Ende April steht die Sonne hell und warm am Northeimer Horizont. Das Licht blendet in den Augen, als wir auf dem Dach von EDEKA Treffpunkt Schnabel stehen. Zwei Holzkisten sind mit Seilen gesichert, es summt und schwirrt und fliegt um uns herum. An diesem April-Nachmittag stehe ich mit Anskar Lürig und Tobias Schnabel auf einem Vordach des Supermarkts. Zwei Bienenvölker mit jeweils 9.000 Bienen wohnen seit Mitte März dort. Der Blick zeigt schon früh im Jahr blühende Bäume und einen blauen Himmel. „Perfektes Wetter für die Völker“, sagt Lürig. Den ersten Honig gibt es schon im Mai.
Für die Biene
Bienensterben gehört zu den Unwörtern der vergangenen Jahre. Aber ausgerechnet in Urbanen gebieten könnte die Lösung sein. Vor ein paar Jahren begann in Berlin der Trend, Bienenkästen auf Hochhausdächern zu installieren. Die Imkerei wird zum Hipster-Hobby. Trotzdem könnte genau das die Lösung für das Hauptproblem werden. Zumindest im Landkreis Northeim ist die Idee noch neu. Mehr als 150 Imker gibt es dort. Heißt aber auch: Akut ist das Problem des Bienensterbens zumindest in Notheim noch nicht. Auch, sagt Lürig, weil es für die fleißigen Tiere in der Region genug Nahrung gibt. Aber eben auch viele, die sich um die Imkerei kümmern.
Lürig kümmert sich um die Pflege der Bienen auf dem Supermarkt-Dach. Während der Aufbauphase muss er ein Auge auf die Größe des Volks haben. „Im nächsten Schritt wird der Kasten vergrößert“, erklärt er. Dabei wird auch eine Zwischenschicht eingebaut, die die Königin vom oberen Kastenteil fernhält. So werden keine Eier in die Waben gelegt und der Honig kann später dort geerntet werden.
Wird es einmal doch zu eng, droht eine Abspaltung des Bienenfolks. „Eine neue Königin verdrängt dann die alte.“ Zusammen mit der Hälfte des Volks flüchtet die Ausgebotete dann. Das Ergebnis: ein Bienennest in irgendeinem Baum in der direkten Nachbarschaft. „Das wollen wir nicht“, erklärt Lürig.
Für Northeim
Zusammen mit Oliver Tschirner vertreibt Anskar Lürig bereits den „Northeimer Wieter“-Honig. Die Bienen hierzu haben an der Bürgermeister-Peters-Straße ihr Zuhause. „Das sind quasi die Geschwister der Bienen auf dem Dach“, sagt Lürig. Auf Nahrungssuche fliegen sie einen Radius bis zu zwei Kilometern ab. So oder so lässt sich also in jedem Fall sagen: Der Honig kommt aus Northeim.
Finden tun sie auf ihren Flügen laut Lürig vor allem viele Obstbäume und Gartenblüten in der direkten Nachbarschaft. Auch die zahlreichen Grünflächen der Stadt Northeim helfen den Bienen bei der Nahrungssuche.
Die Bienen auf dem Dach von Tobias Schnabel selbst sind friedlich. Ganz anders als die gemeinen Wespen, die beim Erdbeerkuchen-Essen stören. Und fleißig, gleichzeitig aber auch unerbittlich. „Eine Biene, die nichts leistet, wird rausgeschmissen und stirbt. Die wird ganz einfach nicht gebraucht“, erklärt Lürig. Auch die männlichen Bienen, die Drohnen, werden von der Gemeinschaft nach ihrer Pflichterfüllung – die Befruchtung der Eier – aussortiert.
Fürs Geschäft
„Kein Unternehmen in Northeim hat jetzt so viele Mitarbeiter wie ich“, witzelt Tobias Schnabel. Und fleißig wie die Bienen sind sie auch noch. Neben dem Beitrag zum Natur- und Bienenschutz denkt der Northeimer Geschäftsmann aber auch an eben dieses – das Geschäft. Aber mit lokalem Couleur. „Der Honig wird dann als Eigenmarke bei uns im Laden zum Verkauf angeboten“, sagt Schnabel. Die beiden Bienenvölker liefern ihm hierzu im Jahr – wenn es ein gutes ist – bis zu 160 Kilogramm Honig.
Schnabel und Lürig verfolgen mit diesem Schritt auch ein langfristiges Ziel. Dem Beispiel Einbeck folgend, sollen noch mehr lokale Produkte ihre Weg zum Verbraucher finden. Mit dem Honig ist der erste Schritt hierzu schon getan.
Erklärung: EDEKA Treffpunkt Schnabel ist Partner von Northeim-jetzt.de