Am Samstag waren die Figurenkünstler Martin Reinl und Carsten Haffke zu Gast in der Northeimer Stadthalle. Mit ihrem Programm „Unter Puppen“ hatten sie bekannte Figuren wie Wiwaldi, Kakerlak und das alten Zirkuspferd Horst-Pferdinand dabei. Dank eines zum Teil improvisierten Programms gab es nicht nur jede Menge Lacher mit Northeim-Bezug und spontane Einlagen. Ein schlaues Bühnendesign zeigte auf kluge Art und Weise, was tatsächlich „unter Puppen“ los ist.

Parabelflug um die Gürtellinie

Dass die beiden Künstler mit den unter anderem aus dem WDR bekannten Figuren und Puppen nach Northeim gekommen sind, ist dem Förderverein der Stadthalle Northeim zu verdanken. Ärgerlich wurde es an diesem Abend nur für diejenigen, die noch immer an kulturellen Veranstaltungen in Northeim zweifeln und sich gegen einen Besuch der Vorstellung entschieden haben. Sie verpassten fast zwei Stunden begeisternde Figurenkunst und einen Humor, der sich im Parabelflug um die Gürtellinie bewegte.

Ein Programm für Northeim

Denn die Figuren wie Wiwaldi und Kakerlak haben trotz ihres kuscheligen Erscheinungsbildes ein alles anderes als jugendfreies Mundwerk. Auch deshalb hatten die Eltern sehr viel mehr zu Lachen als die mitgebrachten Kinder. Weil das Programm in großen Stücken aus Improvisationstheater besteht, bekamen am Ende aber alle Besuchenden eine sehr individuelle und damit „eigene“ Show. Immer wieder durften die Gäste Begriffe und Themen in das Programm hineinrufen, aus denen die Künstler urkomische Geschichten bastelten.

Die Northeimer Fußgängerzone

Schon im ersten Stück eignete sich auf Zuruf zum Beispiel die „langweilige und kaputte“ Northeimer Fußgängerzone als wunderbares Reizthema. Reicht es bei Einheimischen schon für einen Lacher, sie bloß zu erwähnen, rannten Reinl und Haffke direkt damit durch alle Gassen. Bekanntlich mit Figuren, die selbst gar keine Füße, Beine oder gar einen Unterleib (oder eine Gürtellinie) haben. Und hier zeigt sich auch das Besondere der Bühnenshow, die laut den Künstlern „zwei Shows in einer“ ist.

Was unter den Puppen passiert

Während auf der Bühne der Stadthalle zwei Fernsehmonitore die Performance der Figuren fokussiert, verstecken sich die Künstler selbst nicht etwa hinter einer Kiste. Sie sind jederzeit sichtbar „Unter Puppen.“ Ein Live-Making-Off, sozusagen. Das Publikum ist mit dieser Auswahl an Perspektiven alles andere als überfordert, immer wieder wechseln die Blicke vom Monitor zu den Künstlern und zurück. Das Titelbild oben zeigt den Aufbau.

Helene Fischer auf dem Bahnhofsklo

Das ermöglichte auch die Chance, genau hinzusehen und zu bemerken, dass beim Vortrag des aus Grönland stammenden Planers der Northeimer Fußgängerzone auch Martin Reinl und Carsten Haffke eine kurze Lachpause einlegen mussten. Spätestens bei einem Date mit Helene Fischer auf dem Northeimer Bahnhofsklo brachen alle Dämme, als sich die Puppenspieler improvisiert jeweils nur ein Wort pro Satz zuwarfen – und selbst nicht wussten, wohin sie sich manövrieren.

Mehr davon, bitte!

Vor allem durch das Theater der Nacht ist Northeim die Stadt der Puppen. Klar also, dass sich Martin Reinl und Carsten Haffke hier irgendwie zu Hause fühlen. Ob sich beide mit den Brockhausens schon vernetzt haben, ist nicht überliefert. Zwei Dinge wurden an diesem Abend aber deutlich. Das Northeimer Publikum ist, wenn auch nicht zahlreich, dankbar für solche Shows und ihre Künstler. Zum anderen hat die Stadthalle Northeim bewiesen, wie vielseitig sie sein kann. Ob Musical, Showabend oder wie in diesem Fall mehr oder weniger klassischen Theater – in Northeim ist alles möglich. Und es ist gut!

Foto: BigSmile / Martin Reinl

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein