Seit gut zehn Jahren holt sich die Natur das zurück, was einmal ihr gehörte: Die Northeimer Waldbühne. Vergessen und liegengelassen ist sie seit den letzten goldenen Tagen mit Livemusik und Förderverein einfach nur noch da. Vor ein paar Jahren erkannten Sportler noch die Trainingswirkung der hohen Stufen. Doch nun scheint sie wieder zu erwachen. Im Rathaus stecken große Pläne in den Köpfen und Schubladen. Plötzlich ist die Waldbühne wieder interessant. Auch, weil ein hartnäckiger Manager immer wieder anklopft.

Löwenzahn und Roland Kaiser

Löwenzahn drückt durch die Steine, Moos schiebt das Kies Jahr für Jahr einen Zentimeter weiter nach links und nach rechts. Im vergangenen Jahr aber drohte das Ende des Biotops: Johannes Oerding möchte gerne nach Northeim kommen und auf der Bühne singen. Erst 2020, dann 2021, jetzt 2022. Corona verschiebt das Konzert, wieder und wieder. Die Natur atmet auf. Der hartnäckige Manager aber tief ein. Der heißt Dirk Sadlon von Living Concerts und hat das Konzert der Kontouren-Open-Air-Reihe nun auf 2022 verschoben. Auch ein Beweis dafür, dass in Northeim unbedingt gespielt werden soll.

Gemeinsam mit Bürgermeister Simon Hartmann schlendere ich an der Bühne entlang. Auch Marieluise Radleff ist dabei, als Chefin des Stadthallen-Marketings zuständig für die Waldbühne. Gemeinsam erinnern wir uns an die noch goldeneren Zeiten: Als Helene Fischer noch niemand kannte, war sie in Northeim. Als die Ärzte fast jeden Baum absägte, fanden das die Northeimer nur so semi-gut. Gerne erinnert sich der Bürgermeister auch an Roland Kaiser zurück, selbst, wenn der an dem Tag in Northeim „nicht seinen besten Tag“ hatte, wie sich Hartmann erinnert. „Im Grunde ist es mir egal, wer hier was spielt. Für Northeim und die Waldbühne ist es was besonderes“, sagt er und meint es ehrlich.

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Fast 7.000 Zuschauer finden an der Waldbühne Platz. Entweder auf der Fläche davor oder sitzend auf der auf Ewigkeit in den Hang geschlagenen Tribüne. Die Plastik-Balken als Sitz sind genauso neu wie die jährlich zu erneuernden Lichter der Rettungswege. Zweimal im Jahr, betont Bürgermeister Hartmann, kümmern sich die städtischen Dienste um Grün und Stein der fast 100 Jahre alten Anlage. „Trotzdem kommt es, so abgelegen, immer wieder zu Vandalismus“, wirft Marieluise Radleff ein. Eigentlich ist sie Chefin des Eventmanagements in der Northeimer Stadthalle, kümmert sich um Künstleranfragen und plant gemeinsam mit dem Förderverein neue Veranstaltungen.

Initialzündung

Noch bis Ende des Jahres ist die Stadthalle aber Imfpzentrum. Auch deshalb ist jetzt mehr Zeit für die Waldbühne, doch auch schon in den vergangenen Jahren sei die Bühne bei Künstlern und Managern immer wieder auf dem Radar erschienen. Von fünf bis sechs Anfragen weiß Radleff, nicht immer kam aber auch etwas dabei rum. Mit Johannes Oerding und Semino Rossi aber stehen zwei Künstler fest im Kalender. Und auch das Harry-Potter-Konzert soll stattfinden. „Es ist auch noch nicht abgesagt“, betont sie. Termin: Juli 2021.

Gerade Oerding sei ein Künstler-Kalieber, mit dem eine „Initialzündung“ möglich ist, betonen beide. Einen solchen Künstler und ein solches Event brauche es, um wieder in die Köpfe der Zuschauer und auch der Künstler zu kommen. Letzteres ist laut Radleff wohl schon gelungen. Seit der Ankündigung habe es vermehrt Anfragen gegeben. Und auch die Verantwortlichen im Rathaus verspüren „Lust und Vorfreude“. Es muss eben auch endlich losgehen. Denn die Bühne selbst sei bereit.

„Sie befindet sich in einem technisch einwandfreien Zustand“, betont Bürgermeister Hartmann. Zuletzt hatte es immer wieder Kritik gegeben, dass die Bühne und das Grundstück keinen guten Eindruck machen. „Natürlich müssten wir hier erstmal durchkrauten“, fügt Hartmann hinzu. Witterung und Jahreszeiten hinterlassen ihre Spuren bei einer Open-Air-Bühne im Wald, klar. „Auch Veranstalter, mit denen wir die Waldbühne begehen, bescheinigen uns den guten Zustand.“

Für die ganze Familie. Und Stadt

Solange aber nichts passiert – Corona sagt Sorry – bleiben das alles nur Ideen. Doch bietet das ganze Warten offenbar auch viel Zeit zum Planen. Bürgermeister Hartmann wünscht sich bei allen Veranstaltungen mit der Waldbühne ein Gesamtkonzept für die Stadt. Das starte schon am Bahnhof und Ende frühestens in einer (aktuell nicht existierenden) Northeimer Kneipe. „Wir wollen die Besucher der Veranstaltungen schon am Bahnhof begrüßen, als freundliche Stadt“, so Hartmann. Per Shuttle und Park-and-Ride vom Mühlenanger aus geht es dann in den Wald. Parkplätze gibt es dort nun mal keine.

Im Anschluss der Veranstaltungen soll das Programm dann in der Innenstadt weitergehen. After-Show-Party nennt sich das und soll mit den örtlichen Gastronomen abgesprochen werden, so Hartmann. Erstmals ausprobiert werden soll dies schon mit dem Johannes-Oerding-Konzert. Es wird deutlich: Mit dem 40-jährigen Musiker aus Münster sind Erfolg und Zukunft der Waldbühne eng verknüpft. „Wir freuen uns alle riesig darauf. Wir lassen uns darauf ein“, betont deshalb Marieluise Radleff.

4 Kommentare

  1. Ich finde mal wieder interessant, wie sich mitten in einer Pandemie wo man sowieso nichts tun kann, wieder so dermaßen an sowas hochgezogen wird. Das hat in meinen Augen auch nichts mit Zweckoptimismus zu tun. Die Bühne wurde auch vorher Jahre lang kaum genutzt. Sprechen Sie die Probleme doch einmal genauer an, nämlich das Northeimer Event-Management. Jetzt wird Herr Oerding als Heilsbringer und Initialzündung für ein besseres Stadtmarketing gefeiert. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt.

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