Seit Juli 2017 läuft im Landkreis Northeim ein Modellversuch: Außer dem Notruf (112) landen auch die bei der Notrufnummer der örtlichen Ärzte (116117) Anrufenden direkt bei den Disponenten in der Northeimer Einsatzleitstelle.

Projektphase

Bundesweit ist die Idee nicht neu. Trotzdem ist sie im Landkreis einmalig. Denn Zeil ist es auch, statistische Werte für die Leitstelle zu erheben. Und hierzu wurde nun ein erstes Zwischenfazit gezogen.

Denn am Anfang des Projektes stand die Vermutung: zu viele Menschen im Landkreis Northeim misbrauchen die Notrufnummer für vermeindliche Bagatellen. Tatsächlich, so das Ergebnis nun, ist es aber genau anders herum.

Starke Zahlen

Gerade einmal 1,5 Prozent der Notrufe wurden an den Ärztlichen Notdienst weitergegeben. Auf der Gegenseite handelte es sich bei rund zehn Prozent der Anrufe beim ärztlichen Notdienst tatsächlich um Notfälle für die 112.

Kai Reichelt, Leiter der Einsatzleitstelle, kann über einen ganz konkreten Fall berichten: „Eine Großmutter hat in diesem Jahr die 116117 angerufen, weil ihr fünfjähriges Enkelkind schlecht Luft bekam. Der Leitstellendisponent hat sofort einen Rettungswagen alarmiert, der das Kind in die Kinderklinik nach Göttingen gebracht hat.“

Das sagen die Verantworlichen

„Bei Betroffenen oder Angehörigen besteht häufig Unsicherheit, welches der richtige Weg für eine schnelle und angemessene Hilfe ist“, sagt Harald Jeschonnek, Geschäftsführer des Bezirks Göttingen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen.

Nicht umsonst empfiehlt auch der Sachverständigenrat des Bundesministeriums für Gesundheit, sowohl den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst als auch den Rettungsdienst aus einer Leitstelle heraus zu steuern.

„Einer Disposition durch die Einsatzleitstelle gelingt beides: Der Rettungsdienst wird dort, wo es möglich ist, entlastet. Und die Patienten bekommen dann, wenn es erforderlich ist, schneller die notwendige Hilfe“, erklärt Dr. Christian Steigertahl, der bis vor kurzem selber als Hausarzt in Northeim praktiziert hat.

So geht es weiter

Und der Landkreis? Der will das Projekt weiterführen. Und weiter noch: das Personal in der Leitstelle soll aufgestockt werden. Zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen will sich der Landkreis die Kosten von etwa 68.500 Euro teilen.

„Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit kann im Zweifel wertvolle Zeit gewonnen werden“, begründet Landrätin Astrid Klinkert-Kittel ihre Entscheidung zur Fortführung des Projekts. Auch die Ärzte im Landkreis Northeim haben sich mehrheitlich für die Fortsetzung der Zusammenarbeit ausgesprochen.

Wer ist auf dem Foto zu sehen?

Beigefügtes Bild zeigt von links nach rechts: Harald Jeschonnek (KVN), Kai Reichelt (Einsatzleitstelle), Sven Starosta (Einsatzleitstelle), Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, Rainer Fiedler (Einsatzleitstelle), Jörg Richert, Floriane Walther (Praktikum bei der Einsatzleitstelle im Rahmen ihrer Ausbildung zur Notfallsanitäterin), Dr. Christian Steigertahl, Pascal Grote (Einsatzleitstelle)

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