„Offene Türen – Offene Ohren“ heißt die Initiative von Oase, AWO, Café Dialog, der Ambulanten Hilfe und den Apostel- und Corvinus-Kirchengemeinden, die am vergangenen Mittwoch auf einer Pressekonferenz der Beteiligten vorgestellt wurde. Auch die Jugendhilfe Süd-Niedersachsen mit der mobilen Anlaufstelle „Backup“, die Schuldnerberatung der Diakonie Leine-Solling und die Mieterinitiative gegen Silver Wohnen sind Teil der Kooperation mit dem Ziel, jedem Menschen in Northeim täglich eine Anlaufstelle Für Beratung und zum Zuhören in schwierigen Zeiten anzubieten.

Menschen erreichen

Pastor Dr. Jens Gillner von der Corvinus-Gemeinde gab den Anstoß, dass sich die bestehenden Angebote von Kirche, freien Träger und der Stadt miteinander vernetzen und ihre Angebote untereinander austauschen und verbreiten. Denn angesichts drastisch gestiegener Lebenshaltungskosten befürchtet Northeims Bürgermeister Simon Hartmann, dass sich die Situation bedürftiger Menschen im bevorstehenden Winter weiter verschlechtert: „Die Sorgen der Mitbürger über steigende Preise, Inflation und horrende Energiekosten können durch gesetzgeberische Maßnahmen nur abgemildert werden. Wir müssen aber die Menschen auch erreichen, die Hilfe benötigen“, beschreibt Hartmann die Aufgabe des Arbeitskreises.

Ein starkes Netzwerk

Dazu soll die Vernetzung und der Austausch von Kompetenzen untereinander dienen. Zunächst sei es darum gegangen, in die Organisationen hineinzuhorchen: „Wie geht den Einrichtungen, welche Probleme sind zu bewältigen angesichts der vielen verschiedenen Krisen?“, beschriebt Gillner den Anfang des Arbeitskreises. Die Kirche habe ein seelsorgerisches Netzwerk in allen Gemeinden, notwendig sei aber auch sachorientierte Hilfe, etwa bei akuten finanziellen Problemen. Er sei dankbar, dass die Stadt mit eingestiegen sei, dankte Gillner. Seine Kollegin Dr. Anne Barth von der Apostel-Gemeinde im Süden Northeims erklärte den Titel der Initiative: „Es ist ein offenes Projekt, das kirchlich angestoßen wurde, aber allen Menschen offensteht. Auf niedriger Schwelle wolle man offene Ohren für Gespräche anbieten“, so Barth.

Jeden Tag ansprechbar

An jedem Wochentag bieten die Kirchengemeinden Corvinus (Nordstadt), Apostel (Südstadt), AWO (Alte Wache), die Ambulante Hilfe (Schaupenstiel 28) und das Café Dialog (von-Menzel-Str., ab Januar Sudheimer Straße 65) zu verschiedenen Zeiten eine offene Tür für Gespräche und Beratung an. Geplant ist, dass Beratungsangebote etwa von der Schuldnerberatung auch an anderen Orten, etwa in den Gemeinden, stattfinden können. So könnten gemeinsam Anträge auf Wohngeld ausgefüllt werden, beschrieb Dr. Gillner die Möglichkeiten. Dabei geht es nicht darum, sofort Geld zu verteilen, machte Friedhelm Schütte von der Northeimer Tafel klar: „Keine Organisation kann direkt Geld an alle Bedürftigen verteilen. Aber wir können den Weg zu den Hilfen weisen“, erklärte Schütte.

Die Rolle der Tafel

Die Tafel habe Ansprechpartner in allen Sprachen, könne aber aufgrund der aktuell sehr hohen Belastung keine eigene Beratung anbieten. Dies könne dann im Verbund mit den anderen Verbänden und Organisatoren geschehen. Flyer und Unterlagen werden nun untereinander ausgetauscht und die Hilfsangebote miteinander abgeglichen, um so Hilfsbedürftigen die richtigen Ansprechpartner nennen zu können.

Nächstes Treffen im Februar

Zum Schluss wies Bürgermeister Hartmann darauf hin, dass beim Thema Heizkosten ein langer Atem notwendig sei: „Wer bei den Stadtwerken einen Vertrag hat, ist bis zum Jahresende relativ sicher. Aber ab Januar kommen höhere Abschläge, die viele Menschen vor Probleme stellen würden. Wo bereits heute das Geld knapp ist, wird im Januar nicht viel übrig bleiben, um die höheren Vorauszahlungen zu bezahlen. Auch die Abrechnung in 2024 muss im Blick bleiben“, beschrieb Hartmann die Langfristigkeit der Aufgabe. Der nächste Termin der Initiative ist Februar. Bis dahin wollen alle Beteiligten weitere Themen benennen, die dann in der Gemeinschaft der Organisationen umgesetzt werden können.

Sie sind dabei

Zum Foto: Die Teilnehmer des Runden Tischs zum Thema „Offene Türen – offene Ohren“ mit dem Plakat „Offene Türen – Offene Ohren“: Simon Hartmann und Holger Schröder, Stadt Northeim, Pastor Dr. Jens Gillner (Corvinus-Gemeinde), Pfarrerin Dr. Anne Barth (Apostel-Gemeinde), Friedhelm Schütte (Northeimer Tafel), Beate Wernicke (Oase), Heike Kunau (Schuldnerberatung der Diakonie), Jens Rheker und Stefanie Linde (Backup/Jugendhilfe Süd-Niedersachsen), Alexandra Kruse, Sebastian Mascher, Julissa Apel (Ambulante Hilfe), Bärbel Swinfen (Mieterinititative gegen Silver Wohnen).

Text und Foto: Axel Janßen für Northeim-jetzt

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