Die Blaulichtfamilie im Landkreis Northeim hatte 2022 wieder deutlich mehr zu tun. Das geht aus den Statistiken hervor, die der Landkreis und die Kreisfeuerwehr Northeim jetzt veröffentlichte. Gemeinsam mussten die Retter von Feuerwehr oder Rettungsdienst unglaubliche 34.000-mal auf den Alarm-Melder gucken. In dieser hohen Zahl steckt aber auch sehr viel Alltag.
Rettungsdienst hat deutlich mehr zu tun
Klar ist jedoch, dass sich im vergangenen Jahr deutlich öfter Menschen hilfesuchend an eine Rettungsorganisation gewendet haben. Allein in der Rettungsleirstelle an der Von-Menzel-Straße in Northeim nahmen die Disponenten 70.843 Anrufe entgegen. Zwei Jahre zuvor waren es „nur“ 63.783 Anrufe. In genau 27.177 Fällen tippte der Anrufer die 112 ins Telefon.
In 332 Fällen wurde eine medizinisch notwendige Reanimation erkannt, 85-mal haben die Mitarbeitenden das dafür notwendige Vorgehen per Telefon erklären, 247-mal war die Anleitung der Anrufer nicht möglich, wurde durch die Ersthelfer abgelehnt oder war nicht erforderlich. Die Zahl derer, die angeleitet am Telefon per Reanimation Leben retten, steigt ebenfalls von 37 Fällen in 2020, auf 48 im Jahr 2022. „Die Statistik zeigt, dass eine Laienreanimation, die innerhalb der ersten drei Minuten begonnen wird, eine rund 75-prozentige Überlebenswahrscheinlichkeit für den Patienten hat. Wird die Reanimation erst nach etwa zehn Minuten begonnen, liegt dieser Wert nur noch bei fünf Prozent“, betont Kai Reichelt, Leiter der Einsatzleitstelle.
Trotzdem müssen die Retter auch raus. Im vergangenen Jahr galt es für den Rettungsdienst, 31.369 Einsätze abzuarbeiten. Fast 5.000 Mehr als noch 2020. Die Summe teilt sich auf in 11.715 Krankentransporte (8616 in 2020) und 19.206 Rettungswagen-Einsätze (16.152 in 2020). Fast 500-mal war der Patient beim Transport auch schwerer als 140 Kilogramm, sodass ein Spezialfahrzeug anfahren musste. Zwei Jahre vorher waren es immerhin schon 353 solcher Einsätze.
Die Feuerwehr löscht auch Feuer
Auch die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Northeim hatten mehr zu tun. Doch statt nur Feuer zu löschen, sind technisches Geschick gefragt. Im vergangenen Jahr wurden die ehrenamtlichen Retter trotzdem zu 767 Brandeinsätzen gerufen, darunter 39 Groß-, 79 Mittel- und 649 Kleinbrände. Im Vorjahr 2021 waren es insgesamt 652 Brändeinsätze, 2020 waren es 718.
Zu den größeren Bränden gehörten unter anderem ein Wohnhausbrand in Fredelsloh im März sowie ein Feuer im Herzen Kalefelds am zweiten Weihnachtsfeiertag. „Mehrfach haben unsere Feuerwehren im Jahr 2022 Wohnungsbrände gelöscht, bei denen Rauchmelder schlimmeres verhindert haben“, sagt Kreisbrandmeister Marko de Klein. „Umso wichtiger ist es, sie regelmäßig auf Funktion zu testen und nicht mit leeren Batterien in der Wohnung liegen zu haben.“
Retter der Infrastruktur
Deutlich zugenommen hat die Zahl der sogenannten Hilfeleistungseinsätze. Die Zahl stieg von 2020 (934) bis 2022 (1594) um 660 Einsätze. Den Schwerpunkt bildeten die Einsätze „Öl auf Straße“ mit 234, Bäume auf Straße (218) sowie Türöffnungen für Polizei und Rettungsdienst (209). „Die Stürme Nadia im Januar sowie Nasim und Antonia im April haben die Feuerwehren stark gefordert. Dachplatten und Werbeschilder wurden abgerissen, ganze Straßen waren versperrt“, sagt der Kreisbrandmeister.
Die Sturmlagen im April haben erstmals den „Stab außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) im Kreishaus zusammenkommen lassen. „Aus dieser Einsatzlage haben wir wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf technische und personell erforderliche Ausstattung für künftige Großlagen gewinnen können“, so de Klein. Die technischen Möglichkeiten zur Lagedarstellung und Kommunikation hat man bereits erweitert.
Foto: Kai Reichelt, Leiter der Einsatzleitstelle, beim Disponieren von Einsätzen sowie Einsatzkräfte der Feuerwehr unter Atemschutz. Quelle: Konstantin Mennecke/Kreisfeuerwehr