Gleich dreimal in den vergangen anderthalb Wochen tauchten die Zahlen zu Neuinfektionen mit dem Corona-Virus im Landkreis Northeim nicht mehr in der Statistik auf. Während sich die Kreisverwaltung weigerte, die echten Zahlen trotzdem zu veröffentlichen, hat das Niedersächsische Landesamt für Gesundheit (NLGA) den Fehler nun offenbar gefunden und die Zahlen korrigiert. Oder?

Keine Zahlen

Am 2., 8. und 10. Februar meldete das Robert-Koch-Institut für den Landkreis Northeim überraschend keine Corona-Neuinfektionen. Der veröffentlichten 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner fehlten so also im schlimmsten Fall zwei volle Tage. Bei sonst gut 300 und mehr Neuansteckungen pro Tag. Das war im Verlauf auch der Kreisverwaltung aufgefallen. Dennoch veröffentlichten sie die falschen Zahlen weiter, versehen mit einem Hinweis, dass diese „wahrscheinlich“ nicht stimmen.

Drei Instanzen

Auf Nachfrage sah man sich allerdings auch nicht imstande, die tatsächlichen Zahlen zu veröffentlichen. Einmal war der Zeitpunkt der Anfrage zu spät, beim zweiten Mal stünden technische Hürden im Weg. Dennoch betonte die Kreisverwaltung, die Zahlen ordnungsgemäß an das Niedersäsische Landesamt für Gesundheit gemeldet zu haben, die diese Zahlen wiederum an das RKI weiterreichen. Auch in Hannover hatte man den Fehler bemerkt und sich um Klärung bemüht.

Inzidenz verdoppelt

Am Montag überrascht dann das Robert-Koch-Institut mit 799 Neuansteckungen seit Samstag, inzwischen liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 1.048. Laut einer Sprecherin des Kreishauses beinhaltet diese Zahl allerdings nur „rückwirkend die Zahlen von Freitag und Samstag.“ Wo aber sind die vom Kreis ordnungsgemäß gemeldeten Fälle geblieben? Für Aufklärung sorgt das Landesamt für Gesundheit. Bereits am vergangenen Freitag hieß es, man suche aktiv den Fehler und stünde mit allen Beteiligten in Kontakt. Laut Sprecher Holger Scharlach kam es im Kreis Northeim gleich mehrfach zu Pannen.

Zu spät

Demnach empfiehlt das NLGA den Kommunen, die Zahlen bis spätestens 16 Uhr zu melden, damit sie das RKI rechtzeitig erreichen können. Am 2., 8. und 10. Februar sind die Zahlen vom Landkreis Northeimer aber erst nach 16 Uhr in Hannover eingegangen „und konnten für die Tagesauswertung und Übermittlung an das RKI nicht mehr berücksichtigt werden“, so Scharlach. Am Folgetag kam es beim Einlesen offenbar zu einem technischen Fehler. „In diesem Fall wurden die Daten vom 10. und 11. Februar einen Tag später an das RKI übermittelt.“

Zahlen jetzt wohl wieder richtig

Das heißt, dass zumindest die Werte vom 8. und 10. Februar nun wieder in die Berechnung der aktuellen 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner auftauchen und mit der Unterbrechung am Samstag nun ein Teil der 799 am Montag gezählten Fälle sind. „Gemessen an den sonstigen Zahlen aus dem Landkreis Northeim kommt das auch gut hin“, so Scharlach. Laut des NLGA-Sprechers sei diese Fehlerhäufung allerdings „sehr ungewöhnlich“, zumal die Zahlen bisher stimmten.

Mögliche Fehlerkette

Auf dem Weg von der Infektion bis zur Statistik ist die Fehlerkette lang. Stellt ein Labor fest, dass eine Probe einen positiven Befund aufweist, wird das kommunale Gesundheitsamt entweder über das Labor oder den behandelnden Arzt darüber informiert. Erst jetzt wird von der sogenannten „Meldung“ gesprochen. Laut NLGA muss das entsprechende Gesundheitsamt nun weitere Daten zu dem Fall recherchieren, beispielsweise zum Infektionsumfeld und zur Ermittlung weiterer Kontaktpersonen. Zumindest im Kreis Northeim habe sich die Gesundheitsdienste von dieser Aufgabe weitestgehend freigesprochen. Eine Kontaktnachverfolgung findet nur in besonderen Fällen statt. Es wird außerdem darum gebeten, sich eigenständig in Quarantäne zu begeben. 

Tägliche Meldung

Der angelegte Fall wird dann in eine Softwarelösung eingegeben. Die Meldefälle werden zusammengefasst in Datenpaketen laut NLGA „mindestens einmal werktäglich, teilweise aber auch mehrmals täglich auf elektronischem Weg an das Niedersächsische Landesgesundheitsamt übermittelt“, erklärt Scharlach. „Es ist zu betonen, dass der Infektionsschutz vor Ort für die kommunalen GÄ (Gesundheitsämter, anm. d. Red.) an oberster Stelle steht. In besonders belastenden Situationen, beispielsweise wenn auf mehrere Ausbrüche gleichzeitig reagiert werden muss, kann es vorkommen, dass die Übermittlung der Fälle verzögert stattfindet.“

Erst jetzt werden die eingehenden Daten den Tag über vom NLGA an das RKI übermittelt.

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