Die Northeimer Polizei blickt auf die Straße und zieht Bilanz für das Jahr 2019. Kurz: Mehr Unfälle, mehr Tote – aber weniger verletzte. Gründe dafür präsentieren sie ebenfalls.
Die Zahlen
3.220 Verkehrsunfälle gab es laut Polizei im Jahr 2019. Ein Jahr zuvor waren es nur 3.104. 1.844-mal krachte es innerhalb einer ortschaft, 1.373-mal nach dem gelben Schild.
Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, ist mit 433 gegenüber dem Vorjahr (442) leicht um rund zwei Prozent gefallen.
Der niedrige Trend der Verkehrstoten hat sich allerdings nicht fortgesetzt. So waren es 2019 elf Getötete, 2018 waren es nur sechs. Drei von ihnen starben als Führer oder Insasse eines Autos. Außerdem ließen sechs Motorradfahrer, ein Fahrer eines Kleintransporters und ein Fußgänger ihr Leben auf den Straßen im Landkreises Northeim.
Das sind die Gründe
Bei den meisten Unfällen – oft waren es nur Blechschäden – wurde schlichtweg die Vorfahrt missachtet (193) oder es wurde falsch abgebogen (69). Meistens aber, nämlich 732-mal, war der Abstand zum Vordermann zu gering. 188-mal waren die Fahrer nachweislich einfach zu schnell unterwegs. Hinzu kommen Verkehrsunfälle durch Ablenkung und unter dem Einfluss von Alkohol, Medikamenten oder Drogen.
Wenn es weh tut
Polizeioberrat Niklas Fuchs, Leiter Einsatz der Polizei-Inspektion Northeim, erklärte hierzu: „Wir werden als Polizei alle Anstrengungen unternehmen, um dieser negativen Entwicklung entgegen zu treten. Wir wollen mit unseren Überwachungsmaßnahmen Menschenleben retten.
Rückläufig war die Zahl der Schwerverletzten. Sie reduzierte sich auf 99, das waren vier weniger als im Jahr 2018. Unfallschwerpunkte waren wieder einmal die Außerortsstrecken mit ihrem weiten Netz an Landstraßen. So fanden auch 2019 fast alle Unfälle mit schweren Folgen auf den Kreis-, Landes- und Bundesstraßen statt. Außerhalb geschlossener Ortschaften starben sechs Menschen auf den Straßen im Landkreis Northeim.
Risikogruppen
„Gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung ist die Gruppe der jungen Fahrer nach wie vor überproportional stark am Verkehrsunfallgeschehen beteiligt. Dieser Altersgruppe gilt daher im Rahmen von präventiven und repressiven Maßnahmen unsere besondere Aufmerksamkeit“, so Fuchs.
Ein wesentliches Problem dabei bleibt aber auch der Drogenkonsum. Im Jahr 2019 stellte die Polizei 132 Fahrer fest, rund 17 Prozent mehr als 2018 (113), die unter Alkoholeinwirkung standen. Erschreckender ist da sogar noch der Anstieg der Drogenfahrer. 31 Prozent sind es mehr, waren es 104 im Jahr 2018, sind es 2019 schon 136 gewesen.
„Diese Feststellungen belegen eindeutig, dass durch gezielte und ständige Ausbildung der Beamtinnen und Beamten in den Einsatz- und Streifendiensten Ausfallerscheinungen durch Drogenkonsum bei Verkehrskontrollen und bei Verkehrsunfallaufnahmen schnell erkannt werden“, erläuterte Polizeioberrat Fuchs.
Die Feststellung von Fahrzeugführenden, die unter dem Einfluss von Alkohol und/oder anderen berauschenden Mitteln stehen, wird auch in diesem Jahr wieder einen Schwerpunkt in der polizeilichen Verkehrsüberwachung einnehmen, sodass mit der Überprüfung im Rahmen von Verkehrskontrollen zwingend gerechnet werden muss.
Fahrerflucht
Bei jedem fünften Verkehrsunfall flüchtete ein Beteiligter (meist der Verursacher) von der Unfallstelle. Immerhin: die Tendenz der vergangenen Jahre ist abgebremst, die Zahlen haben weniger stark zugenommen. Die Zahlen des abgelaufenen Jahres bewegen sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt zählte die Polizei 662 Fluchten, 2018 waren es 659. Die Aufklärungsquote belief sich im vergangenen Jahr auf 41,7 Prozent, 2018 waren es mehr: 45,8 Prozent.
„Das unerlaubte Entfernen vom Unfallort ist keine Bagatelle, es ist eine Straftat. Die Folge können eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren, eine Geldstrafe, eine Entziehung der Fahrerlaubnis und Punkte in Flensburg sein. Einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung dieser Taten können Zeugen leisten, die ihre Beobachtungen unverzüglich der Polizei mitteilen und die Aufnahme von Ermittlungen unterstützen. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass Geschädigte auf den entstandenen Kosten sitzen bleiben“, erläuterte Polizeioberrat Niklas Fuchs.
Handy am Steuer
Beeindruckend: in 1065 Fällen erwischten die Beamten Autofahrer mit Handy am Ohr. Das sind 1/3 mehr als noch 2018. „Wir haben unsere Überwachungsmaßnahmen nochmals deutlich intensiviert und werden auch in diesem Jahr wiederum einen Schwerpunkt in der Ahndung der Ablenkungsverstöße setzen. Ablenkung zählt zu den Hauptunfallursachen bei den schweren Verkehrsunfällen“, so Polizeioberrat Fuchs abschließend.