Die Wahl eines neuen Kreisbrandmeisters hat in der Northeimer Feuerwehr-Welt soetwas wie ein Erdbeben ausgelöst. Der ehemalige Northeimer Stadtbrandmeister, Bernard Krzepina, setzte sich in einer Wahl gegen Amtsinhaber Marko de Klein durch. Regierungsbrandmeister Henning Thörel kritisierte den Wahlausgang und Gewinner in einer Stellungnahme an die Ratspolitik anschließen ungewöhnlich scharf. Auch die Abschnittsbrandmeister stellen die Zusammenarbeit mit dem Neugewählten infrage. Nun erwidert Krzepina – und auch de Klein äußert sich erstmals klar zu seiner Zukunft. Am Ende muss der Kreistag entscheiden, wie es weitergeht.

Die Wahl von Bernard Krzepina zum neuen Kreisbrandmeister sorgt weiterhin für Diskussionen. Nach der Kritik des Regierungsbrandmeisters Henning Thörel bezieht Krzepina nun in einer ausführlichen Stellungnahme Position – und widerspricht wesentlichen Vorwürfen.

Wahl verloren, Wahl gewonnen

Mit 69 zu 64 Stimmen war Bernard Krzepina Ende Februar zum Kreisbrandmeister vorgeschlagen worden. Während das Wahlergebnis vorab nicht beanstandet wurde, äußerte Regierungsbrandmeister Henning Thörel im Nachgang deutliche Zweifel an Krzepinas Eignung – unter anderem wegen angeblich fehlender Qualifikationen und fragwürdiger Aussagen am Wahlabend.

In einem Schreiben vom 21. März reagiert Krzepina nun auf die Vorwürfe – und relativiert viele der öffentlich gewordenen Kritikpunkte. Das Schreiben ging an Landrätin Astrid Klinkert-Kittel mit dem Auftrag, dieses an den Kreistag weiterzuleiten, und an Vertreter der Medien.

Nicht geeignet?

Zentraler Kritikpunkt Thörels: Krzepina verfüge nicht über den gesetzlich vorgeschriebenen Lehrgang „Verbandsführer“. Der Gewählte verweist jedoch darauf, dass dieser Umstand kein Ausschlusskriterium sei. Laut Feuerwehrverordnung (§12) könne das Amt kommissarisch ausgeübt werden – eine Praxis, die auch Thörel selbst in der Vergangenheit in Anspruch genommen habe. “Ich bin deshalb besonders verwundert, weil Herr Thörel selbst in der Vergangenheit bereits ein Amt kommissarisch bis zum endgültigen Vorliegen der Voraussetzungen ausgeübt hat”, schreibt der Northeimer. Der entsprechende Lehrgang sei für Krzepina bereits für Ende März vorgesehen.

Fehlinterpretationen und fehlender Dialog

Krzepina kritisiert, dass Thörel weder am Wahlabend noch bei den Vorstellungsrunden anwesend war. Viele der ihm zugeschriebenen Aussagen seien fehlerhaft oder aus dem Zusammenhang gerissen. So habe er nie eine Rückkehr zu „alten Strukturen“ gefordert, sondern lediglich auf Verbesserungsbedarf in der neuen Ausbildungsstruktur hingewiesen. “Ich habe mich bereits als Stadtbrandmeister der Stadt Northeim für eine solche Verbesserung eingesetzt”, betont Krzepina

Auch die Einschätzung, er habe eine dreijährige Einarbeitung ausgeschlossen, sei überzogen: „Nach der Aussage des derzeitigen Kreisbrandmeisters de Klein, dass bei einer Wahl meiner Person es aufgrund einer nötigen Einarbeitung drei Jahre lang zu einem Stillstand in der Kreisfeuerwehr kommen würde, habe ich in meiner Rede die Aussage getroffen, dass trotz der vielfältigen Aufgaben des Kreisbrandmeisters eine so lange Einarbeitungsphase sicherlich nicht notwendig sein wird“, schreibt er.

Und weiter: “Selbstverständlich sind mir die Unterschiede zwischen der Funktion des Stadt- und Kreisbrandmeisters bekannt”, so Krzepina. “Weshalb Herr Regierungsbrandmeister Thörel aufgrund dessen zum Schluss kommt, ich hätte mich nicht hinreichend mit den Aufgaben und Inhalten der Tätigkeit eines Kreisbrandmeisters beschäftigt, ist für mich nicht nachvollziehbar.”

Fokus auf Northeim – kein Ausschluss der Zusammenarbeit

Für Verwirrung sorgte auch Krzepinas Aussage, er wolle sich zunächst auf „Northeim“ konzentrieren. Dies sei laut ihm missverstanden worden. Gemeint sei gewesen, sich zunächst ein Bild vom Zustand der Kreisfeuerwehr zu machen und Gespräche mit den Einheiten zu führen – als Grundlage für den Ausbau interkommunaler Zusammenarbeit. Krzepina: “Damit wurde keinesfalls eine Abkehr von der wichtigen und notwendigen interkommunalen Zusammenarbeit angekündigt, sondern deutlich gemacht, dass ich dass ich zunächst umfangreiche Gespräche mit den eigenen Einheiten führen muss, um dann in einem weiteren Schritt die interkommunale Zusammenarbeit zu stärken und weiter auszubauen.

Abwahl? Nein, unterlegen

In sozialen Medien und einigen Presseberichten war zuletzt die Rede davon, Krzepina sei als Stadtbrandmeister „abgewählt“ worden. Auch hier stellt er klar: Seine Amtszeit endete regulär, bei der Neuwahl unterlag er knapp – von einer Abwahl könne keine Rede sein.

Appell zur Versachlichung

Am Ende seiner Stellungnahme schlägt Krzepina versöhnliche Töne an: Viele Missverständnisse wären durch frühzeitige Gespräche vermeidbar gewesen. Ein persönlicher Austausch mit Thörel habe bislang nicht stattgefunden – sei aber jederzeit willkommen. Zudem appelliert er, die Schärfe aus der öffentlichen Diskussion zu nehmen. Das schade der Feuerwehr, “das bringt uns nicht weiter”, sagt er im Gespräch mit Northeim-jetzt. Es sei nun wichtig, wieder sachlich und ohne Hass das Thema anzugehen.

Das sagt der Kreisbrandmeistewr

Das sei auch dem Noch-Kreisbrandmeister Marko de Klein wichtig. Am Rande der Abschnittsversammlung des Brandabschnitts West äußerte er sich erstmals nach der Wahl auch zu seiner Zukunft. „Die Bevölkerung vertraut auf unsere Fähigkeiten, und wir tragen eine immense Verantwortung für das Wohl unseres Landkreises“, sagte er in einer Dankesrede. In den vergangenen 30 Jahren sei seine Tätigkeit für die Kreisfeuerwehr ihm „immer eine Herzensangelegenheit“ gewesen. „Leider gab es nach der Wahl unschöne Entwicklungen in Form von Hass und Hetze im Internet. Dies hat der Feuerwehr geschadet und könnte potenzielle Führungskräfte abschrecken. Ich appelliere an euch alle: Treten wir gemeinsam gegen Hass und Hetze ein. Verweigert solchen Tendenzen die Zustimmung und setzt euch aktiv dagegen ein“, sagte de Klein.

Nach seinem Ausscheiden Ende Juni sei für ihn klar, in der Funktion des Kreisbrandmeisters nicht mehr zur Verfügung zu stehen. „Mein Wunsch für die Zukunft ist klar: Stärkt den Zusammenhalt und die Kameradschaft – nicht nur im Einsatz, sondern auch darüber hinaus.“

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