Die Wahl von Bernard Krzepina zum neuen Kreisbrandmeister im Landkreis Northeim sorgt für Verstimmungen. Im Hintergrund rumort es bei der Kreisfeuerwehr. Eine offizielle Stellungnahme des Regierungsbrandmeisters Henning Thörel legt nicht nur rechtliche, sondern auch fachliche und konzeptionelle Bedenken offen. Die Kritik ist scharf – und offenbar begründet. Auch der designierte Kreisbrandmeister meldet sich nun zu Wort.

Fehlende Qualifikation: Ein Verstoß gegen geltendes Recht?

Laut Paragraph 21 Abs. 3 des Niedersächsischen Brandschutzgesetzes (NBrandSchG) muss ein Kreisbrandmeister bestimmte Qualifikationen nachweisen. Eine zentrale Voraussetzung ist die Teilnahme am Lehrgang „Verbandsführer“ an der Akademie für Brand- und Katastrophenschutz. Diese hat Krzepina nicht absolviert, merkt Regierungsbrandmeister Thörel an.

Thörel, der bis 2021 Abschnittsleiter des Brandschutzabschnitt Nord im Kreis Northeim war, sagt: „Der nach § 21 Abs. 4 NBrandSchG für die Funktion des Kreisbrandmeisters des Landkreises Northeim vorgeschlagene Erste Hauptbrandmeister […] erfüllt nach den aktuell vorliegenden Unterlagen nicht die Voraussetzungen.“

Das bedeutet: Die Wahl verstößt möglicherweise gegen geltendes Recht, da Krzepina die formalen Anforderungen nicht erfüllt. Laut Vorlage für die Kreispolitik sei ein entsprechender Lehrgang aber geplant. Zudem habe der Kandidat zwei Jahre Zeit, ihn nachzuholen. Doch der Vorschlag der Kreisverwaltung macht ihn notwendig. Die Qualifikation muss also rechtzeitig vorliegen.

Henning Thörel (rechts) mit Erster Kreisrat Jörg Richert

Ein Ausbildungskonzept auf dem Prüfstand

Noch alarmierender sei Krzepinas angekündigte Kehrtwende in der Feuerwehr-Ausbildung. Während das Land Niedersachsen auf eine modulare Grundlagenausbildung setzt – ein System, das vom Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) als „beispielhaft“ eingestuft wird – will der neue Kreisbrandmeister zurück zu alten Strukturen.

Thörel: „Eine Abkehr von diesem zukunftsorientierten Weg der Ausbildung im Landkreis Northeim würde perspektivisch zu einer Entkoppelung von der landesweiten Entwicklung und damit zu Kompatibilitätsproblemen mit der Ausbildung auf Landesebene führen“, heißt es vom Regierungsbrandmeister.

Mit anderen Worten: Krzepinas Plan könnte nicht nur die Nachwuchsausbildung gefährden, sondern auch die Kompatibilität der Feuerwehrstrukturen auf Landesebene erschweren.

Mangelde Erfahrung und problematische Aussagen

Auch über Krzepinas Eignung als Führungsperson gibt es erhebliche Zweifel. Besonders bedenklich sei laut Thörel die Aussage, eine lange Einarbeitung sei nicht nötig. Dies lasse darauf schließen, dass er sich kaum mit den komplexen Anforderungen des Amts auseinandergesetzt hat.

Der Regierungsbrandmeister kritisiert sagt: „Die Themen Katastrophen- und Bevölkerungsschutz nehmen einen ungleich höheren, perspektivisch weiter ansteigenden Umfang ein, so dass sich die Aufgaben in dem angestrebten Amt signifikant von denen der bisher ausgeübten Funktion eines Stadtbrandmeisters unterscheiden.“

Ein Kreisbrandmeister müsse nicht nur Feuerwehrstrukturen koordinieren, sondern auch den Katastrophenschutz auf Kreisebene mitgestalten.

Rückzug aus interkommunaler Zusammenarbeit?

Ein weiterer Punkt, der Stirnrunzeln in der Führung verursacht: Krzepinas Ankündigung, sich in Zukunft „auf Northeim fokussieren“ zu wollen. Das habe er noch am Wahlabend betont. Feuerwehr und Katastrophenschutz sind heute aber mehr denn je auf überregionale Zusammenarbeit angewiesen – sei es bei Großschadenslagen oder beim Aufbau spezialisierter Einheiten.

Thörel: „Die Ankündigung, sich künftig auf Northeim fokussieren zu wollen, führt zu erheblichen Irritationen und widerspricht eklatant der in der angestrebten Funktion unbedingt notwendigen Bereitschaft und Fähigkeit zu einer kreisweiten, und darüber hinaus auch kreisübergreifenden, interkommunalen Zusammenarbeit.“

Kritik aus der Kreisfeuerwehr selbst

Doch auch aus den eigenen Reihen gibt es Widerspruch. So liegen dem Regierungsbrandmeister Stellungnahmen der vier Brandabschnittsleiter vor, die sich eine Zusammenarbeit mit Krzepina schwer vorstellen können.

So heißt es in der Stellungnahme des Regierungsbrandmeisters: „Im Nachgang der Vorschlagswahl erreichte mich am 12.03.25 eine Stellungnahme der 4 Abschnittsleiter der Feuerwehren im Landkreis Northeim, in welcher die persönliche und fachliche Eignung des Vorgeschlagenen kritisch gestellt wird“, schreibt Thörel. „Auch hierin werden wesentliche Punkte genannt, die im Falle einer Übertragung der Funktion Kreisbrandmeister unmittelbare Auswirkungen auf den Bereich Katastrophen- und Bevölkerungsschutz im Landkreis Northeim haben werden.“

Wurde zum neuen Kreisbrandmeister gewählt: Bernard Krzepina

Das sagt der designierte Kreisbrandmeister

Auf Nachfrage äußert sich auch Bernard Krzepina zu den Vorwürfen. Unter anderem hat er für die kommenden Woche eine umfangreiche Stellungnahme angekündigt. Dabei will er sich auf die Anschuldigungen durch den Regierungsbrandmeister beziehen – zu dem es laut Krzepina bisher keinen Kontakt gegeben habe. „Wie will er mir die Eignung absprechen, wenn er mich nicht richtig kennt?“

Im Bezug auf die Stellungnahme sagt der designierte Kreisbrandmeister: „Es gibt Punkte, die unwahr sind oder aus dem Kontext gezogen sind.“ Konkret nennt er die vermeintlichen Änderungspläne und seine persönliche Eignung. Auch mit den Brandabschnittsleitern wolle er sich in naher Zukunft „an einen Tisch“ setzen. Die Wahl im Nachhinein abzulehnen, komme nicht in Frage. „Wenn man etwas verändern möchte, dann muss man auch dafür kämpfen.“ 

Und nun?

Die Wahl von Bernard Krzepina als Kreisbrandmeister ist nicht nur aus rechtlicher, sondern auch aus fachlicher Sicht offenbar problematisch. Warum wurde Krzepina trotz dieser Einwände überhaupt gewählt? Wie begründet sind sie wirklich? Und wer trägt die Verantwortung, wenn sich diese Entscheidung als folgenschwerer Fehler herausstellt? Der Kreistag muss das am 4. April entscheiden.

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