Jedes Jahr bietet die Stiftung der Kreis-Sparkasse Northeim jungen Künstlern ein Stipendium. Taschengeld, freie Miete und die Möglichkeit, Werke auszustellen gehörten zum Angebot. In diesem Jahr wurde der Konzeptkünstler Philipp Valenta ausgewählt. Mit seiner Ausstellung im Foyer der Kreis-Sparkasse am Münster endet seine Zeit in Northeim. „Geschäftsberichte“ wird außerdem nicht im Rahmen einer Vernissage vorgestellt, sondern vom Künstler selbst – per Video.

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Erklär mal

Corona ist Schuld daran, dass diesmal nicht hunderte Kunstinteressierte zur Ausstellungseröffnung eingeladen werden. Statt dessen führt der Künster zusammen mit Kuratorin Vanessa Heitland diesmal persönlich durch die Ausstellung. Auf einer Homepage der KSN sind die einzelnen Videos zu finden. Für die Kunst von Valenta ist das ein großer Vorteil. Denn sein Spielfeld ist die konzeptuale Kunst. Und die braucht Erklärung.

Wer trotzdem selber schauen möchte, kann dies noch bis zum 16. Oktober tun. Dort sieht der Besucher Werke, die sich mit dem Hinterfragen von Werten und Wertigkeit auseinandersetzen. So reflektiert der Künstler Philipp Valenta in der Ausstellung neben der Analyse von Phänomenen und Symbolen aus der Welt der Finanzwirtschaft insbesondere die grundlegende Frage nach der Definition künstlerischer Leistungen und Erfolge. An welchen Maßstäben wird der Wert künstlerischer Arbeit gemessen? An der Menge der verkauften Werke? An den erzielten Preisen? An Rankings in Kunstportalen oder Likes in den sozialen Medien?

Harte Welt

Für Ausstellungskuratorin Vanessa Heitland setzt sich der Künstler in seinen konzeptuellen, oftmals installativen und mitunter sehr persönlichen Arbeiten auf bemerkenswert und erfrischend offene, ehrliche und selbstkritische Weise mit seiner Rolle und Stellung als Künstler sowie den Sonnen- und Schattenseiten des heutigen, die Kunstbranche nicht minder als andere Bereiche beeinflussenden, Ideals einer Gesellschaft auseinander, das maßgeblich auf dem Prinzip von Leistung und Wertsteigerung beruht.

Vernissage ohne Gäste und freie Plätze: Kuratorin Vanessa Heitland eröffnet die Ausstellung des Künstlers Philipp Valenta

Heitland: „Philipp Valenta gelingt es, die Absurdität und Willkür der hinter den Kulissen wirkenden Kräfte und Strukturen stets mit reichlich Selbstironie zu visualisieren, wie etwa in seiner Serie „We measure fame“. Dem Betrachter gewährt er immer wieder indirekt Einblicke in seine unmittelbare Lebenswirklichkeit und bringt empfundene Missverhältnisse zur Darstellung, ohne sich dabei jemals in Selbstmitleid oder Beliebigkeit zu verlieren.“

Philipp Valenta ist übrigens der 24. Stipendiat der KSN-Stiftung. „Seit 1997 ist das KSN-Stipendium Eckpfeiler der kulturellen Arbeit der Sparkasse und unserer Stiftung. Wir möchten jungen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geben, ein Jahr lang – ohne finanzielle Sorgen – bei uns in Northeim zu wohnen und zu arbeiten. Auch wenn Northeim aus künstlerischer Sicht nicht der Nabel der Welt ist, bieten das große, lichtdurchflutete Atelier und die davon räumlich getrennte Wohnung im Reddersen-Haus sehr gute Möglichkeiten, um sich ein Jahr lang künstlerisch weiterzuentwickeln, angefangene Projekte in Ruhe fortzuführen und für die weitere künstlerische Arbeit Kontakte anzubahnen und zu vertiefen“, sagt KSN-Vorstandsvorsitzende Ute Assmann.

Die Ausstellung

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung fällt dem Betrachter auf, dass den verwendeten Materialien und dem Umgang mit diesen eine besondere Rolle zukommt. So besteht das „Glücksrad“ aus kreisförmig auf dem Boden arrangierten Krawatten, also aus Symbolen der Finanzwirtschaft. Lustig: Die Krawatten sind von den Mitarbeitern der Kreis-Sparkasse gespendet. Denn seit wenigen Wochen gilt ein neuer Dress-Code, auf Wunsch ganz ohne Krawatte.

In der Serie „Herbarium“ wird aus dem Wertstoff Geld der Werkstoff Geld indem der Künstler dem Ausgangsmaterial eine neue Funktion und Bedeutung zuführt. Das Geld verliert seinen ursprünglichen Wert als Zahlungsmittel, dafür treten jedoch vorher ungesehene Aspekte und gedankliche Ebenen zu Tage, die es auf andersartige Weise zum kostbaren und im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtigen Objekt machen.

Schlips und Geschenke: Künstler Philipp Valenta überreicht eines seiner Kunstwerke als Geschenk an KSN-Vorstandsvorsitzende Ute Assmann. Im Vordergrund: Glücksrad, ein Kunstwerk zusammengesetzt aus echten KSN-Mitarbeiter-Krawatten.

„Sich diesen GESCHÄFTSBERICHT zu Gemüte zu führen, ist keine lästige Pflicht. Es ist ein pures visuelles und geistiges Vergnügen.“ Ute Assmann ergänzt: „Künstlerische Begabungen brauchen Öffentlichkeit und Kunst braucht Publikum, dafür wird sie geschaffen. In Corona-Zeiten ist dies nicht immer einfach. Mit dem vorgelegten Katalog und den filmischen Aufnahmen zur Jahresausstellung „Geschäftsbericht“ vom KSN-Stipendiaten 2019/2020, Philipp Valenta, machen wir auch in Zeiten des Abstandhaltens die in Northeim entstandenen Arbeiten unseres Stipendiaten sichtbar. Und wer Gelegenheit hat, dem empfehlen wir bis zum 16. Oktober einen Blick in die Ausstellung zu werfen. Hierzu wünschen wir Ihnen viel Freude.“

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