Sie startete als gute Idee, doch die Bilanz nach einem Jahr Betrieb scheint ein Desaster zu sein. Mit der NORA-App lassen sich per Handy sprachlos Notrufe absetzen. Seit einem Jahr empfängt auch die Leitstelle in Northeim diese Meldungen. Die Bilanz: kein einziges Mal meinte es der oder die Hilfesuchende ernst.

Barrierefreier Notruf

Seit dem 25. September ist die App auch im Landkreis Northeim im Einsatz. Das Prinzip scheint vielversprechend. Die Notruf-App bietet die Möglichkeit, Notrufe an die Leitstellen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei auch über eine weitgehend barrierefreie App auf dem Handy abzusetzen. Hilfreich sei das aus Sicht der Kreisverwaltung vor allem für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderung.

Alle App-Notrufe waren Fake

Genau zwölf dieser Notrufe wurden im vergangenen Jahr über die App getätigt. Die traurige Gewissheit: „Alle zwölf Meldungen waren Missbrauch“, sagt eine Sprecherin der Kreisverwaltung. Aus acht Meldungen entstanden sogar ein realer Einsatz für die Feuerwehr und den Rettungsdienst. In der Folge wurden alle Fälle „polizeilich verfolgt und an das Niedersächsische Innenministerium gemeldet“, so die Kreissprecherin. Das Muster der Notrufe ähnele sich oft „und kommt so auch in anderen Leitstellen vor“. So werden beispielsweise ein Gasaustritt gemeldet, in Verbindung mit einer behinderten Person, die die Wohnung nicht verlassen kann und somit in Gefahr schwebt und Hilfe benötigt, so die Beschreibung.

App sammelt wichtige Daten

Bei Auslösung eines Notrufes über „nora“ erfolgt zunächst die Ermittlung des Notfallortes, bevor über eine kurze und einfach gehaltene Abfrage festgestellt wird, welche Hilfe benötigt wird. Nach dem Absenden des Notrufes kann die Hilfe suchende Person über den Chat mit der Leitstelle weitere Details klären und wichtige Hinweise erhalten.

„Insbesondere die Standortbestimmung über die App bietet einen großen Vorteil. Damit kann der Notfallort sogar dann bestimmt werden, wenn die Personen selbst nicht wissen, wo Sie sich befinden“, erklärte Maik Swiridow, Chef der Northeimer Leitstelle, zum Start der App. Statt zu retten, hilft dieser Umstand nun wohl lediglich den Ermittlungsbehörden.

Landkreis ist weiterhin überzeugt

Trotz dieser ernüchternden Zahlen spricht die Kreisverwaltung positiv über die App. „Grundsätzlich hat die NORA-App ihre Berechtigung und bietet verschiedene Vorteile“, heißt es aus dem Kreishaus. Gemeint ist dabei nach wie vor der barrierefreie Notruf. „Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass in der Leitstelle Northeim bisher keine übermäßige Anzahl an Notrufmissbrauch durch die NORA-App feststellbar ist“, so die Sprecherin. Die Quote liegt bei 100 Prozent.

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