Die Northeimer Verwaltungsspitzen saßen am Freitag gespannt vor den Bildschirmen. Zu sehen gab es dort die Pressemitteilung der Landesregierung. Zu hören gab es eine Antwort auf die Frage, wie der Schul- und Kitabetrieb weitergehen wird. Spoiler: tun sie nicht. Die Corona-Pandemie stellt auch die Stadtverwaltungen in der Region vor große Herausforderungen. Northeims Bürgermeister Simon Hartmann erzählt im Gespräch, was im Northeimer Rathaus schon passiert ist und bald passieren wird.

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Notbetreuung

In Zeiten großer Meldungen sind es auch die kleinen Zeichen, die zeigen, das etwas anders ist in der Welt. An einem Sonntag wie gemalt stehen die Fenster im Büro des Bürgermeisters offen. Sonnenstrahlen reflektieren auf dem Schreibtisch, statt Autos auf der Einbecker Landstraße sind nur die Vögel an diesem frühen Frühlingstag zu hören. Simon Hartmann sitzt im kleinen Kreis im Vorzimmer der zweiten Etage. Einen Tag darauf, am Montag, werden im Stadtgebiet alle Schulen und alle Kindertagesstätten geschlossen haben. Der Verwaltungschef und enge Mitarbeiter bereiten sich darauf vor. „Wir haben uns getroffen, um die Notbetreuung in den Kindertageseinrichtungen festzulegen“, sagt Hartmann.

Erst am Freitag saß Hartmann mit den Leitern aller städtischen Einrichtungen an einem Tisch. Zu klären galt es, wie es denn nun weitergeht an diesem Montag. „Wir haben die Organisation gemeinsam abgestimmt und geschaut, wie wir die Eltern am besten erreichen. Das lief über die einzelnen Einrichtungen super.“ In einem kurzen Zeitfenster konnten Eltern aus dem Stadtgebiet sich melden, die ein Anspruch auf diese Notbetreuung haben. Das sind vor allem Kinder, deren Eltern im Krankenhaus arbeiten, in der Pflege, bei der Polizei, der Justiz oder im Rettungsdienst. „Die Eltern gehen damit sehr pflichtbewusst um. Es ist eine überschaubare Zahl an Kindern, die wir in Notgruppen betreuen müssen. Das zeigt, dass auch dort die Solidarität sehr gut funktioniert“, sagt Hartmann.

Er appelliert aber auch an die Arbeitgeber, sich großzügig mit den Eltern zusammenzusetzen und eine Lösung zu finden, damit diese sich um ihre Kinder kümmern können. Kinder, deren Eltern an der Kasse im Supermarkt sitzen, im Büro oder an Maschinen. Denn neben den gesundheitlichen Folgen sind es vor allem die wirtschaftlichen, die vielen Menschen – auch in der Region – viele Sorgen bereiten.

Rathaus geschlossen

Wie die Kreisverwaltung auch, wird das Northeimer Rathaus ab Montag ebenfalls für ein paar Tage geschlossen haben. Die einzelnen Bereiche sind allerdings weiterhin besetzt und erreichbar. Der Besucherverkehr wird aber erstmal eingestellt. Das, sagt Hartmann, diene auch dem Schutz der eigenen Mitarbeiter. „Wir wollen auch selbst arbeitsfähig bleiben und werden in unterschiedlichen Teams arbeiten. Wir haben uns recht früh an den Hygieneregeln des Robert-Koch-Instituts orientiert, um zum Beispiel das Händeschütteln zu vermeiden“, so Hartmann. „Dies ermöglicht uns, mit Bedacht und unter Berücksichtigung der verschiedenen Belange die nötige Vorkehrungen für eine dauerhafte Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs treffen zu können.“

Die Entscheidungen, öffentliche Veranstaltungen abzusagen, unterstütz er ebenfalls. „Das tut an vielen stellen weh. Auch wir hätten gerne den Stadtgeburtstag gefeiert, darauf haben wir uns gemeinsam gefreut. Große Menschenansammlungen zu vermeiden, ist in dieser Zeit aber notwendig.“ Wie sich die Lage nun weiter entwickelt, ist schwierig vorauszusehen. Hartmann ist aber überzeugt, dass alle Stellen sehr gut vorbereitet sind. „Ich habe persönlich ein sehr gutes Gefühl. Es ist eine schwierige Situation, ohne Frage. Aber ich finde, die staatlichen Institutionen leisten gerade eine hervorragende Arbeit. Und auch ich persönliche fühle mich da sehr gut aufgestellt.“ Sein Wunsch: ein solidarisches Miteinander. Jeder müsse sich nun an die Hygieneregeln halten, aber auch nicht zwingend erforderliche Veranstaltungen – auch politische – müssten hinten angestellt und abgesagt werden. Auch deshalb sind am Montagmorgen alle städtischen Sitzungen wie Ortsräte, Ausschüsse und weitere Veranstaltungen vorerst komplett abgesagt worden.

Solidarität

Die aktuelle ist eine Situation, die ein Mitwirken aller notwendig macht. Diese Solidarität beginne im Kleinen und im Großen. „Wir wollen sachlich und besonnen informieren und zeigen: das Rathaus ist an ihrer und eurer Seite und wir schauen, welche Schlüsse zu ziehen sind“, so Hartmann. „Und wir versuchen, vorbereitet sein. Diese akute Phase wird auch wieder vorbei sein und dann kommen andere Fragestellungen auf uns zu.“ Diese werden, so Hartmann, vor allem auch wirtschaftliche Fragen sein. Hier arbeite die Verwaltung bereits vor und prüfe genau, welche Mittel und Möglichkeiten es geben wird. Als konkretes Beispiel nennt Hartmann die Premiere-Absage bei Zirkus Charles Knie in Northeim. „Auch da ist Solidarität gefordert. Ich habe zugesichert, das ich mich auch erkundigen werde, welche Unterstützungsmöglichkeiten staatlicherseits jetzt auch für Zirkusse da sind.“

Unterstützung braucht es aber auch unter den Bürgern selbst. Vor allem Nachbarn können und sollten sich gegenseitig helfen und aufeinander Acht geben. „Ich habe ganz tolle Sachen gesehen, da wird ein Kuchen gebacken und beim Nachbarn abgestellt. Also wirklich tolle Dinge, die da sind. Und auch wir als Stadtverwaltung bekommen positive Rückmeldungen. Die Menschen fühlen sich gut aufgehoben.“

Deshalb ist und bleibt das Rathaus die erste Anlaufstelle für die Bürger, betont Hartmann. Schon seit Tagen erreichen ihn und seine Mitarbeiter zahlreiche Fragen zu Corona und den Folgen für das öffentliche Leben. „Wir haben uns abgestimmt, welche Entscheidungen zu treffen sind. Uns geht es darum, die Northeimerinnen und Northeimer sachlich zu informieren und Orientierung zu geben“, sagt der Bürgermeister. Erreichbar ist das Rathaus auch weiterhin unter 05551 966 0. „Wir werden überlegen, die Zeiten, in denen wir telefonisch erreichbar sind, auch auszuweiten.“

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