Es hört sich zugegebenermaßen unglaublich an, aber tatsächlich ist Zhiying Qu zurzeit die einzige Fremdsprachenassistentin aus China für das Unterrichtsfach Chinesisch, die in Deutschland an einer Schule aktiv arbeitet. Umso glücklicher schätzt sich die Europa-Schule BBS 1 Northeim, dass sich die 23-jährige, die seit November 2021 im Lande ist, für die Northeimer Wirtschaftsschule entschieden hat.

„Ich liebe Deutschland!“

Die aus Shenyang, der Hauptstadt der Provinz Liaonin (Mandschurei) stammende Zhiying Qu, erhielt 2021 ihren Bachelor-Abschluss in China und wohnt und arbeitet seitdem in Northeim. „Ich liebe Deutschland und die deutsche Kultur. Ich habe mich schon immer dafür interessiert. Deshalb wollte ich nach meinem vierjährigen Germanistik-Studium in China unbedingt nach Deutschland kommen, um mehr vom Land zu sehen und zu lernen“, antwortet sie auf die Frage, warum sie sich zum Unterrichten in Deutschland entschlossen habe.

Anders als in China

Natürlich sei der Unterricht in Deutschland ganz anders, als sie dies von China kenne, berichtet die Fremdsprachenassistentin. Die Unterrichtsatmosphäre in Deutschland finde sie besonders gut. Es gebe oft viele Gruppenaktivitäten und Diskussionen. Die Schülerinnen und Schüler seien immer aktiv, stellten viele interessante Fragen und es werde ihnen ermöglicht, eine eigene Meinung zu bilden. „In China sind in der Regel viel mehr Jugendliche in einer Klasse, und das Lernen ist sehr systematisch. Im Wesentlichen werden dort Inhalte über Lehrervorträge vermittelt“.

Anfangs nicht alles einfach

Zhiying Qu glaubt, dass der große Vorteil die Praxisnähe deutscher Schüler sei. Chinesische Schüler seien fleißig und theoretisch hervorragend qualifiziert, aber nicht daran gewöhnt, Sachverhalte auf praxisnahe Aufgaben zu übertragen. Wegen dieser Unterschiede hatte Zhiying Qu am Anfang so manche Schwierigkeit für die eigene Unterrichtsgestaltung von Chinesischkursen zu meistern: „Ich wusste nicht, wie ich meinen Unterricht aktiver organisieren sollte. Durch Hospitationen bei anderen Lehrern habe ich mehr über den deutschen Unterrichtsstil erfahren. Ich habe meine Schüler auch gefragt, was sie gerne über die chinesische Kultur lernen würden. Gleichzeitig habe ich einfach viele Versuche gemacht und viele kleine Aktivitäten organisiert und geschaut, wie diese angenommen wurden“.

Chinesische Kultur

Für ihre Schüler wünscht sich Zhiying Qu das Gleiche, was sie auch selbst erlebt hat. Sprache sei eine Brücke und daher sehr wichtig. Ihr sei es durch das Sprachenstudium möglich gewesen, nach Deutschland zu kommen und eine neue Kultur kennenzulernen. „Ich hoffe, dass durch meine Bemühungen mehr deutsche Jugendliche China und die chinesische Kultur erleben können und das vielleicht sogar einmal in natura“.

Schulleitung ist stolz

Dieser Wunsch spricht auch Dirk Kowallick, Schulleiter der BBS 1 Europa-Schule, aus dem Herzen: „Wir sind froh und auch stolz, dass wir Zhiying Qu an der BBS 1, einer der wenigen niedersächsischen Schulen mit internationaler Ausrichtung, als Fremdsprachenassistentin haben. Für unsere Schüler ist das eine absolute Bereicherung. Wir hoffen natürlich auch für die Zukunft mit Unterstützung des Pädagogischen Austauschdienstes der Kultusministerkonferenz (PAD) so kompetente Fremdsprachenlehrkräfte für ein exzellentes Unterrichtsniveau rekrutieren zu können.“ Die Europaschule BBS 1 Northeim hat über den PAD in der Vergangenheit bereits aus mehreren Ländern Fremdsprachenassistenten vermittelt bekommen. Seit 2009 ist Zhiying Qu schon die sechzehnte Assistenzkraft aus China.

Im Sommer ist Schluss

Zhiying Qu wird die BBS 1 Northeim Ende Juni 2023 wieder verlassen, aber eines steht für die junge Fremdsprachenassistentin bereits heute fest: Dieser Aufenthalt sei eine große Bereicherung für sie. Wenn es möglich sei, möchte sie auch weiterhin in Deutschland leben und studieren, um ihr Wissen und ihre Kenntnisse weiter zu vertiefen.

Text und Foto: BBS1 Northeim/Schnabel

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