Im Landkreis Northeim passieren weniger Verkehrsunfälle als noch im Jahr zuvor. Das geht aus der neuen Unfallstatistik der Polizei hervor. 2.859 Unfälle zählte die Polizeiinspektion Northeim im Jahr 2024. Das sind rund 80 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Menschen, die dabei verletzt wurden, sank ebenfalls. Insgesamt wurden 488 Personen verletzt – 50 weniger als 2023. Auch die Zahl der Schwerverletzten ging zurück, von 68 auf 52. Und am wichtigsten: Vier Menschen verloren im vergangenen Jahr auf den Straßen des Landkreises ihr Leben – fünf weniger als im Jahr zuvor.

Doch während sich die Gesamtlage entspannt hat, zeigt sich: Für bestimmte Gruppen wird es auf den Straßen gefährlicher. Besonders Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, sind stärker betroffen. 57 Fußgängerinnen und Fußgänger wurden bei Unfällen verletzt – fast doppelt so viele wie 2023. Acht von ihnen erlitten schwere Verletzungen. Bei den Radfahrenden ist die Entwicklung ähnlich: 61 Verletzte, elf davon schwer. Das ist ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr. Todesopfer gab es in beiden Gruppen zum Glück keine.

Gleichzeitig nehmen andere Unfallarten ab. Wildunfälle zum Beispiel: 532 Mal kollidierten Autos mit Rehen, Wildschweinen oder anderen Tieren – über 100 Unfälle weniger als im Vorjahr. Auch sogenannte Baumunfälle, bei denen Fahrzeuge von der Straße abkommen und gegen Bäume prallen, sind rückläufig. Diese Art von Unfällen gilt als besonders gefährlich, weil sie oft bei hoher Geschwindigkeit passieren und meist schwere Verletzungen nach sich ziehen.

Blickt man auf die Altersgruppen, zeigen sich ebenfalls klare Entwicklungen. Besonders erfreulich: Junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren verursachen deutlich weniger Unfälle. Auch die Zahl der verletzten Kinder ging zurück. Anders sieht es bei den über 65-Jährigen aus. Hier stieg die Zahl der Unfälle ebenso wie die der Verletzten – drei Seniorinnen und Senioren starben 2024 bei Verkehrsunfällen im Landkreis. In den meisten Fällen waren sie mit dem eigenen Auto unterwegs.

Um gerade älteren Verkehrsteilnehmenden mehr Sicherheit zu bieten, organisiert die Polizeiinspektion gemeinsam mit der Verkehrswacht Northeim/Einbeck seit 2018 das Seminar „Fit im Auto“. In einer rund fünfstündigen Veranstaltung werden Seniorinnen und Senioren über aktuelle Verkehrsregeln informiert und bekommen die Möglichkeit, ihr Fahrverhalten gemeinsam mit Fahrlehrern und Sicherheitstrainern zu reflektieren. Auch in diesem Jahr finden wieder Termine in Northeim und Einbeck statt.

Ein Dauerproblem auf den Straßen bleibt das Fehlverhalten hinterm Steuer. Zu hohe Geschwindigkeit, zu geringer Sicherheitsabstand und Ablenkung – etwa durch das Handy – zählen weiterhin zu den häufigsten Unfallursachen. 2024 ahndete die Polizei Northeim über 2.300 Geschwindigkeitsverstöße. In mehr als 1.400 Fällen nutzten Fahrerinnen und Fahrer ihr Handy während der Fahrt.

Dazu kommt: Auch wenn die Zahl der Alkoholfahrten zurückging, gab es einen deutlichen Anstieg bei Drogenfahrten. 235 Verkehrsteilnehmende wurden unter Drogeneinfluss erwischt – 53 mehr als im Jahr zuvor. In zehn Fällen kam es zu einem Unfall. „Die Verkehrstüchtigkeit ist eine der Grundvoraussetzungen für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Ist diese zum Beispiel durch den Konsum von Alkohol oder Drogen beeinträchtigt, so kann sich daraus nicht nur eine erhebliche Gefahr für einen selbst, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen ergeben“, sagt die Leiterin Einsatz der Polizeiinspektion Northeim, Marina Vieth.

Auch Polizeichefin Maren Jäschke warnt vor trügerischer Sicherheit: „Die Unfallzahlen sind im vergangenen Jahr leicht gesunken. Die Zahlen täuschen jedoch über die nach wie vor bestehenden Probleme des Fahrens unter Einfluss von berauschenden Substanzen als auch der überhöhten Geschwindigkeit und der Ablenkung hinweg.“

Deshalb bleibt die Polizeiinspektion Northeim auch 2025 wachsam. Regelmäßige Kontrollen, Geschwindigkeitsmessungen und gezielte Einsätze gegen Drogen- und Alkoholfahrten sollen dazu beitragen, die Zahl der Unfälle weiter zu senken. Doch klar ist: Verkehrssicherheit ist nicht allein Aufgabe der Polizei. Jeder Einzelne trägt Verantwortung – ob am Steuer, auf dem Rad oder zu Fuß.

Denn hinter jeder Unfallzahl steht ein Mensch. Eine Familie. Ein Leben, das sich plötzlich verändert. Manchmal reicht ein kurzer Blick aufs Handy oder ein paar km/h zu viel – und nichts ist mehr wie vorher. Deshalb gilt: Aufmerksam bleiben, Rücksicht nehmen, und lieber einmal zu vorsichtig sein als zu spät.

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