Einen Tag früher als sonst endete die Northeimer Münsterweihnacht. Aber was heißt schon „sonst“. Im vergangenen Jahr war der traditionelle Weihnachtsmarkt auf dem Northeimer Münsterplatz pandemiebedingt noch ausgefallen. Diesmal zogen es die Veranstalter durch – aber mit Auflagen. Über die Sehnsucht nach Weihnachten, Lichterketten und Glühwein spreche ich zum heutigen Ende der Münsterweihnacht mit Schausteller Andreas Krummacker, alias „Hucky“.

Die Sehnsucht nach Weihnachten

Im vergangenen Jahr war die Absage auch der Abschied von einer Gewohnheit, verbunden mit der Hoffnung: im nächsten Jahr wird alles gut. Zwölf Monate und knapp 100.000 Impfdosen später wollten es Stadtmarketing und Veranstalter wagen, die Hoffnung zu erfüllen. Mit einem Konzept für Geimpfte, Getestete und Genesene. Mit mehr Platz, weniger Buden und doppelt so viel Charme.

Frei von Kritik war diese Entscheidung nie. Göttingen und Goslar hatten ihre Märkte entweder kurz nach dem Start oder noch vorher abgesagt. Eine Frage macht bis heute ein mulmiges Gefühl: kann man entspannt Weihnachten feiern, während anderswo Menschen um jeden Atemzug ringen und es täglich 500 nicht schaffen, wieder aufzuwachen? Dieses mulmige Gefühl im Bauch kommt nicht vom Langosch, nicht vom Glühwein oder der Zuckerwatte. Trotz Impfkampagne und einem milden Sommer der Sorglosigkeit – oder gerade deswegen – nähern sich die Infektionszahlen neuen Rekordwerten. Wir wollen es später noch einmal mit einer Antwort probieren.

Die Münsterweihnacht jedenfalls öffnete. Erst unter 3G, später 2G, 2G+ und zum Schluss 2G++. Also nur geimpft oder genesen, mit Test und Maske. Wahlweise reichte auch die Booster-Impfung statt eines Testergebnisses. Es wurde gemurrt, es wurde gemacht. Es wurde Weihnachten.

 

Wir ziehen das durch

Andreas Krummacker kümmert sich seit gut 30 Jahren um alles, was mit Märkten zu tun hat. Seit vielen Jahren organisiert er gemeinsam mit dem Northeimer Stadtmarketing die Münsterweihnacht. Der Ausfall im vergangenen Jahr hat ihn vor allem emotional getroffen. Umso größer sei die Hoffnung und Freude in diesem Jahr, „die Familie wiederzusehen“. Vor allem die Stammkundschaft habe er vermisst, die Atmosphäre und das Flair. Allen Regelungen zum Trotz haben sich die Schausteller in diesem Jahr entschieden: wir ziehen das durch.

„Und es war die absolut richtige Entscheidung“, sagt Krummacker. Mittlerweile ist Mittwoch, der 22. Dezember. Es ist der letzte Tag, ab 20 Uhr wird alles abgebaut. „Am 23. steht hier nichts mehr, vielleicht das Karussell und ein paar Tannen für die Stimmung.“ Er blickt in leuchtende Augen, begeistert Augen. Dankbare Augen. „Wir haben super positives Signal von den Menschen bekommen, dass wir es möglich gemacht haben. Und sie haben das trotz der Hürden gerne angenommen. Wir haben was gemacht, die Leute haben sich gefreut, wir haben uns gefreut.“

Nochmal so machen

Immerhin, sagt Krummacker, hat es rund um das vierte Adventswochenende auch in den Kassen der Schausteller noch einmal geklingelt. „Viele sind mittlerweile geimpft und sogar geboostert. Das hat vieles erleichtert.“ Am Ende geht er aber davon aus, weniger als die Hälfte des gewohnten Umsatzes gemacht zu haben. Für seine Kollegen kann er hingegen nicht sprechen.

„Wir würden es unter gleichen Umständen genau so wieder planen“, betont Krummacker. Die Lösung mit mehr Platz habe Sicherheit gegeben und auch die Besucher haben es dankend angenommen. „Am meisten hat mich das Lob gefreut, auch über die Atmosphäre, die wir geschaffen haben.“ Lob gab es laut Krummacker auch vonseiten der Polizei und des Ordnungsamtes, die die Einhaltung der Regeln immer wieder kontrolliert haben.

Heute, am 23. Dezember, erinnert nur noch wenig daran, dass Menschen trotz einer Pandemie ihre Münsterweihnacht unter freiem Himmel, mit Abstand und Anstand feiern konnten. Das mulmige Gefühl weicht der erfüllten Hoffnung. Und der Tatsache, dass am Ende doch alles gut gegangen ist. „Wir hatten auch Katastrophentage“, erinnert sich Krummacker. „Aber wir haben das gemeinsam durchgezogen“.

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