Gut 500 Menschen sollen in dieser Woche im Northeimer Impfzentrum ihre erste Impfdosis bekommen. Doch nicht immer befinden sich die gleichen Mengen in den Ampullen. So kommt es vor, das am Ende des Tages angefangener Impfstoff übrig bleibt, obwohl alle Termine abgearbeitet wurden. Statt ihn zu entsorgen, sucht und findet der Landkreis kurzfristig Impfempfänger – auch, wenn diese (noch) gar nicht impfberechtigt sind.
Stoff für die Polizei
Unter anderem sollen in der vergangenen Woche übrige Impfdosen an Polizeibeamte verabreicht worden sein. Daniel Ahrenbog von der Northeimer Polizeiinspektion bestätigt das. „Am vergangenen Donnerstag wurden u.a. zwei Polizeibeamte unserer Polizeiinspektion mit bereits aufgezogenen Restbeständen des AstraZeneca Impfstoffs geimpft.“
Er bestätigt auch, dass die Beamten vom Landkreis informiert und eingeladen wurden. Demnach „standen kurzfristig keine Personen aus der Gruppe der höchsten Priorisierung zur Verfügung, so dass, um den Impfstoff nicht entsorgen zu müssen, auf Personen aus der nachgeordneten Priorität zurückgegriffen wurde.“ Bei den beiden Beamten soll es sich bislang um die einzigen geimpften Polizeibeamten der Inspektion in Northeim handeln. Mitglieder der Polizei gehören zur dritten Dringlichkeitsstufe.
Weitere Reste
Grundsätzlich geben sich Landkreis und Impfteam aber große Mühe, den vorhandenen Impfstoff komplett zu verplanen. „Nach den Vorgaben des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sind alle Impfstoffdosen zwingend zu verimpfen“, betont ein Sprecher aus dem Kreishaus. Im Allgtag komme es „aber durchaus vor, dass beispielsweise für ausgefallene Impftermine am Ende des Tages relativ kurzfristig Ersatzpersonen gesucht werden müssen.“
Laut des Sprechers musste zumindest im Northeimer Impfzentrum noch kein Impfstoff entsorgt werden. Bleibt am Ende des Tages aber doch Impfstoff übrig, gebe es eine „Liste mit Personen, auf die ersatzweise zugegriffen werden kann.“ Auf diesen Listen finden sich zunächst Menschen der höchsten Priorisierungsstufe. „Erst wenn aus dieser Gruppe keine Personen zur Verfügung stehen, werden etwaige restliche Impfdosen absteigend auch in den Priorisierungsgruppen 2 und 3 verimpft.“
Der Landkreis bestätigt einen solchen Fall in der verganenen Woche, als die mobilen Teams insgesamt neun angefangene Impfdosen wieder mitbrachten. In diesen Fällen sei „besondere Eile“ geboten, da der Stoff innerhalb weniger Stunden nutzlos werde. „Sollten in derartigen Fällen dann nicht kurzfristig Personen der ersten Impfpriorität zur Verfügung stehen, wird auf die nächstniedrigere Priorität ausgewichen. So war es beispielsweise am vergangenen Donnerstag der Fall, als kurzfristig zum Abend hin 9 Impfdosen von AstraZeneca verimpft werden mussten, um nicht zu verfallen.“
Laut der Kreisverwaltung waren die beiden Beamten der Northeimer Polizeiinspektion „zeitlich und räumlich in der Lage (…), zeitnah im Impfzentrum zu erscheinen.“ Der restliche Imfstoff sei an weitere Personen abgegeben worden, die ebenfalls aus den genannten Kategorien stammten und kurzfristig verfügbar waren. Laut unbestätigten Informationen handelt es sich dabei um Ärzte und Pflegepersonal.
Mehr Impfstoff
Noch in dieser Woche sollen nach den Planungen des Landes auch erste Personen aus der Gruppe mit einer hohen Priorität für eine Covid-Schutzimpfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden können. Dies wäre jeweils dann möglich, wenn vor Ort bereits allen Personen unter 65 aus der ersten Gruppe mit der höchsten Priorität ein Impfangebot gemacht wurde und noch Impfstoff von AstraZeneca zur Verfügung steht.
„In der Gruppe mit der höchsten Priorität für eine Schutzimpfung gegen Covid-19 finden sich vergleichsweise wenige Personen, die mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden können, weil sie jünger sind als 65 Jahre“, sagt Niedersachsens Gesundheitsstaatsekretär Heiger Scholz.
„Wir erhalten von ersten Impfzentren bereits die Rückmeldung, dass vor Ort mehr Dosen dieses Impfstoffs zur Verfügung stehen, als impfberechtigte und impfwillige Personen aus dieser Gruppe. Wir werden den Impfzentren vor diesem Hintergrund ermöglichen, Personen, die jünger sind als 65 Jahre, aus der zweiten Priorisierungsgruppe mit dem Impfstoff von AstraZeneca zu impfen.“