Es war ein Großeinsatz, der Rettungs- und Spezialkräfte über Stunden beschäftigte. Am 4. Juni meldeten mehrere Zeugen in der Nähe des Flugplatzes Bad Gandersheim einen abstürzenden Gyrocopter. Während sich die ersten Piloten auf die Suche machten, rückten Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst mit einem Großaufgebot an. Zur Nacht brachen sie die Suche ab – bis heute fehlt von dem Tragschrauber jede Spur.

Viele suchen, keiner findet

Fast 150 Kräfte waren an diesem sonnigen Freitag Anfang Juni im Einsatz, suchten zu Fuß, mit zwei Hubschraubern und Drohnen mit Wärmebildkameras. Mehrere Zeugen meldeten sich zuvor unabhängig voneinander bei der Polizei: in einem nahen Waldstück soll der Tragkraftschrauber abgestürzt sein, trudelte vorher auffällig in der Luft. „Das Motorengeräusch war plötzlich verschwunden“, erinnert sich Benjamin Dippel. Der im Kreis Northeim als Kreiskantor bekannte Pilot gehörte zu den ersten Zeugen und setzte sich sofort in die eigene Maschine, um die mögliche Absturzstelle zu suchen.

Gefunden hat er vor der Nacht aber genau so wenig wie die Spezialkräfte im Anschluss. Auch Suchhunde der Johanniter fanden nichts. Weder bei der Flugsicherung noch bei der Polizei wurde zudem ein solches Fluggerät oder die Piloten als vermisst gemeldet. „Es kann sein, dass er seinen Transponder nicht eingeschaltet hatte“, vermutet Dippel. Dieser sendet Positionssignale zum Beispiel an die Flugsicherung. Weil der Flugbetrieb zu diesem Zeitpunkt am Flugplatz in Bad Gandersheim schon eingestellt war, war auch der Tower nicht mehr besetzt.

Polizei stellt Ermittlungen ein

Nun, gut zwei Wochen nach dem Großeinsatz, hat sich an dieser Situation nichts verändert. Auch die Polizei hat im Anschluss keine weiteren Hinweise bekommen. „Glücklicherweise“, sagt Simone Köhler, stellvertretende Pressesprecherin der Polizei in Northeim. „Die Kollegen haben sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft, aber es gab auch aus keinem Bereich eine Vermisstenmeldung.“

Für Benjamin Dippel und seine Kollegen am Flugplatz in Bad Gandersheim sieht es im Nachhinein so aus, als hätte der Pilot des Gyrocopters ein waghalsiges Manöver geflogen und sei anschließend irgendwo sicher gelandet. „Er hätte schon mal gar nicht so tief fliegen dürfen. Allerdings sehen solche Manöver vom Boden auch immer spektakulärer aus, als sie wirklich sind.“ Das anschließend eine große Suchaktion gestartet wurde, sei selbstverständlich. „Es hätte ja wirklich etwas passiert sein können, und zunächst sah es ja auch wirklich so aus“, sagt Dippel.

Das der Pilot sich nun im Nachgang nicht meldet, sei irgendwie auch nachvollziehbar. Denn ihm drohen gleich mehrere Strafen – und mindestens die Kosten des Einsatzes.

Das ganze Interview mit Pilot Benjamin Dippe siehst Du in der nächsten Ausgabe Freitag+Northeim

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