Die Zahl politisch motivierter Straftaten mit rechtem Hintergrund ist in Niedersachsen auch im Jahr 2024 weiter angestiegen. Für den Landkreis Northeim zeigt sich ein klarer Anstieg: Von 37 Straftaten im Jahr 2023 kletterte die Zahl auf 55 Fälle im Jahr 2024. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Michael Lühmann (Bündnis 90/Die Grünen) hervor.
Was zählt zu rechten Straftaten?
Rechte Straftaten werden von den Sicherheitsbehörden unter dem Begriff Politisch motivierte Kriminalität – rechts (PMK-rechts) erfasst. Sie beziehen sich auf Delikte, bei denen eine rechtsextreme oder menschenfeindliche Motivation erkennbar ist. Die Zuordnung erfolgt auf Grundlage der Tatumstände und der erkennbaren ideologischen Hintergründe.
Konkret fallen darunter Straftaten, die etwa aus rassistischen, antisemitischen, islamfeindlichen, queerfeindlichen oder sozialdarwinistischen Motiven begangen werden. Auch Antiziganismus, Behindertenfeindlichkeit oder Gewalt gegen Personen, die als politisch Andersdenkende wahrgenommen werden, zählen dazu.
Anstieg auch in anderen Landkreisen
Auch andere Landkreise in der Region verzeichnen teils deutliche Zuwächse. Im Landkreis Göttingen stiegen die rechten Straftaten von 96 auf 218 Fälle, die Zahl der Gewalttaten dort von fünf auf sechs. Im Landkreis Goslar hat sich die Fallzahl von 36 auf 84 Straftaten mehr als verdoppelt. Insgesamt wurden für Südniedersachsen 273 rechte Straftaten im Jahr 2024 registriert – im Vorjahr waren es 133.

Einschätzungen und Reaktionen
Michael Lühmann, Landtagsabgeordneter aus Südniedersachsen und Sprecher für Innenpolitik und Antifaschismus der Grünen-Fraktion, sieht in den Zahlen einen besorgniserregenden Trend: „Auch die Region Südniedersachsen kann sich dem Anstieg rechter Straftaten nicht entziehen“, so Lühmann. Er fordert, sowohl auf Landes- als auch auf lokaler Ebene stärker zu analysieren, wie diesen Entwicklungen begegnet werden kann.
Insbesondere betont er die Bedeutung der Zivilgesellschaft, von Präventionsarbeit und einer aktiven Erinnerungskultur. Zugleich kündigte er an, die konkreten Entwicklungen im Landkreis Göttingen – aber auch in Northeim – weiter zu beobachten und gemeinsam mit anderen demokratischen Akteuren über mögliche Gegenmaßnahmen ins Gespräch zu kommen.
Einordnung
Der Anstieg rechter Straftaten im Landkreis Northeim ist Teil eines landesweiten Phänomens, das allerdings regional unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Die Zahlen allein geben noch keinen Aufschluss über Täterprofile, Tatorte oder Zusammenhänge zwischen den Fällen. Dennoch machen sie deutlich, dass politische Gewalt und extremistische Tendenzen auch in ländlicheren Regionen wie Northeim zunehmen. Für Politik, Polizei und Zivilgesellschaft bleibt die Aufgabe bestehen, diesen Entwicklungen konsequent entgegenzuwirken – nicht nur repressiv, sondern auch durch Prävention, Aufklärung und Dialog.