Ab heute ist der Landkreis Northeim im Lockdown. Weil sich zu viele Menschen mit dem Corona-Virus angesteckt haben, wurde nun die Bundes-Notbremse gezogen. Dabei war der Landkreis in den vergangenen Wochen ein Musterschüler im Corona-Ranking, mit einer Inzidenz von 16 Vorbild für das ganze Land. Auch deshalb stellt sich die Frage, warum die Zahlen jetzt so deutlich steigen. Auch die Gesundheitsdienste im Landkreis tappen mehr oder weniger im Dunkeln, haben aber einen klaren Verdacht.

Keine Hotspots

Klar wurde in den vergangenen Woche auch mehr getestet als sonst. Für die Kreisverwaltung könnte das aber sogar ein Segen sein, denn durch die angeordnete Quarantäne wird die Ausbreitung durch weitere Ansteckungen ausgebremst. Für die Gesundheitsdienste im Kreishaus ist das Infektionsgeschehen trotzdem weiterhin kaum nachvollziehbar, lasse sich „überwiegend als „diffus“ bezeichnen“, sagt Kreissprecher Dirk Niemeyer. Heißt: Hotspots gibt es kaum, die Menschen stecken sich überall an.

Auffällig waren in den vergangenen Tagen trotzdem zentral steigende Zahlen in Dassel und Einbeck. Tatsächlich, so Niemeyer, habe es dort „einige bedeutendere Infektionsgeschehen“ in einer Kindertagesstätte und in einem Altenheim gegeben. Auch in einem Altenheim in Einbeck sei es zu einem größeren Ausbruch gekommen. In einer Einbecker Schule waren gleich mehrere Lehrer und Schüler betroffen, in einer Einbecker Firma hatten sich mehrere Angestellte infiziert.

Das alleine reiche laut Niemeyer aber nicht aus, um von einem Hotspot zu sprechen. „Gleichwohl wird das Virus von hier aus offenbar in die Familien eingetragen. Größere Familien mit einer relativ hohen Anzahl an Geschwisterkindern erhöhen dann entsprechend schnell die Infektionszahlen“, erklärt das Kreishaus. Vor allem bei Schülern werden „immer wieder einzelne Infektionen festgestellt, die aber in den überwiegenden Fällen eingegrenzt werden können“. Das Mittel der Stunde sei in allen Fällen die Quarantäne.

Britische Mutation macht Regeln wichtiger

Doch offenbar lassen die Menschen in der Region selbst etwas nach, was die Eigenverantwortung angeht. „Wir sehen oft, dass viele Leute sich gegenseitig anstecken, weil sie die Hygieneregeln nicht mehr konsequent befolgen“, so Niemeyer. Laut den Gesundheitsdiensten seien viele Ansteckungen unter Arbeitskollegen oder Innerhalb der Familien festzustellen. Auch Schulen und Kitas gelten als Infektionsherd. „Wenn das Virus eine Familie erreicht hat, können wir meistens beobachten, wie im Verlaufe der nächsten Wochen die ganze Familie erkrankt“, so Niemeyer. „Das war vor dem Auftreten der Britischen Variante noch nicht so ausgeprägt.“

Das nun die Notbremse gezogen werden musste, sorgt offenbar auch im Kreishaus für Frust. „Das Gesundheitsamt kann die Pandemie nicht alleine bekämpfen, das gelingt nur, wenn die Bevölkerung mitmacht und sich weiter an die sinnvollen Maßnahmen hält“, betont Niemeyer. Doch vor allem hier scheinen die Menschen in der Region mehr und mehr das Vertrauen zu verlieren. Durcheinander bei Inzidenz-Werten und Schließungen von Corona-Testzentren in Northeim und Einbeck sorgen auch bei den Menschen in der Region für Frust.

Hände waschen!

Trotzdem gebe es nur einen Weg aus der Krise und dem Lockdown. Der Rat aus dem Kreishaus: Wer krank ist, sollte nicht zur Arbeit oder zur Schule gehen. „Grundsätzlich appellieren wir an die Bürgerinnen und Bürger, die geltenden strengeren Kontakt- und Hygieneregelungen einzuhalten. Dann wird es sicher auch bald im Landkreis Northeim möglich sein, von den Corona-Lockerungen des Landes zu profitieren.“

Die Länge des Weges ist allerdings noch nicht abzusehen. Nunmehr greifen die Maßnahmen der Bundes-Notbremse. Im Idealfall ist frühestens in einer Woche wieder Schluss mit den strengen Maßnahmen. Zum Start am Mittwoch meldet das Robert-Koch-Institut eine Inzidenz von 114,9.

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