Wer am Neujahrstag durch die Innenstadt schlendert, schaut entlang der Hagenstraße in kleine Augen. Ein beißender Gestank und Rauch liegen in der Luft. Nach dem Großbrand in der Silvesternacht sind die Kräfte von Feuerwehr, THW und Rettungsdienst mit letzten Nachlöscharbeiten beschäftigt. Müßig war die Arbeit, müde nun die Gesichter. Gleichwohl sorgte die enge Zusammenarbeit der Rettungsorganisationen, der Blaulichtfamilie, für Lichtmomente. Auch Anwohner zeigten sich bereits in der Nacht solidarisch.

Um die Versorgung der in der Spitze bis zu 300 Einsatzkräften war die Kreisbereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes beauftragt. „Der Einsatz ist sehr anstrengend und herausfordernd“, sagt Bereitschaftsleiter Frank Beckmann. Neben der Bereitstellung des Rettungsdienstes zum Schutz der Einsatzkräfte und der Unterstützung bei der Evaktuierung, haben die Retter vom DRK in der Alten Wache in Northeim eine Verpflegungsstation für alle Helfenden eingerichtet.

In der Alten Wache gab es eine warme Mahlzeit für die Rettungskräfte

Nudeln, Erbsensuppe und Kaffee

Seit der Nacht sind im Wechsel rund 40 Kräfte im Einsatz. „Ich in meinen Leuten unendlich dankbar“, lobt Beckmann. Denn so viele helfende Hände in der Silvesternacht zusammenzubekommen, sei nicht selbstverständlich. In der Zeit seit Alarmierung hat das DRK mehr als 500 Mahlzeiten an Feuerwehr und Co. ausgegeben. Schon in der Nacht gab es zur Stärkung Nudeln, am Morgen ein Frühstück und am Neujahrsmittag eine deftige Erbsensuppe mit viel Würstchen und aufgebackene Brötchen. Wo kommt das alles her? „Wir haben mit Getränke Junge in Denkershausen und der Firma Mixdorf in Moringen enge Partner, die uns auch in der Silvesternacht den Laden aufschließen und versorgen“, sagt Beckmann.

Auch am Neujahrstag ist in der Innenstadt viel los. Die Stadt Northeim unterstützt die Rettungskräfte ebenfalls.

Anwohner öffnen Türen

Neben dem Essen wurden so rund 500 Liter warme Getränke wie Kaffee und Tee und nochmal so viele kalte Getränke an die Helfer ausgegeben. Doch nicht nur das DRK kümmerte sich um die Blaulichtfamilie. Auch Anwohner öffneten ihre Türen und nahmen die Kaffeemaschinen in Betrieb. Beim Treffpunkt Oase wurde kurzerhand Schokolade von der Silvesterfeier an die Feuerwehrleute ausgeschenkt.

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Nebenbei Neujahr

Auch Kreisfeuerwehr-Sprecher Konstantin Mennecke blickt auf eine lange Nacht zurück. „Es war das Ende einer der vielen Lagebesprechungen, als Northeims Ortsbrandmeister Rouven Goldberg „und allen ein frohes neues Jahr“ wünschte. 2025 kam quasi im Vorbeigehen, die Sixti-Turmuhr schlug, durch den Lärm nur leicht hörbar, zwölf Mal, Raketen stiegen um die Einsatzstelle in den Himmel – irgendwie surreal, dass das neue Jahr mit Feuerwerk wenige Meter entfernt begrüßt wird, während in der Hagenstraße gegen Feuer gekämpft wird.

Trotzdem war hier und da immer mal wieder Zeit, sich ein frohes neues Jahr zu wünschen, sich zu umarmen, kurz zu erzählen, wo man etwa eine Stunde zuvor hergekommen ist. Es war wohl sinnbildlich für den Begriff Blaulichtfamilie – man feiert nicht mit der eigenen Familie zuhause, aber eben doch mit Freunden, teilweise mit jahrzehntelangen Wegbegleitern aus Feuerwehr, Rettungsdiensten, THW und Polizei.
Dass es in einem Hausflur in der Hagenstraße in sicherer Distanz zum Brandobjekt in der kalten, windigen Nacht noch Kaffee gab, zeigt, dass es Menschen mit Herz gibt. Bei all der Tragik sind das die Lichtblicke, die immer auch in Erinnerung bleiben – und glücklicherweise im Landkreis kein Einzelfall sind.“

 

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