Die Partei Alternative für Deutschland (AfD) hat am Samstag in Northeim eine Kundgebung abgehalten. Als Redner trat unter anderem Bundessprecher Tino Chrupalla auf. Der Blickte allerdings auf einen weitestgehend freien Marktplatz. Laut Schätzungen der Polizei kamen rund 230 Menschen, um ihm und seinen Parteifreunden zuzuhören.
Gleichzeitig hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eine Gegendemonstration organisiert. Laut Polizei folgten rund 400 Menschen dem Aufruf und protestierten lautstark gegen die AfD. Während der Reden machten sie mit Trillerpfeifen, Rasseln und Trommeln Krach, um die Veranstaltung zu stören. Immer wieder skandierten sie Sprechchöre wie „Ganz Northeim hasst die AfD“ oder „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“.
„Wir wollen ein Zeichen setzen“, erzählen Demonstrierende, die extra für ihren Besuch in Northeim Plakate beschrieben haben. Eine Mutter aus Kalefeld, die eine schwerbehinderte Tochter hat, erklärte: „Die AfD findet Menschen, die Hilfe brauchen, nicht unterstützenswert. Dabei macht uns das vielfältig.“ Auch aus der Northeimer Kernstadt gab es klare Stimmen: „Wir müssen etwas tun. Aber das kommt bei der AfD nicht mehr an.“
Chrupalla nutzte seine Rede für scharfe Angriffe auf die Bundesregierung und die etablierten Parteien. Er sagte: „Diese Politiker haben unser Land heruntergewirtschaftet“ und forderte ihre Abwahl. Besonders kritisierte er die deutsche Unterstützung für die Ukraine: „30 Milliarden Euro wurden bereits geschickt, zwölf Milliarden sind noch auf dem Weg. Wie viel denn noch? Das ist unser hart erarbeitetes Steuergeld.“ Deutschland solle sich nicht weiter an diesem Krieg beteiligen, sondern auf Diplomatie setzen.
Neben der Außenpolitik nahm Chrupalla auch die Wirtschaft ins Visier. Er sagte: „Wir wollen Exportweltmeister sein, nicht Moralweltmeister.“ Er kritisierte hohe Energiepreise und verglich sie mit günstigeren Preisen in den USA. Zum Abschluss rief Chrupalla die Anhänger auf, bei der Wahl geschlossen für die AfD zu stimmen: „Wir wollen 25 Prozent der Sitze im Bundestag.“
Während sich die AfD-Anhänger zum Abschluss versammelten, um gemeinsam das „Lied der Deutschen“ zu singen, hielten die Gegendemonstranten ihren lautstarken Protest aufrecht. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und hielt beide Gruppen voneinander getrennt.
So blieb die Lage laut Polizei weitgehend friedlich. Erst gegen Ende der Veranstaltung versuchten Teilnehmer der AfD-Kundgebung, mit Gesten und einer Deutschlandfahne die Gegendemonstranten zu provozieren. Ein Polizeibeamter brachte sie davon ab. Außerdem kam es während der Versammlung zu einer Strafanzeige wegen Beleidigung und Bedrohung.