Im Landkreis Northeim gibt es ab sofort ein Frauenhaus. Betreiber ist der Werk-statt-Schule e.V., ein Hilfetelefon ist seit April unter 05551/9191616 eingerichtet. Der genaue Standort des Hauses bleibt aus Sicherheitsgründen geheim, zum Start ist Platz für bis zu vier Frauen mit Kindern. Bis zur kompletten Fertigstellung sollen vier zusätzliche Plätze und barrierefreie Wohnungen bereitstehen. Im Gespräch erklärt Geschäftsführer Maik Schwartau, wie das Sicherheitskonzept funktioniert – und wie dringend es war, dieses Angebot geschaffen zu haben.

Neue Hilfe im Kreis Northeim

Bereits seit April hat das Frauenhaus Northeim seine Notfall-Hotline unter 05551/9191616 offiziell in Betrieb. Direkt nach der Eröffnung gingen zahlreiche Anrufe bei den Mitarbeitenden ein, sagt Maik Schwartau, Geschäftsführer der Werk-statt-Schule e.V. Darunter Anrufe zur Informationsbeschaffung aber auch schon konkrete Anfragen nach einem Platz. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Julia Dusanek und Kerstin Jordan ist sich Schwartau einig: Frauen die Opfer von Gewalt werden gebe es überall, unabhängig von der Lebenssituation, der Nationalität oder dem Bildungsgrad. Jeder sollte umsichtig sein Umfeld beobachten und Hilfe anbieten, so Schwartau.

Landkreis ist Träger

Die Werk-statt-Schule ist Betreiberin des neuen Frauenhauses, der Landkreis Northeim hatte die Einrichtung und den Betrieb im vergangenen Jahr ausgeschrieben. „Mit der Werk-statt-Schule haben wir einen Partner gewonnen, der sehr gut in bestehende lokale und regionale Netzwerkstrukturen eigebunden ist“, sagte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel Anfang 2022. „Ich bin deshalb überzeugt, dass wir damit künftig zu einer bedarfsgerechten Unterstützung der betroffenen Frauen und deren Kinder beitragen können.“ Für die Einrichtung stehen Mittel von rund 410.000 Euro zur Verfügung.

Rund um die Uhr Hilfe

Unter der Telefonnummer 05551/9191616 ist dauerhaft jemand zu erreichen. Dies ist die erste Anlaufstelle für Schutzsuchende. In einem Telefonat wird die konkrete Situation erfragt, Tipps gegeben und wenn nötig auch Soforthilfen geleistet, beispielsweise durch den Polizeinotruf. Sind die wichtigsten Dinge am Telefon besprochen und es wird sich für einen Einzug in das Frauenhaus entschieden, liegt zwischen Anruf und Einzug oftmals nur eine Stunde. Der Einzug soll dann so diskret wie möglich erfolgen.

Das kann das Haus

Zu Beginn stehen in dem Haus einzelne Wohnungen bereit, die bis zu vier Frauen Platz bieten. Eine Besonderheit im Northeim Frauenhaus sei es, dass auch Jungen über zwölf Jahren ihre Mütter begleiten dürfen, verrät Julia Dusanek. Umgesetzt werden kann dies dank einer räumlichen Trennung, welche von Anfang an geplant war. Ebenfalls bis zur Fertigstellung des sich noch um Umbau befindlichen Frauenhauses vorgesehen ist die Möglichkeit, barrierefreie Wohnungen für Schutzsuchende anzubieten. Bis zur Fertigstellung sollen weitere vier bis fünf Plätze geschaffen werden können.

Sollte die Lage des Frauenhauses nicht genug Sicherheit vermitteln, weil beispielsweise der Wohnort sehr nah liegt, arbeitet das Frauenhaus Northeim auch mit anderen Häusern zusammen und hilft bei der Vermittlung eines Platzes. Ebenfalls unterstützen sie bei der Suche nach einem Kita- oder Schulplatz für die Kinder.

Aufwändiges Sicherheitskonzept

Zur Sicherheit des Gebäudes soll zum großen Teil seine Anonymität beitragen. Die Adresse ist anonym und auch der Briefverkehr läuft über die Adresse der Werk-statt-Schule e.V. Gemeinsam mit der Polizei wurde außerdem ein Sicherheitskonzept entwickelt. So können die Bewohner auch physisch vor Angriffen oder Einbrüchen geschützt werden. Vor Ort sorgen momentan fünf Mitarbeitende für den Betrieb, den Schutz und die Betreuung der Bewohnenden. Darunter finden sich Sozialpädagogen, Erzieher und eine Mitarbeiterin für Verwaltung, Sicherheitsaspekte und Qualitätsmanagement. Darüber hinaus wird eine freiberufliche Psychologin beschäftigt, um bei Bedarf die Therapie der Frauen zu unterstützen. In Zukunft sollen noch weitere 20 Stunden durch eine Sozialpädagogin geleistet werden.

Kinofilm mit Spendenaufruf

Um die Kinder der Schutzsuchenden adäquat betreuen zu können, möchte das Frauenhaus Northeim außerdem eine Psychologin für Kinder einstellen und das Therapieangebot für die Bewohnenden weiter vergrößern. Dazu lädt das Frauenhaus zu einer Spendenaktion am 15. Mai in das Kino Neue Schauburg Northeim ein. Gezeigt wird der Film „Die Verlegerin“ und der Eintritt kostet 20 Euro pro Person an der Kinokasse. Empfang mit Fingerfood ist ab 10:15 Uhr, der Film beginnt um 11 Uhr. Der Erlös kommt den Therapieangeboten zugute.

Foto: Lukas Hampe für Northeim jetzt

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