Es war ein relativ kurzer, aber heftiger Gewitterschauer, der am Donnerstagnachmittag über die Gemeinde Katlenburg-Lindau zog. Von den Feldern und Bergen suchten sich die Wassermassen über Straßen und Wege ihren Lauf auf der Suche nach dem tiefsten Punkt. Innerhalb weniger Minuten waren Straßen überflutet und Keller vollgelaufen. Ab 15:30 Uhr waren die Feuerwehren der Gemeinde im Dauereinsatz.
In der Kreisstadt Northeim war das Donnern und Blitzen zu hören und zu sehen. Dort aber fielen nur wenige Wassertropfen vom Himmel. Auf den Wetterkarten erschienen die Schauer und Gewitter genauso schnell aus dem Nichts, wie sie auch wieder verschwanden. Kurz nach 15 Uhr musste Katlenburgs Ortsbrandmeister Martin Niehoff den ersten Alarm auslösen, mehr als 40 folgten. Anwohner wählten die 112, meldeten vollgelaufene Keller, bedrohte Heizungsanlagen.
An der Northeimer Straße flossen die Wassermassen nicht nur vorbei, sondern direkt in das Kellergeschoss der Volksbank. Wenige hundert Meter weiter liefen die Garagen der Gemeindeverwaltung voll. Unterführungen wurden gesperrt, Straßen wurden zu Bächen. „Inzwischen sind alle Feuerwehren der Gemeinde im Einsatz“, berichtet Niehoff um kurz nach 16 Uhr. Neben Katlenburg traf es auch die Ortschaft Berka stark. Hier wie da warteten Anwohner auf die Einsatzkräfte und ihre leistungsstarken Wasserpumpen.
„Wir können nur abarbeiten“, sagt Niehoff, inzwischen schweißnass aber noch immer gut gelaunt. Das gilt allerdings nicht für alle, sagt er. „Ich kann den Unmut verstehen, aber wir sind eben nur so viele“, sagt der Ortsbrandmeister. Nachbarwehren unterstützen, erstmals kommt auch die neue Ausrüstung aus dem Katastrophenschutz zum Einsatz. Stromaggregate zum Beispiel, die die Hochleistungspumpen versorgen. Mit Besen, Schaufeln und eben diesen Pumpen gelingt es, sich von Keller zu Keller vorzuarbeiten. „Das wird hier noch bis zum Abend dauern“, sagt Niehoff.
Am Feuerwehrhaus in Katlenburg ist eine kleine Leitstelle eingerichtet, um die Fahrzeuge zu koordinieren. Hier wird geklärt, wie dringend der Notruf ist, wie hoch das Wasser im Keller steht und wie groß der drohende Schaden ist. Es rufen Bewohner an, da stehen Pfützen im Keller. Und jene, die nicht einmal im Treppenhaus einen trockenen Fuß behalten. Die Feuerwehrleute, gestärkt von Kaffee und der Kameradschaft, bleiben fleißig. Mit der inzwischen wieder zum Vorschein kommenden Sonne wird es schwül und schwitzig unter den dicken Schutzjacken und Helmen.
Die Feuerwehr aus Wachenhausen baut eine Dusche auf. Denn nicht nur das Regenwasser drückt, sondern auch das Abwasser. In den Straßen riecht es modrig, es wird inzwischen gespült und gepumpt. Erst am Abend sind die letzten Keller leer. Den Anwohner bleibt das Handtuch und die Frage, warum das so passieren konnte. Klar ist: Das Wasser sammelte sich am tiefsten Punkt, rund um den Bahnhof beispielsweise. Aus den dortigen Straßen und Häusern sind am Abend die ersten Dankesrufe in den sozialen Netzwerken zu lesen. „Toll, dass es euch gibt und ihr alle mit Übersicht und Augenmaß dabei seid“, steht da beispielsweise geschrieben. „ein grooooßes Dankeschön an unsere Feuerwehr!!!“. Videos und Fotos werden gepostet. Und Danke gesagt.