Zum stillen Protest und Trauer haben sich am Samstagvormittag gut 100 Menschen in der Northeimer Innenstadt getroffen. Insbesondere waren es Freunde und Angehörige der Ende September an einem Maisfeld ermordeten Frau. Sie werfen der Justiz Versagen und Ignoranz vor, dringen tatverdächtig ist ein 57-jähriger Freigänger aus einer Vollzugsanstalt.

Mord im Maisfeld

Noch immer sitzen Schock und Trauer tief. Ende September fanden Spaziergänger die Leiche einer Frau in einem Maisfeld nahe der Northeimer ICE-Strecke. Die Ermittlungen setzen nun einen 57-jährigen Mann unter Druck, der seit den 1980er Jahren in einem Vollzug für psychisch Kranke eine Haftstrafe absitzt und zu diesem Zeitpunkt Freigang hatte. Gegenüber den Kollegen der HNA bestätigte die Staatsanwaltschaft in Göttingen zuletzt, dass der Mann noch immer tatverdächtig sei.

Neben dem Protest darf auch getrauert werden. Blumen und Kerzen werden niedergelegt.

Zur Trauer bei Freunden und Angehörigen des 64-jährigen Opfers mischt sich auch Wut und Empörung über die Entscheidung, dass der Mann trotz Strafe Freigang erhalten habe. Deshalb riefen sie an diesem Wochenende zu einer Mahnwache in die Northeimer Innenstadt auf. Neben Schildern mit verschiedenen Vorwürfen in Richtung Justiz, gab es auch die Gelegenheit zur Trauer und Anteilname. Blumen und Kerzen wurden niedergelegt, Gebete gesprochen oder sich gemeinsam erinnert.

Gemischte Emotionen

Auch aber wurde darüber diskutiert, was geschehen muss, um in Zukunft solche Taten zu verhindern. Vorwürfe wurden schon kurz nach der Tat laut, ob die Gutachter im Fall des Freigängers falsch entschieden hätten. Insbesondere die beteiligten Richter aber auch der Maßregelvollzug in Moringen sahen sich massiver Kritik ausgesetzt. Auch während der Mahnwache mischen sich die Emotionen. Konsequenzen und Genugtuung – vor allem aber Prävention werden gefordert.

Mit Plakaten protestieren einige Teilnehmende still gegen die Justiz. Sie fordern Aufklärung nach dem Mord im Maisfeld.

Zu den Teilnehmern und Organisatoren der Mahnwache zählte sich auch der Verein für Opferschutz und Strafgerechtigkeit in Northeim. Der Verein begleitet und betreut Opfer von Gewalt, berät sie und macht sich ehrenamtlich für Gewaltprävention stark. Immer wieder, berichtet Vorsitzende Elke Krebs, erfahren Täter von der Justiz mehr Unterstützung als die Opfer. Mit Aktionen wie diesen Mahnwachen will der Verein mehr Aufmerksamkeit auf die Gefahren des Schweigens und Vergessens lenken.

Angehörige und freunde der ermordeten Frau trafen sich in der Northeimer Innenstadt.

Im aktuellen Fall sieht der Verein zahlreiche offene Frage. Es sei demnach nicht klar, ob es im Fall des 57-Jährigen Hinweise darauf gegeben habe, die deutlich gegen einen Freigang sprechen.  Zugleich sei nicht erkennbar, dass aus dem aktuellen Fall irgendwelche Konsequenzen gezogen würden.

Nach etwa einer Stunden hatte sich die Mahnwache unter den Augen des Ordnungsamtes und zeitweise der Polizei wieder aufgelöst. Zwischenfälle gab es keine, auch viele Besucher des Marktes nutzten die Gelegenheit zur Anteilname.

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