Die Jugendarbeit im Landkreis Northeim hat die Corona-Pandemie bisher gut gemeistert – Kinder und Jugendliche, vor allem aus finanziell schwachen Familien, sind aber auf der Strecke geblieben. Das ist zentrales Fazit der Online-Podiumsdiskussion, zu der der Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne am Dienstagabend eingeladen hatte. Mit dabei waren als Podiumsgäste Julia Grote von der evangelischen Jugend Leine-Solling, Jan Störmer vom Jugend-Rotkreuz, Jan Mönnich vom Kreisjugendring und Florian Peters von der Kreisjugendfeuerwehr.

Gemeinsam mit Landtagsabgeordnetem Christian Grascha will Roy Kühne zentrale Punkte angehen, die alle Jugendverbände übereinstimmend kritisiert hatten. „Die Akteure in der Jugendarbeit brauchen eine Planungssicherheit. Die Corona-Pandemie hat sich dynamisch entwickelt und neue Entscheidungen erfordert. Eine Planung hat das schier unmöglich gemacht. Kinder und Jugendliche brauchen 2021 aber einen „richtigen“ Sommer. Natürlich mit Hygienekonzepten, aber ohne die zusätzliche Last, dass bei kurzfristig erforderlichen Absagen die Vereine und Verbände vor dem finanziellen Aus stehen“, betont Roy Kühne.

Eine mögliche Lösung dazu gibt es bereits. Die Bunderegierung hat Anfang Mai zwei Milliarden Euro freigeben, um die coronabedingten sozialen und kognitiven Defizite bei Kindern und Jugendlichen auszugleichen. „Gemeinsam mit meinen Kollegen im Land werden wir Wege diskutieren, wie die für Niedersachsen vorgesehenen 200 Millionen Euro direkt bei den Machern der Jugendarbeit ankommen“, betont Christian Grascha.

Dabei fordern die Verantwortlichen die Sichtweise, dass junge Menschen nicht nur Schüler und Auszubildende oder unser aller vielzitierte Zukunft sind, sondern auch Menschen von heute. „Die Pandemie ist für Kinder und Jugendliche schrecklich. Das, was in Sachen Schule und Lernen auf der Strecke geblieben ist, wird man mit viel Zeit und Engagement nachholen können. Bei der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sind die Herausforderungen aber weitaus größer“, betont Florian Peters, Kreisjugendfeuerwehrwart und Lehrer. „Die jüngsten unserer Gesellschaft müssen jetzt auch mal ganz vorne stehen.“

Größte Herausforderung sei jetzt der „Neustart Jugendarbeit“. Digitale Konzepte haben alle großen Verbände geschaffen und die Pandemie so überbrückt. Diese Themen seien jetzt aber erschöpft, neue Kontakte lassen sich zudem digital kaum knüpfen. Für das gute, kurzfristig von der Kreisverwaltung auferlegte Programm der „100.000 Euro-Förderung“ für die Jugendarbeit im Landkreis Northeim fordern Kühne und Grascha eine Aufstockung.

Dass das Geld in kürzester Zeit vergriffen war, sei klares Indiz für engagierten Macher in der Jugendarbeit, die trotz Corona nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern Ideen und auch Visionen haben. Für den Bundes- und Landespolitiker ist es eine Selbstverständlichkeit, dass alle Projekte, die noch eingereicht werden, entsprechend der geltenden Prüfkriterien finanzielle Unterstützung für die Umsetzung erhalten sollen.

Klares Signal des Abends ist es, dass die außerschulische Bildung elementar wichtig ist und starke Unterstützung benötigt. Der Kreisjugendring setzt sich dafür ein, dass die ehrenamtliche Jugendarbeit im Kreis Northeim eine professionelle Begleitung, idealerweise durch eine Vollzeitstelle erhält. „Das unterstützen wir. Menschen, die sich ehrenamtlich in der Jugendarbeit engagieren, müssen wir den Rücken freihalten“, so Christian Grascha und Roy Kühne übereinstimmend. Überall im Landkreis Northeim gebe es Menschen, die mit Herzblut für Kinder und Jugendliche arbeiten. „Diese Kompetenzen muss man bündeln und unterstützen.“

Foto: Büro Roy Kühne

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