Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 1.053,2 am Freitag ist die Zahl der Neuansteckungen mit Corona im Landkreis Northeim drastisch angestiegen. Vor etwa einer Woche war dieser Wert noch deutlich unter 250. Und auch wer sich im eigenen Umfeld umhört bekommt schnell mit: Trotz Sommerwetter ist die nächste Infektionswelle längst da. Das haben auch die Verantwortlichen im Kreishaus mitbekommen, sehen aber noch keinen Handlungsbedarf. Wer sich jetzt ansteckt, ist selbst schuld.

Waren wir zu naiv?

Die Hoffnung war groß, aber wohl naiv. Im April sind fast alle Corona-Einschränkungen gelockert oder gestrichen worden. Maskenpflicht, Impflicht und Personenbeschränkungen bei Großveranstaltungen gibt es nicht mehr. Jubel bei Gastronomen und Veranstaltungsplanern. Und auch in der Region ist deutlich zu sehen, wie hungrig die Menschen nach Veranstlatungen waren und sind. Tausende zieht es zu Konzerten, in den Zirkus, zum Sport und überall dorthin, wo in den vergangenen zwei Jahren nichts los war. Das scheint sich nun aber zu rächen, denn innerhalb weniger Tage steigt die Zahl der Neuinfektionen auch im Landkreis Northeim auf ein Niveau der stärksten Infektionswellen aus dem Winter. Einzig und allein die hohe Impfquote scheint dafür zu sorgen, dass die mehr als 300 Neuinfizierten ihre Infektion im heimischen Bett auskurieren und nicht auf den Intensivstationen in Northeim oder Göttingen. Zumindest in der Northeimer klinik liegen Mitte der Woche zwei Patienten mit einer Covid19-Erkrankung auf Station.

Zweite und dritte Infektion

Wenn in dieser Woche die ersten Teststationen in Northeim, zum Beispiel das Drive-In am Mühlenanger, schließen, blicken sie auf Wochen mit den höchsten positiven Testergebnissen zurück. „So schlimm war es noch nie“, heißt es da mit vorgehaltener Hand. Doch längst nicht alle Fälle werden auch per Test registriert. Perspektivisch könnte der Verlauf der neuen Variante mild ausfallen, doch auch eine vorherige Erkrankung sei kein ausreichender Schutz. Viele Betroffene infizieren sich aktuell ein zweites oder sogar drittes Mal. Die Anpassung des Impfstoffes sei aktuell zu langsam, berichtet der NDR. Das zeigt aber auch: Es ist nicht nur ein lokales Problem, wenngleich der Landkreis Northeim die Statistiken mit anführt. Die Sommerwelle ist da. Doch wie können wir uns schützen?

Und jetzt?

Mit Maßnahmen jedenfalls nicht. Angefragt bei den Gesundheitsdiensten im Landkreis Northeim, könne – oder wolle – man aktuell noch nicht reagieren. „Die gesetzlichen Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus waren befristet und sind größtenteils ausgelaufen“, heißt es dazu knapp aus dem Kreishaus. Eben diese Lockerungen seien auch Schuld daran, dass nun die Zahlen steigen. „Somit sind beispielsweise auch wieder Feste und Veranstaltungen mit einer großen Anzahl an teilnehmenden Personen zulässig. Eine Ansteckung mit dem Coronavirus ist somit deutlich leichter möglich, insbesondere dort, wo viele Menschen sich auf engem Raum begegnen.“ Doch ohne Gesetze und Beschlüsse aus Hannover oder Berlin legen die Kommunen brav die Hände in den Schoß.

Jeder muss selbst entscheiden

Mit Verweis auf das Robert-Koch-Institit gehen die Gesundheitsdienste im Kreis Northeim davon aus, dass “es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit vor allem um die Omikron-Varianten BA.5.“ handle, die derzeit im Kreisgebiet ihr Unwesen treibt. Um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren, wird empfohlen, weiterhin im öffentlichen Raum eine Maske zu tragen. Vorschreiben kann es der Kreis aber nicht. „Die Entscheidung, ob beispielsweise eine Großveranstaltung besucht wird, obliegt jedoch wieder jeder Person selbst. Von gesetzlicher Seite gibt es hier aktuell keine Einschränkungen“, so der Hinweis aus dem Kreishaus.

Impfen hilft

Auch deshalb setzt der Landkreis Northeim weiter auf die Impfung gegen das Virus. Aktuell haben, zusammengenommen mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, die Mobilen Impfteams bei 79,76 Prozent der Bevölkerung des Landkreises mindestens eine Impfung durchgeführt und davon 82,21 Prozent vollständig grundimmunisiert. 70,07 Prozent der Bevölkerung haben zudem bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten. Die vierte Impfung wurde bei 10,94 Prozent der Personen innerhalb des Landkreisgebietes durchgeführt. 

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