Auch die Stadt Northeim bewirbt sich als Modellkommune zur testweisen Öffnung von Geschäften und Lokalen. Auf ein Gespräch von Northeims Bürgermeister Simon Hartmann mit Niedersachsens Landeschef Stephan Weil (beide SPD) folgt nun die offizielle Bewerbung. Auch Einbeck und Göttingen sind mit im Rennen. Hartmann sieht in einem erarbeiteten 16-Punkte-Plan passend zur Bewerbung aber klare Vorteile für die Rhumestadt.
Projekt des Landes Niedersachsen
Mit Corona-Schnelltests soll es bald möglich sein, dass Kunden wieder frei Geschäfte besuchen dürfen. Das zumindest sieht das Modellprojekt des Landes Niedersachsen vor. In örtlich begrenzten Vorhaben soll dieser Plan jetzt getestet werden, Kommunen können sich derzeit bewerben. Dazu sei eine Änderung der Niedersächsischen Corona-Verordnung geplant und ein Bewerbungsverfahren beim Land Niedersachsen unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbände und der örtlich zuständigen Gesundheitsbehörde Landkreis Northeim.
In Northeim sollen der Einzelhandel, Hotels, Restaurants und Kultureinrichtungen so wieder geöffnet werden. Laut einer Mitteilung aus dem Rathaus habe Bürgermeister Hartmann bereits mit Landeschef und Parteikollege Weil formlos seinen Namen hinterlassen. Nun soll auch eine offizielle Bewerbung folgen. Gemeinsam mit anderen Kommunen möchte Hartmann „für die weiteren Schritte im Umgang mit der Corona-Pandemie wesentliche Erkenntnisse sammeln und nutzbar machen“.
Was in Northeim zählt
Besonders geeignet hebt der Bürgermeister dabei die Innenstadt und das naheliegende Impfzentrum des Landkreises als Vorteil an. Zudem wurde ein 16-Punkte-Plan gemeinsam mit „örtlichen Akteuren“, wie es heißt, zusammengestellt. „Darin wird der Weg, hin zur Modellkommune, mit konkreten Maßnahmen und Zielen beschrieben und gibt einen Ausblick wie eine Öffnung des Einzelhandels, der Gastronomie und Hotellerie aussehen könnte“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Bürgermeister Simon Hartmann schlägt zudem eine enge wissenschaftliche Begleitung des Modellvorhabens vor.
Northeim: 12 Points (plus 4)
1. Für das Modellprojekt wird das Gebiet der Innenstadt definiert.
2. Die Struktur der Northeimer Innenstadt bietet u.a. durch die Breite und Größe der
Fußgängerzone herausragende Möglichkeiten für einen „Einkauf mit Abstand“
Durch die temporäre Aufhebung der Sondernutzungsgebühren für die
Außengastronomie auch für das Jahr 2021, stehen großzügigere Flächen für die
Außengastronomie zur Verfügung, die aufgrund der guten Erfahrungen im Sommer
2020 sicher genutzt werden können.
3. Eine Besonderheit der Northeimer Innenstadt bietet das City Center, eine Mall, die
mitten in der Innenstadt liegt. Durch einen Einbezug dieses Centers besteht die
Möglichkeit, in einem Mittelzentrum in urbanähnlichen Verhältnissen zu überprüfen,
welche Wirkungen durch eine Öffnung entstehen.
4. Für eine modellhafte Öffnung kann auf die im Kontext mit dem Einzelhandel und dem
ÖGD entwickelten bestehenden Hygienekonzepte aufgebaut werden.
5. Die Stadt erklärt sich bereit, gemeinsam mit dem Landkreis Northeim eine
umfassende Teststrategie zu entwickeln und dafür bedarfsgerecht Teststationen zu
etablieren.
6. Eine Teilnahme der Stadt Northeim wird ab dem 12. April angestrebt, um in der
nötigen Zeit die erforderlichen Voraussetzungen verlässlich zu schaffen.
