Zum europäischen Tag des Notrufs am gestrigen 11. Februar, passend zur Notrufnummer 112, informierte am Samstag auch die Kreisfeuerwehr Northeim. In den sozialen Netzwerken lieferte der Landkreis Northeim dazu Zahlen, Daten und Fakten. Ein Video erklärt, was passiert, wenn der Notruf gewählt wird. Kai Reichelt, Leiter der vom Landkreis Northeim betriebenen Einsatzleitstelle, erklärt außerdem, wann die Wahl des Notrufs die richtige ist.
Angst vor dem Notruf
Ein Unfall mit Verletzten, ein Feuer in der eigenen Wohnung oder Starkregen, der den Keller überflutet: Es gibt vielfältige Gründe, weshalb Menschen den Notruf 112 wählen. Der Griff zum Handy oder Telefon ist bei vielen Anrufern auch mit der Sorge verbunden, eine wichtige Information zu vergessen – doch das muss nicht sein.
Wie kann ich einen Notruf unter der Nummer 112 absetzen?
Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Mit dem Festnetztelefonie kann europaweit die Nummer 112 ohne jegliche Vorwahl gewählt werden. Aus dem Handynetz funktioniert das ebenso – selbst dann, wenn das eigene Netz nur schlechten Empfang hat. Dann wird automatisch das Netz eines anderen, verfügbaren Mobilfunkanbieters gewählt. Wer einen Brand entdeckt hat, kann in vielen öffentlichen Gebäuden zudem einen der roten Druckknopfmelder betätigen. Sie sind mit „Feuerwehr“ gekennzeichnet, lösen einen akustischen Alarm im Gebäude aus und informieren die Einsatzleitstelle automatisiert.
Kann ich beim Absetzen eines Notrufes wichtige Informationen vergessen?
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Unsere Mitarbeiter, die täglich etliche Notrufe entgegennehmen, sind umfangreich ausgebildete Disponenten. Sie arbeiten einen je nach Art des Notfalls festgelegten Fragenkatalog ab. Für Anrufer wichtig ist: Hören Sie dem Disponenten aufmerksam zu und beantworten Sie seine Fragen – dann kann nichts schiefgehen. Bei Bränden oder Unfällen ist es hilfreich, sich einen kurzen Überblick über die Lage zu verschaffen, um Fragen nach der Anzahl von Verletzten und Ähnliches beantworten zu können.
Warum ist diese strikte Reihenfolge der Fragen wichtig?
Aus gleich mehreren Gründen. „Unsere Disponenten können sich durch diese strukturierte Abfrage schnell ein Bild über die Lage vor Ort verschaffen, die benötigte Hilfe durch Feuerwehr, Rettungsdienst oder andere Organisationen feststellen und zudem Handlungsanweisungen geben. Das kann beispielsweise das Warnen der Nachbarn sein oder die telefonische Anleitung zu einer Reanimation“, erklärt Kai Reichelt. Deswegen ist es wichtig, so konkret wie möglich die gestellten Fragen zu beantworten.
Geht durch dieses lange Telefonieren nicht unnötig Zeit verloren?
Keinesfalls. Rettungsmittel, also beispielsweise der Rettungsdienst und die Feuerwehr, können während des laufenden Telefonats parallel alarmiert werden und sich auf den Weg zum Einsatzort machen – und das während der noch laufenden Notrufabfrage. Dieser Zeitvorsprung kann Leben retten und läuft parallel zum Telefonat. Zudem werden den Disponenten bereits beim Eingeben der Adresse des Anrufers die verfügbaren Rettungsmittel mit der kürzesten Distanz zum Einsatzort angezeigt.
Was ist, wenn ich nicht telefonieren kann?
Möglich ist das Absetzen eines Notrufes auch über die kostenfreie App Nora. Hierdurch werden vor allem Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen in die Lage versetzt, direkt und ähnlich wie in einem Messenging-Dienst mit der Einsatzleitstelle in Kontakt zu treten.
Wie können mich Einsatzkräfte finden, wenn ich nicht genau weiß, wo ich mich befinde?
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei einem Notruf über die Rufnummer 112 übertragen die Netzanbieter automatisch den GPS-Standort an die Einsatzleitstelle. Die sogenannte AML-Technik (Automatic Mobile Location) schaltet dazu die notwendigen Ortungsdienste an – auch wenn sie vorher vom Nutzer deaktiviert worden waren. Sollte das aus technischen Gründen nicht möglich sein, können markante Punkte, beispielsweise Türme oder Hinweisschilder der Einsatzleitstelle helfen, den Standort des Anrufers herauszufinden. Ebenfalls behilflich sein kann die Funktion „Notruf“ in der vom Landkreis verwendeten App BiWAPP. Hier wird die ungefähre postalische Adresse und die Koordinate des eigenen Standorts angezeigt. Beide Daten können den Disponenten helfen, die Einsatzkräfte zum richtigen Ort zu schicken.
Gibt es als Spaziergänger oder Autofahrer weitere Möglichkeiten?
Ja, sogar gleich mehrere. Im Landkreis Northeim gibt es nummerierte Notfall-Rettungspunkte. Das sind rechteckige Schilder mit rotem Rand und einer Nummer. Außerdem gibt es in Teilbereichen Notfallbänke, ebenfalls ausgestattet mit Nummern. Diese Standorte sind in der Einsatzleitstelle hinterlegt. Hilfe, in Wäldern zusätzlich durch Förster oder Landesforsten, kann so schnell entsandt werden. Wer auf der Autobahn unterwegs ist, findet am Straßenrand alle 500 Meter eine Kilometerangabe. Im Bereich der A7-Baustelle im Kreis Northeim stehen diese Schilder inklusive Angabe der Fahrtrichtung sogar alle 100 Meter.