hätte dieser Datenflut nicht standgehalten, heißt es laut Landkreis wiederum vom Softwarebetreiber. Problematisch ist das für den Kreis Northeim insbesondere deshalb, weil sowohl Kreisverwaltung als auch die Kreisfeuerwehr schon seit langer Zeit auf dieses „wichtigste Instrument der Warnung der Bevölkerung“ verlassen. Ein Vertrauensverlust also nicht nur für die Menschen in der Region ob der ausgebliebenen Warnung, als auch für die Verantwortlichen in Verwaltung und der Rettungsorganisation.

Unrealistisches Szenario

Dabei hätte es so weit gar nicht kommen müssen, sagt Holger Schulz, Leiter des zuständigen Fachbereichs „Brand- und Katastrophenschutz“ beim Landkreis Northeim. „Dieser Ausfall war vermeidbar und hat dem Vertrauen der Bevölkerung in die Apps massiv geschadet.“

Ein Szenario, in dem es eine bundesweite, zeitgleiche Alarmierung mehrerer Stellen in dieser Größenordnung geben würde, ist seiner Einschätzung nach unwahrscheinlich. Und auch bei Gefahren, die über einen lokalen Raum hinausgehen sei nicht zu erwarten, dass mehrere Leitstellen genau zeitgleich Alarm auslösen und das System so erneut überlasten könnten. Immerhin habe der Landkreis Northeim in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit Warnapps gemacht und werde deshalb auch in Zukunft an diesem Konzept festhalten.

Sirenen heulten nicht überall

Laut Kreisverwaltung hätten gerade einmal drei der 200 digital ausgelösten Sirenen im Landkreis nicht funktioniert. Dazu gehöre unter anderem eine Sirene im nördlichen Bereich der Stadt Northeim. Kreisbrandmeister Marko de Klein ist mit diesem Teil des Probealarms zufrieden: „In der letzten Woche konnten wir die Ansteuerung der umgerüsteten Sirenen erstmals testen. Technisch hat das einwandfrei funktioniert. Jetzt müssen wir prüfen, was konkret verbessert werden kann.“

Die Ortsbrandmeister im Kreis sind zusätzlich aufgefordert zu melden, ob ihre Anlagen einwandfrei funktionieren.

Eigene Suppe

Mit der Berichterstattung vor dem Warntag ist die Kreisverwaltung ebenfalls zufrieden. Demnach hätte es während der Probealarmierungen nur einen einzigen Notruf mit Nachfrage ergeben. Schlussfolgerung im Kreishaus: Alle wussten Bescheid.

Das oberste Ziel der Landrätin ist es nun, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen: „Ich kann mir vorstellen, losgelöst vom Bund einen Probealarm zur Warnung der Bevölkerung in unserer Region zu etablieren“, so die Landrätin. Das würde einen Test unter recht realen Voraussetzungen darstellen. Sie bleibt darüber in engem Austausch mit den beteiligten Akteuren.

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