7. Das örtliche Kino „Neue Schauburg“ am Markt sowie das Theater der Nacht als
überregionale bekanntes Figurentheater können in die modellhafte Öffnung
einbezogen werden.
8. Die Stadt Northeim stellt eine personelle Unterstützung des ÖGD für die Auswertung
der Schnelltests bzw. für die Kontaktnachverfolgung in Aussicht.
9. Die Stadt Northeim erkennt ihre personelle Mitverantwortung für eine Kontrolle der
Hygienemaßnahmen an. Dabei wird auch auf die etablierten Hygienemaßnahmen und
Umsetzungsüberprüfungen des zweimal wöchentlich stattfindenden Northeimer
Wochenmarkts zurückgegriffen.
10. Es findet in enger Abstimmung mit dem Landesgesundheitsamt eine wissenschaftliche
Begleitung der Öffnungsphase statt, um die gewonnenen Erkenntnisse für das Land
Niedersachsen, die Wissenschaft und andere Kommunen nutzbar zu machen.
11. Das zentrale Impfzentrum des Landkreises Northeim in der Stadthalle, Medenheimer
Straße 6/8, nimmt eine zentrale Rolle im Konzept ein und stellt eine große Chance für
Synergien dar. Da die Einwohner des Kreises ohnehin nach Northeim kommen, könnte
nach der Impfung auch der Besuch der Innenstadt möglich gemacht werden. Das
minimiert auch das Transfererfordernis innerhalb des Kreises.
12. Die geimpften Personen könnten im Kontext mit dem Modellprojekt, wissenschaftlich
begleitet, befragt werden. So können wichtige Erkenntnisse für künftige Katastrophen-
und Pandemielagen generiert werden, die unmittelbar in die konzeptionelle Arbeit der
Katastrophenschutzbehörden einfließen können.
13. Durch eine enge Kooperation mit dem Stadtmarketingverein wird das Modellprojekt
durch Marketingkampagnen medienwirksam begleitet. Der Verein ist zugleich
Schnittstelle zwischen Akteuren der Innenstadt und der Verwaltung mit guten
Netzwerkstrukturen und kurzen Entscheidungswegen.
14. Im Rahmen der eigenen Veranstaltungstätigkeit des Stadtmarketingvereins können in
weiteren Öffnungsstufen auch unterschiedliche Veranstaltungskonzepte mit
entsprechenden Hygienekonzepten umgesetzt werden.
15. Die Touristik-Information im Reddersenhaus steht als zentraler Info-Point für Gäste zur
Verfügung und weist auf die Testmöglichkeiten, Hygienebedingungen und geöffnete
Einrichtungen hin.
16. Sollten die Inzidenzzahlen drastisch steigen und bestimmte Werte überschreiten, sind
Stadt und Einzelhandel bereit, die modellhafte Öffnung zu pausieren, abzubrechen
oder, ebenfalls modellhaft, veränderte Hygienemaßnahmen in enger Abstimmung mit
dem ÖGD und dem Land Niedersachsen zu konzipieren und umzusetzen.
Außerdem…
Erforderlich wird voraussichtlich eine Kontaktnachverfolgung mittels Smartphone-App und das Vorliegen eines negativen PoC-Antigen-Test, dessen Ergebnis nicht älter als zwölf Stunden sein darf. Aber auch die Hygieneregeln wie das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen und die Wahrung des Sicherheitsabstands müssen weiterhin eingehalten werden.
„Die Interessensbekundung an dem Projektvorhaben erfolgt mit ausdrücklicher Unterstützung der Fraktionen im Rat der Stadt Northeim sowie u.a. in Kooperation mit dem Stadtmarketingverein Northeim e. V. und unter der Zusicherung, alle erforderlichen Schritte kooperativ mit dem Land Niedersachsen, dem Landkreis Northeim, den kommunalen Spitzenverbänden, der Wissenschaft und den örtlichen Akteuren umzusetzen“, heißt es abschließend.