Der Rat der Stadt Northeim stimmte am Donnerstag gegen den Vorschlag der Stadtverwaltung, den Ersatzbau einer Brücke am Rhumedamm trotz abgeschlossener Planung zu streichen und die Brücke abzureißen. Zuletzt hatte es öffentlich deutliche Kritik am Wunsch der Stadt gegeben, auf den Neubau der maroden Holzbrücken im Interesse der Haushaltsplanungen zu verzichten. Stattdessen sollen nun Optionen erarbeitet werden, sie zunächst zu erhalten. Zumindest so lange, bis Mittel für eine neue Brücke aufgetrieben wurden.
Brücke sollte weg
Zwar liegen Genehmigungen zum Neubau vor und auch das beauftragte Ingenieurburö gab grünes Licht. Doch eigentlich wollte die Stadt Northeim darauf verzichten, die für viele Northeimer wichtige Querung über die Rhume für fast eine halbe Million Euro zu ersetzen. Grund: Schon jetzt fordert der Doppelhaushalt – inklusive Münster-Sanierung und Schuhwalhalle – deutlich mehr Schulden als zunächst geplant. Als Sparmaßnahme sollte nun ausgerechnet die Brücke herhalten. „Bis zuletzt haben Rat und Verwaltung am Neubau festgehalten“, betont Bürgermeister Simon Hartmann. Doch bei der Gestaltung des neuen Haushaltes und zahlreicher anderer Investitionen habe die Brücke es nicht mehr auf die Prioritäten-Liste geschafft.
Grünes Licht für Neubau
Für den Abriss der alten Brücke kämen weitere Kosten hinzu, im Haushaltsentwurf waren hierfür 100.000 berücksichtigt worden. Nachdem die Kollegen der HNA darüber berichteten, entbrannte eine Diskussion nicht nur im Netz. Denn die Brücke gehört für viele als wichtiges Verbindungsstück vom Norden zum Zentrum zu einem wesentlichen Bestandteils des Naherholungsgebietes am Rhumedamm in Northeim. Auch die Mitglieder des Rates sprachen leidenschaftlich über den Erhalt dieser Brücke. Wie nun bekannt wurde, entschieden die Fraktionen bereits am Montag in der Sitzung des Verwaltungsausschusses, zumindest den Abriss aus dem Antrag zu streichen.
Eine besondere Brücke
Nach der öffentlichen Kritik am ursprünglichen Antrag, wollte Bürgermeister Simon Hartmann am Anfang der Ratssitzung am Donnerstag die Entscheidung zur Brücke zunächst gänzlich von der Tagesordnung nehmen. Widerspruch gab es dazu von CDU und FDP, die eine Aussprache hierzu wünschten. Ihnen folgte die Mehrheit der Mitglieder. Insbesondere die FDP würde einem Abriss „niemals zustimmen“, betonte Eckhard Ilsemann. Als Bewohner am Galgenberg habe er – wie viele Bürger am Sultmer – einen besonderen Bezug zur Brücke. „Gäbe es einen Ortsrat Galgenberg, er würde gegen diesen Antrag zur Demo aufrufen“, so seine Vermutung. Seiner Ansicht nach gebe es in der Stadt “keine andere Brücke, die mehr benutzt wird von Fußgängern und Fahrradfahrern, als diese“. Der Liberale ging sogar soweit, Bürgermeister Hartmann dafür zu loben, sich um alternative Lösungen zu bemühen.
Eine von vielen schwierigen Entscheidungen.
Klar ist aber auch: „Aktuell ist für einen Ersatzneubau die finanzielle Möglichkeit nicht gegeben“, ergänzt der Bürgermeister. Dass sich der Verwaltungschef die Entscheidung, die Brücke komplett zu streichen, nicht leicht gemacht habe, stellte Heiner Hegeler (CDU) heraus. „Wir sehen die Bedeutung der Brücke genau so wie alle anderen Beteiligten auch. Aber hier kommt es darauf an, die Gemeinsamkeiten festzuhalten. Es ist ein Beispiel für zukünftige schwere Entscheidungen, die wir treffen müssen.“ Er warnt davor, dass der Rat gemeinsam mit der Verwaltung in naher Zukunft viele weitere unpopuläre Entscheidungen treffen müsse. „Die Fraktionen haben im Verwaltungsausschuss an einem Strang gezogen, um auf den Abriss zu verzichten. Diesen Zusammenhalt wünsche ich mir auch für die Zukunft.“
Wie es jetzt weitergeht
Die Wichtigkeit, über die Brücke dennoch zu diskutieren, stellte Sebastian Penno (SPD) heraus. Doch nun stehe die Frage im Raum, wie es weitergehe. „Nur im Verwaltungsausschuss darüber zu sprechen, ist nicht angemessen. Wie stellen wir uns vor, wie es weitergeht in der Diskussion?“ Rat und Bürgermeister sprachen sich schlussendlich dafür aus, den Weg von Damm zu Damm und über die Rhume zu erhalten. Zunächst mit lebenserhaltenden Maßnahmen an der alten Holzbrücke, langfristig aber zwangsläufig mit einem Neubau. Wie diese erhaltenden Maßnahmen aussehen, werde laut Bürgermeister Hartmann aktuell geprüft und soll im nächsten Ausschuss vorgestellt werden. Die Technischen Dienste der Stadt behalten das Bauwerk aber im Auge. „Bis zum Ersatzneubau müssen wir aber auch davon ausgehen, dass die Brücke gesperrt werden muss.“
Mögliches Geld versteckt sich noch im Haushalt
Schlussendlich wurde der Antrag also nicht beraten oder beschlossen, sondern das Thema an den zuständigen Ausschuss zur Beratungen zurückgegeben. Laut Bürgermeister Hartmann sei es nun das Ziel, „dass wir die Lebensleistung der Brücke so weit wie es geht verlängern. Mit Maßnahmen, die möglich sind. Dazu werden wir weitere Gespräche führen.“ Zudem könnten Mittel frei werden, um den Erstazneubau zu finanzieren. Neben den 100.000 Euro für den Abriss bleiben auch Haushaltsüberschüsse zu erwägen. Zudem ist die Zukunft des Quellhügels und die Anschaffung eines Spielcontainers noch offen, stehe aufgrund ablaufender Fristen für die Förderung allerdings auf der Kippe.
Einen versöhnlichen Tipp gab zum Abschluss noch Hans Harer (Grüne) mit auf den Weg. „Vielleicht lebt die Brücke ja länger, als wir befürchten. Dabei können wir alle mithelfen. Indem wir darüber gehen, aber nicht so grob.“