Die Zwillinge Marlene und Pauline aus Bad Gandersheim wollten mit ihrer Geburt nicht bis zur Ankunft im Helios Klinikum Hildesheim warten. Notfallsanitäter des DRK mussten in Bockenem bei der ASB-Rettungswache einen Stopp einlegen – unvorhergesehen wurde der DRK-Rettungswagen so zum Geburtsort. Gemeinsam mit Hebamme und Notarzt kamen Mutter und Kinder sicher ins Krankenhaus.

Ganz eilig

In den meisten Fällen kommen Kinder auf extra dafür eingerichteten Geburtsstationen in Krankenhäusern zur Welt. So hatte es auch das Ehepaar Anna und Stefan Feg aus Bad Gandersheim für ihre Zwillingsmädchen geplant.

Aufgrund von regelmäßigen Wehen rief das Ehepaar in der Nacht des 24. Juni über die Leitstelle einen Rettungswagen, um sie wie geplant zur Geburt ins Helios Klinikum Hildesheim zu bringen. Die Kinder hatten es allerdings plötzlich eilig und kamen noch im Rettungswagen in Bockenem zur Welt. Dank der Zusammenarbeit der Rettungssanitäter vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Bad Gandersheim und des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Bockenem sowie Helios-Hebamme Tatjana Jäkel kamen die Kinder gesund zur Welt und letztendlich auch ins Klinikum.

Das EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn war noch nicht lange abgepfiffen, als die hochschwangere Anna Feg (33) und ihr Ehemann Stefan (38) sich in ihrem Haus in Bad Gandersheim schlafen gelegt haben. „Wir hatten uns mental schon auf die Einleitung der Geburt in den nächsten Tagen eingestellt, als ich um 1:45 Uhr plötzlich leichte Wehen bekam. Ich dachte mir erstmal nichts dabei und habe mir noch schnell einen Wehen-Checker als App runtergeladen, um die Abstände messen zu können. Als es dann plötzlich nur noch Abstände von vier bis fünf Minuten waren und die Wehen stärker wurden, hat mein Mann den Rettungswagen gerufen, der uns nach Hildesheim ins Helios Klinikum bringen sollte“, berichtet die frischgebackene Zwillingsmama.

René Krumschmidt (links) und Tim Brand von der DRK-Rettungswache Bad Gandersheim wurden im RTW zu Geburtshelfern.

Um 3.23 Uhr wurde deshalb die DRK-Rettungswache Bad Gandersheim wegen einer beginnenden Geburt alarmiert. „Zwei Minuten später haben wir bereits die werdende Mutter im RTW aufgenommen“, berichtet Notfallsanitäter René Krumschmidt von der DRK-Wache in Bad Gandersheim. Der werdende Vater Stefan Feg fuhr per Whatsapp-Live-Status seiner Frau hinter dem Rettungswagen her, hatte jedoch aufgrund der Sonderrechte für Einsatzfahrzeuge bereits nach kurzer Zeit keinen direkten Sichtkontakt mehr zu dem Wagen. „Bereits bei Engelade vor Seesen war uns klar, dass es eine Geburt im RTW wird“, erzählt Krumschmidt weiter.

Da standardmäßig jedoch nur ein Abnabelungsset zur Ausstattung des Rettungswagen gehört, nahm die Besatzung über die Rettungsleitstelle Hildesheim Kontakt zur nächstgelegenen Rettungswache des ASB in Bockenem auf. Für Zwillinge benötigt man schließlich zwei Sets. Zudem verständigten die DRK-Einsatzkräfte die Rettungsleitstelle Northeim und baten um Unterstützung durch einen Notarzt und eine Hebamme, welche sich kurz darauf aus dem Hildesheimer Helios Klinikum per Notarzteinsatzfahrzeug auf den Weg nach Bockenem machten.

„Als wir an der Bockenemer Rettungswache eintrafen, erwartete uns das dortige Team schon“, so Krumschmidt weiter. Gemeinsam versorgten nun die Kräfte der DRK-Rettungswache Bad Gandersheim und der ASB-Wache Bockenem Hand in Hand die werdende Mutter. Und dann ging alles ganz schnell.

Um 4.07 Uhr erblickte dann zuerst Marlene mit einem Gewicht von 3.030 Gramm und einer Größe von 52 Zentimetern das Licht der Welt. Nachdem das Kind mit der Atmung begonnen hatte, durchtrennte Krumschmidt die Nabelschnur und legte das Baby auf den Bauch der Mutter. Um 4.15 Uhr wurde dann Pauline mit 2.880 Gramm bei ebenfalls 52 Zentimetern geboren und direkt neben ihre Zwillingsschwester auf den Bauch von Mama Anna gelegt.

Nach einer kurzen Verschnaufpause, in der Mutter und Kinder einfach nur den Moment genießen und sich ein wenig erholen konnten, klopften schon Hebamme und Notarzt an die Tür des Rettungswagen. Kurz darauf trafen auch der frischgebackene Zwillingspapa und die Oma der Mädchen ein.

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